Schickt die Helden in die Wüste
Im komplexen, dynamischen Umfeld von heute sind Unternehmen in einem Höchstmaß gefordert, beweglich, schnell und innovativ zu sein. Das funktioniert nur, wenn sich Chefs von alten Verhaltensmustern verabschieden. Was bedeutet das für die Führungsarbeit der Zukunft?
Für ihren Mut, ihre herausragenden Eigenschaften gibt es Bewunderung in den Mythen und Legenden jeder Kultur: Helden! Wir alle sind mit Erzählungen über Superhelden aufgewachsen, die als große militärische oder politische Führer, im Kino als Superman oder Wonder Woman gegen Widrigkeiten aufgestanden sind und gekämpft haben. Wer heute eine Führungsrolle inne hat, sollte sich aber lieber nicht an diesen Vorbildern orientieren.
Warum? Für die meisten Menschen ist eine Führungskraft heute immer noch jemand, der (oder die) Verantwortung trägt, mit dem alles steht und – fällt. Charismatische, allwissende, mächtige, einflussreiche Protagonisten, ja Leitwölfe, die wegen ihrer unschlagbaren Fachkompetenz und Persönlichkeit imstande sind, Organisationen durch stürmische See zu steuern. Wen wundert’s da, dass sich diese Führenden oft dazu berufen fühlen, wie Helden zu agieren. Nicht selten führt das zu übersteigertem Selbstbewusstsein, Arroganz, Mangel an Selbstreflexion und am Ende – zu einem autoritären Führungsstil: Wichtige Entscheidungen werden im Alleingang gefällt, klare Ansage, was zu tun ist, auftretende Probleme werden stets selbst gelöst. „Ich hier oben, die da unten“ macht sich breit.
Bei genauer Betrachtung erweist sich dieser Führungsstil nicht immer als zielführend: Entscheidungen stellen sich hinterher oft als Flop heraus, Teams sträuben sich entweder gegen die Autorität des Chefs oder ducken sich weg. Machtkämpfe werden wichtiger als das Tagesgeschäft. Untergebene werden mehr und mehr zu Speichelleckern, wetteifern um die Gunst des „Helden“. Bunkermentalität, Dienst nach Vorschrift und sinkende Produktivität sind die Folgen. „Wenn der Alte es so haben will, dann kriegt es auch so“. Im Ernstfall kommt es zur Eskalation: Der Häuptling reagiert noch aggressiver, um die Dinge wieder in Gang zu bringen. Mikromanagement und Mobbing greifen um sich und werden zur kulturellen Norm im Unternehmen. Ganz bitter: Neue Mitarbeiter lernen bereits in der Onboarding Phase, dass dieses Verhalten toleriert, ja, geradezu erwartet wird.
Zu allem Überfluss hat sich dieses Bild der heldenhaften Führungskraft auch im Bewusstsein der Gesellschaft offenbar fest verankert. Menschen sind hingerissen vom starken Kommandeur an der Spitze, der alles entscheidet und weiß, wohin die Reise geht.
Helden haben ausgedient
Doch können wir uns diese Art des Führens in Zukunft noch leisten? Statt Mitarbeiter zu kommandieren, zu kontrollieren, ist es besonders in unsicheren Zeiten des Wandels wichtiger, sie mitzunehmen auf dem Weg zum Ziel, Meinungsvielfalt zuzulassen, gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Dafür braucht es Anerkennung, Vertrauen und Wertschätzung. Also genau das Gegenteil einer One-Man-Show: keinen autoritären Führungsstil, der Ideen und Initiativen der Mitarbeiter im Keim erstickt, ihre Talente nicht erkennt und einsetzt, keinen Chef, der Mitarbeiter ohnmächtig und distanziert zurücklässt. Nein, wir brauchen Führende, die ihr Team mitgestalten lassen, Aktivitäten und fremde Ideen unterstützen, Zusammenarbeit fördern. Nicht bestimmen, was zu tun ist, sondern eine Umgebung schaffen, in der ihre Experten selbständig und erfolgreich arbeiten können. Nicht motivieren, sondern Demotivation beseitigen.
Den Mitarbeitern nur zu sagen, was sie zu tun haben, macht keinen guten Chef aus. Eine echte Führungskraft geht mit guten Beispiel voran, sie schaut nicht nur zu und kritisiert, sondern tut selbst das, was sie von ihren Leuten verlangt. Das schafft Vertrauen und Wertschätzung. Während die Führungskraft von gestern ihre Macht über ihre „Amtsautorität“ geltend machen konnte, nimmt der echte Anführer der Zukunft dann Einfluss (Influence), wenn er ansteckend ist wie eine Grippe (Influenza) und die Menschen für sich, die gemeinsamen Ideen, Visionen und Ziele begeistern kann.
Die Vorteile neuer Führung
Zugegeben – es ist eine echte Herausforderung, die bisherigen Verhaltensmuster der älteren Führenden zu verändern. Beim Führungsnachwuchs erlebe ich dagegen im Coaching ein rascheres Verständnis für moderne Führung. Sie adaptieren die neuen Anforderungen für sich und setzen sie unkompliziert im Alltag um.
Die Vorteile, die sich daraus ergeben, liegen auf der Hand. Diese neue Führung „verleiht Flügel“. Mitarbeiter erleben ein Gefühl der Wertschätzung, Anerkennung und des Teilhabens. Talente werden freigesetzt, die Performance wird gesteigert. Teams werden ermutigt, Eigeninitiative zu entwickeln, flexibler zu agieren, mehr Engagement zu entwickeln. Es entsteht mehr Produktivität – ganz ohne Gehorsam – und ohne Helden an der Spitze. Mitarbeiter entwickeln in dieser Form der Führung schnell Stolz auf „ihr“ Unternehmen. Sie verbreiten als Vorbilder (Botschafter) diese Werte im gesamten Betrieb. Das spricht sich auch im Arbeitsmarkt herum. Schritt für Schritt wird so das Unternehmen zu einem attraktiven Arbeitgeber, bei dem man gern beschäftigt sein möchte.
Autor
Albrecht von Bonin
avb Management Consulting
GM bei autark-hotel-management
7 JahreEs ist immer wieder erstaunlich, dass man auch heute noch auf solche "Helden" trifft. Im H.I.M. wäre ein solches Verhalten völlig kontraproduktiv.
🌍Head of Quality Assurance / Former QA-Manager at Audi AG / After Sales Product Influence Manager and Representative at SEAT S.A. / Passion for Quality and Sports Cars (Creative Mind) I'm ready for the next step!
7 JahreThe magic key is social skills... What do you and other employees want from your workplace on a daily basis? To be treated with dignity and respect is the most common answer. Help each other. People who respect each other help each other.
geologist · explorer · discoverer human & nature - whereever ..
7 JahreOk, ich betreue die 'Helden' dann hier 'vor Ort' (Atacama-Wüste, Chile).
Professional photographer 📷🎞
7 Jahre'Bird ostrich tactics'...🕳💤... I'm gone🎋
Freelance Artist - Musician
7 JahreSchöne Foto ~.~ im Moment will ich kein Komentar schreiben.