Richtig Navigieren im Dschungel der Stelleninserate

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Viele Studierende denken es reicht, ihre Bewerbungsunterlagen am Ende des Studiums einmal in Bestform zu bringen und dann auf möglichst viele Stelleninserate zu schicken. Wenn mein Background passt, wird die Firma mich dann schon zum Interview einladen. Vielleicht klappt dies tatsächlich einmal, aber attraktive Stellen ziehen oft sehr viele Bewerbungen an. Hier sind passgenaue Bewerbungsunterlagen ein grosser Wettbewerbsvorteil und kommen beim Gegenüber gut an. Hierfür ist es essentiell, dass du Stelleninserate richtig und aufmerksam liest.

Ein Jobinserat setzt sich klassischerweise aus folgenden Teilen zusammen: Nach dem Stellentitel wird die Firma beschrieben, gefolgt von den Tätigkeiten, die es auszuführen gilt. Dann folgt typischerweise eine Auflistung der technisch-fachlichen Muss-Kompetenzen, danach die Soll-Kriterien der Bewerbenden und erwünschten Soft Skills. Am Schluss steht die Information, wie die Bewerbung einzureichen ist. Was kannst du aus diesen Teilen nun herauslesen und wie deine Bewerbung darauf anpassen:

1. Der Stellentitel

Stellentitel oder Funktionsbezeichnungen werden von Firma zu Firma unterschiedlich verwendet. In kleinen Firmen wird schnell einmal von «Manager» gesprochen, in grösseren internationalen Firmen hingegen wird der Titel Manager nur für leitende Funktionen verwendet. Funktionen, die eine höhere Ausbildung fordern, sind dann lediglich als Associate, als Specialist oder gar als Administrator ausgeschrieben und beinhalten nicht zwangsmässig den Zusatz Manager. Auch wenn die Titel vielleicht schmeichelnd - oder im Gegenteil – eher unattraktiv erscheinen, schau immer bei den Aufgaben und Anforderungen nach, um die Stelle richtig einordnen zu können und zu entscheiden, ob du darauf passt oder nicht. Berücksichtige dieses Know-how auch bei den Key-words, die du in die Suchfelder auf den Jobportalen eingibst.

2. Firmenbeschrieb

Es kommt vor, dass nicht die Firmen selbst eine Stelle ausschreiben, sondern ein Personalvermittler dies in ihrem Auftrag tut. Bleibt die Firma dabei anonym, hast du wenige Möglichkeiten, vor der Bewerbung mehr über das Unternehmen zu erfahren. Ist die Firma hingegen genannt, nutze diese Information für eine erste Recherche. Sammle Informationen über Produkte, Organisation und Zukunftspläne der Firma. Ist die Homepage professionell und ansprechend? Kennst du jemanden, der dort arbeitet oder gearbeitet hat – checke hierzu deine Kontakte, z.B. über LinkedIn? Findest du Presseartikel? Versuche auf verschiedenen Kanälen an mehr Informationen zur Firma und zur aktuellen Situation zu kommen.

3. Tätigkeiten und Verantwortungen

In diesem Teil des Inserates wird meistens ein Extrakt aus der internen Stellenbeschreibung präsentiert. Oft sind die Tätigkeiten als Bullet-Points aufgelistet. Filtere hier die wesentlichen Elemente heraus und lass dich von unwesentlich erscheinenden Aufgaben nicht unnötig ablenken.

Verwende für deine Bewerbung nun denselben Jargon, Stil und die Sprache des potentiellen Arbeitgebers. Binde passende Tätigkeiten aus deinem Profil in derselben Sprache des Inserates in deinen Lebenslauf und dein Motivationsschreiben ein. Wenn du sinngemäss ähnliche oder dieselben Aufgaben gemacht hast, dies aber anders benennst, gehst du das Risiko ein, dass deine Fähigkeiten nicht gesehen und erkannt werden.

4. Profil

Bewirb dich auch auf Stellen, bei denen du nicht alle erwähnten Anforderungen erfüllst. Viele Bewerbende springen sofort zum gesuchten Profil und schauen, ob sie passen. Wenn du 50-70% der wesentlichen Anforderungen erfüllst, kannst du dich bereits bewerben. Die im Inserat beschriebene Person entspricht nämlich in der Regel einem Idealbild. Es gibt darin durchaus verhandelbare Fähigkeiten. Die Auflistung der Kriterien ist meist nach Wichtigkeit geordnet. Bei den später genannten Punkten, wie Sprachkenntnissen, Zusatzqualifikationen, etc., gibt es häufig Ermessensspielraum. Wichtig ist, dass du die geforderten Muss-Kriterien prominent in deinem CV platzierst.

Die in den Inseraten geforderten Adjektive deiner Persönlichkeit sind oft die «usual suspects»: Flexibel, dynamisch und eigenverantwortlich, unternehmerisch denkend, belastbar oder mit Willen zum Erfolg gehören genauso wie Zielstrebigkeit und Zuverlässigkeit dazu. Lass dich davon nicht zu sehr verunsichern. Vieles bringst du bereits durch dein ETH-Studium mit.

5. Wo und wie bewerben

Es ist wichtig, dass du hier den Angaben folgst, wie und wo die Bewerbung entgegengenommen wird. Oftmals wird ein Link angegeben, mit dem du deine Bewerbung hochladen kannst. In den Firmen haben sich in den letzten Jahren Systeme etabliert, die zum Teil aufwändige Bewerbungsprozesse fordern. In manchen Systemen werden sogar schon erste Selektionsfragen hinterlegt. Folge den Anweisungen genau und schliesse die Bewerbung ab. Diese Prozesse mögen unpersönlich und mühsam erscheinen, es wäre aber falsch deswegen von einer Bewerbung abzusehen. Viele Firmen haben die Prozesse auch aus Fairness eingeführt, damit alle Bewerbenden die gleichen Chancen haben. Lade alle ergänzenden Dokumente in guter Qualität hoch.

Sei nicht enttäuscht und nimm es nicht persönlich, wenn du nach deiner Bewerbung nie wieder was von der Firma hörst. Es kommt leider öfter vor, dass keine Absagen versendet werden, zuweilen nicht einmal Standardmails. Du kannst nach zwei bis drei Wochen aber deinerseits mit der Firma Kontakt aufnehmen.

 

Grundsätzlich gilt beim Bewerben: Probieren geht über Studieren – in diesem Sinn viel Erfolg und gutes Gelingen!

 

Weitere Tipps und Tricks findest du auf unserer Homepage (www.careercenter.ethz.ch) und darunter insbesondere in unserem Bewerbungsratgeber

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