Sharing Systeme im Gesundheitswesen Case Study: evita – ein Gesundheitsdossier im Dienst von Medizin und Forschung
In der Schweiz existieren unterschiedliche Cloud Services zur Aufbewahrung von persönlichen Gesundheitsdaten. Die meisten davon beschränken sich auf einzelne Aspekte wie Allergien, Fitness oder den Zugang zu medizinischen Dokumenten, der in der Schweiz per Bundesgesetz geregelt ist. Eine in der Medizinwissenschaft geschätzte Ausnahme ist evita von Swisscom Health. evita ermöglicht sowohl das Abspeichern und Teilen von medizinischen Daten als auch die Einbindung von Sensordaten – von einfachen Consumer Apps bis hin zu komplexeren Vitaldaten. Alle gesammelten Informationen können direkt mit einem behandelnden Arzt geteilt werden.
Die Vorteile eines solchen Sharing Systems werden aktuell mit einer grossangelegten wissenschaftlichen Studie mit COPD-Patienten untersucht. Die Ergebnisse der Pilotstudie weisen bereits vielversprechende Ergebnisse vor.
Methodik
Sowohl die abgeschlossene Pilotstudie als auch die geplanten Folgestudien basieren auf derselben Methodik: Die teilnehmenden Patienten füllen einmal täglich einen Fragebogen via evita aus und beantworten wöchentlich die Fragen des sogenannten CAT Score online. Letzterer ermittelt einen Wert, der die Entwicklung des Befindens misst und direkt vom Arzt und dem Behandelnden eingesehen wird. Bei einer signifikanten Verschlechterung des Scores führt das Studienteam eine Telefonkonsultation mit dem Patienten durch und überweist gegebenenfalls an den behandelnden Arzt.
Die Lebensqualität verbessern
Durch die Früherkennung von akuten Exazerbationen von COPD-Patienten soll die Anzahl von Notfällen und Klinikaufenthalten reduziert werden: «Wir hoffen, dass eine solche Betreuungsform zusätzlich zur aktuellen bestmöglichen Behandlung die Lebensqualität verbessern kann», erklärt Dr. Frank Rassouli, Oberarzt am Kantonsspital St. Gallen und Leiter der Pilotstudie. «Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, dass auch die notfallmässigen Spitaleintritte vermindert werden können. Diese stellen kritische Ereignisse im klinischen Verlauf des Patienten dar und sind auch mit einer hohen finanziellen Belastung des Gesundheitssystems verbunden.»
Pilotstudie: Erfolgsversprechende Ergebnisse
Die Pilotstudie untersuchte von Februar 2015 bis Januar 2016 die generelle Machbarkeit und die Akzeptanz der Patienten. Die Studie erfolgte mit 48 Patienten des Kantonsspitals St. Gallen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren, wovon 94% die Untersuchung bis zum Ende unterstützten und den Fragebogen mit einer Rate von 88% täglich ausfüllten. Die Patientenzufriedenheit in der Studiengruppe stieg von 8.0 auf 8.7 Punkte an. Des Weiteren konnten 60 Episoden von AECOPD frühzeitig erkannt und geeignet behandelt werden. Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass telemedizinische Methoden einen Beitrag zur Kostensenkung sowie zur Verbesserung der Lebensqualität von chronisch Erkrankten leisten können. evita hat sich dabei als geeignete Plattform für die telemedizinische Unterstützung bewährt und wird bereits bei ausgewählte Patienten im Klinikalltag eingesetzt.
Die Ergebnisse der Pilotstudie werden zurzeit mit Folgestudien weiter untersucht. Unterstützt wird die Forschung vom Kantonsspital St. Gallen, dem Universitätsspital Zürich, dem Universitätsspital Basel sowie der Waldburg Zeil Kliniken in Wangen im Allgäu.
Ein interessantes Interview mit Dr. med. Frank Rassouli finden Sie hier...
Die dokumentierten Studienergebnisse wurden im August 2016 publiziert:
Telehealthcare for Chronic Obstructive Pulmonary Disease in Switzerland Is Feasible and Appreciated by Patient, Respiration DOI: 10.1159/000448377, Clinical Investigations
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