Sich selbst reflektieren und besser werden
gesehen unter zeit.de

Sich selbst reflektieren und besser werden

(Dieser Beitrag erschien in meiner Kolumne in der NZZ am Sonntag)

Eine Vielzahl der Fragen in meinen Beratungen zielen darauf ab, mehr Selbstvertrauen zu erlangen: Sportlerinnen und Sportler wollen sich sicherer fühlen, mutiger werden, gelassener sein. Wer sich nicht gut fühlt, ist quasi gezwungen, sich selbst zu hinterfragen, und ist somit eher bereit, Unterstützung zu suchen und anzunehmen. Wer hingegen ein starkes Selbstvertrauen hat, bleibt auch bei Misserfolgen optimistisch und blickt schnell wieder nach vorne; deshalb sind diese Personen auch seltener in meiner Praxis anzutreffen. 

Es stellt sich jedoch die Frage: Was ist ein gesundes Mass an Selbstvertrauen? Es gibt nämlich auch jene Personen, die mit einem äusserst starken Selbstwertgefühl ausgestattet sind und die sich dadurch ständig selbst überschätzen. Das kann unter Umständen zu häufigen Verletzungen führen, weil die Risikoabschätzung nicht stimmt: Das eigene Können wird überschätzt, und die Situation wird unterschätzt. 

Es ist daher für alle ratsam, das eigene Denken und Handeln immer wieder zu hinterfragen, sich selbst zu reflektieren, auch wenn man vielleicht gar nicht das Bedürfnis hat und nicht meint, etwas ändern zu müssen. Denken Sie daran: Es geht um Ihre Gesundheit! Zudem sind sportliche Entwicklungsschritte eher möglich, wenn aus den eigenen Erfahrungen gelernt wird, statt stets nach vorne zu preschen. 

Sie sollen auch stolz sein auf Ihr Selbstvertrauen – es macht Sie schliesslich zu der Person, die Sie sind. Werden Sie sich jedoch gewisser Eigenschaften bewusst: Wiederholen Sie für sich etwa «Ich bin sehr mutig» vor einem Training oder Wettkampf. Das kann helfen, dass Sie in risikoreichen Situationen gelassener bleiben, sich kontrolliert verhalten und so etwa einen platten Reifen, eine Rempelei oder einen Sturz verhindern können. 

Und arbeiten Sie an Ihrer Selbsteinschätzung, indem Sie in Trainings eine Prognose zu Ihrem zu erreichenden Ziel oder zu Ihrem Verhalten machen. Vergleichen Sie im Nachhinein Ihre Prognose mit dem tatsächlichen Ergebnis: Stimmen die Werte überein? Falls sie nicht übereinstimmen: weshalb? Oder fragen Sie Trainer oder Trainingspartner nach einer Fremdeinschätzung und vergleichen Sie diese mit Ihrer Selbsteinschätzung. Was können Sie persönlich daraus lernen? Sehen Sie Veränderungsbedarf oder Optimierungspotenzial? 

www.romanafeldmann.ch

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen