Selbstständigkeit: Alles Feenstaub und Einhornzucker?
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Selbstständigkeit: Alles Feenstaub und Einhornzucker?

Wow, bei dir läuft es ja richtig gut! Unglaublich, wie du alles im Griff hast. Du bist ein richtiges Energiebündel. Habe ich das wirklich? Bin ich das tatsächlich? Fällt mir immer alles so leicht, wie es gegen aussen wirkt?

Was wir auf den ersten Blick sehen, ist nicht die ganze Wahrheit. Wir treffen uns an Netzwerkanlässen, machen Small Talk, tauschen uns über unsere Erfahrungen aus. Wir posten auf Social Media, teilen unsere Erlebnisse, hinterlassen Kommentare. Und obwohl immer mehr Menschen einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen gewähren, gibt es immer noch zu wenig dieser Beiträge. Denn wer spricht schon gern darüber, dass ihm nicht immer alles so leichtfällt, wie es den Eindruck macht?

Zeit also, einmal das zu zeigen, was nicht glitzert und glänzt. Denn so viel Spass es auch macht, ein eigenes Unternehmen zu führen: Es ist noch längst nicht immer alles Feenstaub und Einhornzucker. Hier kommen meine 3 Geständnisse.

Geständnis 1: Ich bin nicht 24/7 ein Energiebündel.

Ja, ich habe gefühlt tausend Projekte am Start. Und ja: Ich brenne für jedes einzelne davon. Darum habe ich auch viel Energie, um sie in die Tat umzusetzen. Das heisst aber noch lange nicht, dass diese Energie unendlich ist. Ich düse keineswegs nonstop wie ein Duracell-Hase durch den Tag. Manchmal bin ich einfach nur müde. Möchte einfach nur schlafen. Und frage mich, wie ich das alles schaffen soll. Zum Glück ist das jeweils nur von kurzer Dauer. Aber es gibt sie, diese Durchhänger. Diese Momente, in denen die Batterien leer sind und in denen ich deutlich spüre, wie viel Kraft es braucht, ein eigenes Unternehmen zu haben. Also, um die Frage zu beantworten, ob ich ein Energiebündel bin: Manchmal bin ich es und manchmal nicht. So wie alle anderen Menschen auch.

Geständnis 2: Ich habe nicht immer alles im Griff.

Und das nervt mich dann so richtig. Denn ich bin Perfektionistin durch und durch. Ich liebe es, wenn alles punktgenau ist. Wenn alles bis ins Detail stimmt, kein Komma sich verirrt und kein Buchstabe fehl am Platz ist. Ich möchte den Jahresabschluss schon im Januar erledigt haben, würde gern alles auf die Minute genau durchtakten und am liebsten jeden Abend hinter jede Pendenz einen Haken setzen. Das ist aber schlicht und einfach unrealistisch. Es kommt immer mal wieder etwas dazwischen: ein Anruf, ein Meeting oder ganz einfach das Leben. Und das ist gut so. Auch wenn es mir nicht immer gelingt, diese Tatsache zu akzeptieren.

Geständnis 3: Ich habe Selbstzweifel.

Natürlich weiss ich, was ich kann. Und dass ich das gut kann. Trotzdem plagen mich hin und wieder Selbstzweifel. Denn auch ich vergleiche mich ab und zu mit anderen (Seien wir mal ehrlich, das tun wir doch alle?). An einem guten Tag fällt dieser Vergleich zu meinen Gunsten aus. An einem schlechten Tag stelle ich aber mich, meine Kompetenzen und meine Entscheidungen in Frage. Dann rede ich darüber. Oder ich folge dem bekannten Sprichwort: Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Decke über den Kopf, herunterfahren, neu starten. Bewirkt Wunder.

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss.

Und das ist die Tatsache, dass ich trotz all dieser Momente meine Entscheidung nie bereut habe. Auch wenn ich mich gelegentlich müde durch den Tag kämpfe, von Selbstzweifeln geplagt werde und nicht immer alle Pläne aufgehen: Ich liebe das, was ich tue. Ich lebe für meinen Beruf. Jeden Tag aufs Neue. Manchmal mit Feenstaub und Einhornzucker. Und manchmal ohne.

Yvonne Ineichen

Texte und Konzepte, die treffen – den Verstand und mitten ins Herz. Für Unternehmen, Marken, Produkte. | wortsprudel.ch

8 Monate

Meine Stolpersteine teile ich seit dem Beginn meiner Selbstständigkeit. Das jedoch bevorzugt auf anderen Kanälen, weil ich hier einfach nicht sooo aktiv bin. Mir hilfts, darüber zu reden. Weil ich so gleichzeitig verarbeiten und reflektieren kann. Ausserdem müssen andere ja nicht die gleichen Fehler machen. Zudem ist es nur menschlich, dass Erleben und Wirken wellenförmig verlaufen. Warum sollte das in der Selbstständigkeit anders sein? Mit meiner Offenheit kann ich andere ermutigen und inspirieren. Aber tatsächlich präsentieren viele in den sozialen Medien ihr Leben häufig als eine einzige Urlaubsreise. Wir habens in der Hand, das zu ändern.

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