Sich einlassen
Das Spanische “Enlace” übersetze ich seit diesem Sommer mit “sich einlassen”. Für mich passt es, und das hat zu tun mit unserem Sommerprojekt 2020: “Enlace” hieß auch die diesjährige Konferenz des “Red Cameral”, einem Netzwerk aus peruanischen Industrie- und Handelskammern. Enlace-Konferenzen gab es bereits 2018 & 2019, Kollegin Beate Heimberger hat das Netzwerk und die Konferenzen mit aufgebaut.
2020 hingegen ist alles anders: Reisen sind nicht möglich - also auch nicht eine Neuauflage des früheren Konferenz-Konzeptes. Stattdessen?
Verbinden, Verknüpfen, Verlinken: Enlazar!
Eigentlich heißt “Enlace” Verbindung, Verknüpfung, Verlinkung. Auch hier: Wie gelingt es, das Bekannte mit dem Neuen zu verbinden, das sicher Geglaubte mit dem Unsicheren, die Einen mit den Anderen - und das, ohne vorhersehen zu können, welche Themen relevant sein werden, Ende August, wenn die Konferenz online stattfinden soll. Planungsstart war Anfang Juni.
So entstand die Idee einer prozess-orientierten Herangehensweise. An ihrem Ende sollte deutlich sein, was Vertreter von Wirtschaft, Politik und Unternehmen für relevant und angemessen halten angesichts der profunden Krise. Gleichzeitig würde die technische Plattform erst entstehen, die diesen Prozessen Raum gibt.
Es gilt einiges auszuhalten: Dass man nie ausreichend sicher sein kann, dass man nie der perfekte Experte ist, dass Verbindungen wichtiger sind als das eigene Ego...
Mit innerer Varianz auf äußere Komplexität antworten
Im Ergebnis ist “Enlace 2020” als Leuchtturm gesetzt worden. Aus einer Kette von Dialogen über die verschiedensten Szenarien ist eine breit aufgenommene Agenda für die Konferenz entstanden. Aus den Vorgesprächen, den als Podcasts verbreiteten Interviews, den Panels und Beiträgen ein anhaltender Weg-Weiser, der weit über die Pandemie hinaus Orientierung gibt.
Abweichen vom Gewohnten, gewohnten Formaten und Handlungsweisen, im großen, wie im kleinen, sich “auseinandersetzen” (und auch wieder zusammen), wenn Differenzen sichtbar wurden, die Krise als Katalysator ist ein Motiv, dass vielfach herangezogen wird. Massgeblich dafür ist aus unserer Sicht die Qualität der Ausgangsverbindungen, die katalysiert werden (um die chemisch-physikalische Metapher noch weiter zu spinnen).
Bei uns waren es weitreichende, vertrauensbasierte Netzwerke, die wir mit Mut schnell neu verknüpfen konnten. So entstand ein breit gefächertes Portfolio an Kompetenzen, ein tragfähiges, großes Netz, durch das unser Tanz mit der Komplexität erst möglich wurde.
Beobachtungen & Hypothesen:
- Resilienz von Organisationen und Netzwerken entsteht aus der Qualität ihrer internen wie externen Beziehungen sowie der Befähigung, schnell neue, situations-relevante Verbindungen zu knüpfen
- Diese Resilienz ist der Ausgangspunkt für ein gutes Durchlaufen von Krisen, dafür, einen positiven Beitrag zur Krisenbewältigung zu leisten
- Krisenbewältigung ist ein komplexer Prozess. In komplexen Prozessen muss immer unter Ungewissheit entschieden werden (das ist das Wesen von Komplexität) und sie sind immer ergebnisoffen.
- Es gilt einiges auszuhalten: Dass man nie ausreichend sicher sein kann, dass man nie der perfekte Experte ist, dass Verbindungen wichtiger sind als das eigene Ego, dass am Anfang zwar ein Weg erkennbar ist, das Ziel aber schemenhaft bleibt, bis man es erreicht hat.
Wenn man sich drauf einlassen kann, geht’s immerhin voran!
Hier gehts zur Seite der Online-Konferenz: enlace.redcameral.org