Rubrik – geliebte und ungeliebte Kommentare und Leserbriefe zur Stadtentwicklung:

(Section - popular and unpopular comments and letters to the editor on urban development)

Verkehr, der tötet

In Anbetracht einer Gesellschaft, die uns im gegenseitigen Einverständnis so abgesichert zu sein scheint, wirkt diese Erkenntnis bedrückend, geradezu brutal:

Im deutschen Straßenverkehr herrscht ein unentwegter Sozialdarwinismus, wonach sich in der Regel der Stärkere durchsetzt — ein Geschehen mit oft tödlichen Folgen.

Die Ellbogen-Gesellschaft auf der Straße wird im städtischen Raum am deutlichsten. Opfer sind zumeist nicht diejenigen, (ein beliebtes Klischee die „Radrowdys“) die sich risikoreich gegen dieses „Naturgesetz“ stemmen. Es sind hauptsächlich die sogenannten vulnerablen Gruppen. Auffällig viele, die – und das ist so schockierend(!) – sich eigentlich vorsichtig verhalten.

Derweil wird auf der Straße aufgerüstet mit immer mehr Autos, Motorenstärke und Fahrzeuggröße. Auch das Absperren und Einhegen von Radwegen ist leider als Aufrüstung – wenn auch gezwungenermaßen — in der Gestaltung des öffentlichen Raumes zu sehen. Das Gegeneinander wird zum gebauten Funktionsbild, als alltägliche Selbstverständlichkeit akzeptiert.

Ein humanes Miteinander der Verkehrsgestaltung im öffentlichen Raum geht davon aus, dass der schwächste und langsamste Teilnehmer den Maßstab bildet, uns zwar überall!

Eine Utopie?! – In Großbritannien gibt es gerade einen Wandel in der Verkehrsgesetzgebung, wonach stets der Schwächere im Konfliktfall, ins Recht gesetzt wird („Neuer Britischer Highway-Code“). Bei einem Unfall am Zebrastreifen in der Schweiz bekommt grundsätzlich der Autofahrer die Schuld, zudem gibt es empfindliche Strafen. Das erzeugt dort ein anderes Bewusstsein, so dass schon die Nähe eines Fußgängers an einer Kreuzung zum Abbremsen der ankommenden Fahrzeuge führt.

— Unser aller Umdenken ist hierzulande dringend gefordert im Alltag, aber auch in der Gesetzgebung.