Sexueller Missbrauch ist ein Tabuthema, das dringend unsere Aufmerksamkeit benötigt!

Sexueller Missbrauch ist ein Tabuthema, das dringend unsere Aufmerksamkeit benötigt!

Das Leid aber ruht verborgen im tiefsten Winkel des Herzens. Sorgsam breitet man dichte Schleier darüber, damit kein fremder Blick es störe.


Sexueller Missbrauch umfasst alle sexuellen Handlungen, die gegen den Willen oder ohne die Zustimmung einer Person geschehen. Ziel ist häufig, Macht und Kontrolle über das Opfer auszuüben. Betroffe sind Menschen aller Altersgruppen und Geschlechter, und solche Taten finden oft in vertrauten sozialen Beziehungen statt. Insbesondere sexueller Missbrauch an Kindern ist eine gravierende Form sexualisierter Gewalt, bei der Täter ihr Macht- und Autoritätsverhältnis ausnutzen. Diese sexuellen Handlungen erfolgen häufig unter Ausnutzung von Vertrauen und Abhängigkeiten. Opfer werden oft zum Schweigen verpflichtet. Sexueller Missbrauch kennt keine sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Grenzen und tritt in allen Gesellschaftsschichten zu.

In meiner Arbeit als Erzieherin in der stationären Kinder- und Jugendhilfe erlebte ich in den letzten Jahren immer wieder Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Biografien. Einige erlebten in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch. Die Auswirkungen ihrer Traumata reichen weit. Die Täter wurden oft nicht bestraft, aufgrund mangelnder Beweislage oder fehlender Aussage. Manche wurden im Laufe der Zeit selbst zum Täter, junge Mädchen, die ihre Körper verkauften. Von Depressionen bis hin zu Suizidgedanken und selbstverletzendem Verhalten. Von massiver Überanpassung bis hin zu Wut und Verzweiflung, welche sich durch impulsive oder aggressive Handlungen zeigen. Depressionen und Ohnmacht sind eine Folge dessen. Diese Kinder und Jugendlichen leiden oft unter tiefen Schuld- und Schamgefühlen, haben ein sehr schlechtes Selbstbild und haben oft mit Selbsthass zu kämpfen. Selbstverletzung ist manchmal ein Weg für sie, den inneren Schmerz sichtbar und kontrollierbar zu machen. All diese Verhaltensweisen sind letztlich Überlebensstrategien, um weiter zu existieren. Es erfordert Fingerspitzengefühl, dies zu sehen und zu erkennen und vor allen Dingen manches herausforderndes Verhalten nicht persönlich zu nehmen, sondern das Leid hinter der Person wahrzunehmen. Unverarbeitet kompensieren sie oft ihre eigene Ohnmacht durch Regelbruch und inszenieren Chaos um sich herum, um das Gefühl zu wahren, die Kontrolle zu behalten.

In der Gesellschaft anzukommen ist oft ein langer Weg. Die Verantwortung für ihr Leben wieder zu übernehmen, fällt ihnen schwer und ein Kreislauf von Schul- und Ausbildungsabbrüchen und Perspektivlosigkeit entsteht. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) können die schulische und berufliche Laufbahn stark beeinträchtigen. Manche rutschen ab in die Kriminalität, in den Drogenkonsum, um ihr Trauma nicht zu fühlen. Sie betäuben ihre Erinnerungen und den Schmerz. Es ist der Versuch, mit dem Erlebten umzugehen, was sie letztendlich nur noch tiefer fallen lässt. Ohne professionelle Hilfe ist es schwer, sich aus diesem destruktiven Kreislauf wieder zu befreien.

Sexueller Missbrauch ist oftmals so tief von Scham und Angst geprägt, dass Betroffene oft über viele Jahre hinweg schweigen. Die Überlebenden kämpfen oft mit tiefsitzenden Schuldgefühlen. Sie erleben, dass ihnen nicht geglaubt wird, ihre Erfahrungen hinterfragt werden, wenn sie den vorsichtigen Versuch wagen, darüber sprechen zu wollen. Die Gesellschaft schaut lieber weg, als sich einzugestehen, dass Missbrauch meist im unmittelbaren Umfeld durch Familie, Freunde und Verwandte stattfindet. Die Folgen für die Überlebenden von sexualisierter Gewalt sind weitreichend und sind nicht selten mit lebenslangen Auswirkungen verbunden. Von sexualisierter Gewalt Betroffene erleben tiefgreifende Traumata, die zu unterschiedlichen Störungen wie Angststörungen, Depressionen, sozialen Problemen, Suchtverhalten und Bindungsängsten führen können. Es findet oft ein Rückzug über Jahre hinweg der Opfer statt, aus Angst, sich anderen Menschen anzuvertrauen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Verarbeitung ist ein langer und schmerzhafter Prozess und erfordert oft professionelle Unterstützung.

Ein Kind kann sich gegen sexuelle Gewalt nicht wehren und ist dieser immer schutzlos ausgeliefert. Laut verschiedenen Studien und Statistiken äußern sich Kinder, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, oft erst nach mehreren Versuchen oder gar nicht. Es wird geschätzt, dass ein Kind im Durchschnitt bis zu 7–10 Mal über seine Erfahrungen sprechen muss, bevor es ernstgenommen wird oder die nötige Unterstützung erhält. Es ist längst an der Zeit, dass wir Verantwortung übernehmen und uns für eine Enttabuisierung einsetzen.

Wie können wir Warnsignale wahrnehmen?

Sexueller Missbrauch äußert sich oft in unspezifischen, aber ernstzunehmenden Anzeichen.

  • plötzliches Rückzugsverhalten
  • Schlafstörungen
  • untypische Aggressionen
  • übermäßiges Schamgefühl
  • Stimmungsschwankungen
  • Ängste und Phobien
  • mangelndes Vertrauen zu Erwachsenen
  • Schulprobleme
  • psychosomatische Symptome
  • regressive Verhaltensweisen
  • negatives Selbstbild mit plötzlicher Verhaltensänderung


Die meisten Täter sind den Opfern vertraut, wie Familienangehörige oder Bekannte. Betroffen sind Mädchen und Jungen, sogar Säuglinge und Kleinkinder.  Es ist wichtig, sensibel auf die Äußerungen von Kindern zu reagieren und die Verantwortung für den Missbrauch niemals auf die Opfer abzuwälzen.

Verhältnis der Täter zum Opfer - dabei sollte doch gerade die Familie ein sicherer Ort für Kinder sein.

  • Bekannte         70 – 90 %
  • Verwandte        30 – 50 %
  • Fremde            10 – 30 %

 

Sexueller Missbrauch kann nur verhindert werden, wenn die Gesellschaft bereit ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Dies erfordert Achtsamkeit und Sensibilisierung, sich dem Thema offen zu stellen und hinzuschauen.

Lasst uns gemeinsam das Schweigen und Tabus brechen, damit sexualisierte Gewalt keinen Raum mehr hat!









Bernd Kiesewetter

MISSION VERANTWORTUNG® | Coaching & Mentoring | seit 39 Jahren Unternehmer (verschiedene Branchen) | "Berlins Erfolgscoach Nr. 1" (98.2 Radio)

2 Monate

Danke für Ihren Einsatz 💛🙏🏼

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