Sichtbarkeit und Networking: Die Bedeutung einer eigenen (digitalen) Stimme

Sichtbarkeit und Networking: Die Bedeutung einer eigenen (digitalen) Stimme

Und der Digital Female Leader Audience Award 2019 geht an… Ich war live dabei und möchte Ihnen an dieser Stelle berichten, worum es beim Audience Award und dem diesjährigen Motto „bigger, stronger, more diverse“ (größer, stärker, vielfältiger) geht. In der digitalen Welt und darüber hinaus sichtbar und gut vernetzt zu sein, kann eine entscheidende Triebfeder für die eigene Karriere, aber auch für Innovationen und Erfolg sein. Doch manchmal ist es gar nicht so einfach, sich selbst für andere sichtbar zu machen.

Am 30. November 2019 wurden wieder die Digital Female Leader Awards (DFLA) verliehen. DHL Consulting war Sponsor des Audience Awards, und es war mir eine große Freude, Teil dieses inspirierenden Events zu sein. Unter dem Motto „bigger, stronger, more diverse“ kamen Frauen zusammen, die überall in der Gesellschaft Digitalisierung gestalten und voranbringen.

Die DFLA und insbesondere der Audience Award haben für mich eine ganz besondere Bedeutung. Der Audience Award gibt dem Publikum die Chance, für die Frau zu stimmen, die uns am meisten inspiriert. Dieser Award und seine diesjährige Gewinnerin Lena Immel von der Deutschen Telekom sind ein Appell an uns alle, unsere Komfortzone zu verlassen. Der Award ermutigt Frauen, über ihre Ideen, Projekte und Erfolge zu sprechen – meiner Meinung nach ein unabdingbarer Schritt für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Warum? Das erfahren Sie hier:

Die Bedeutung einer eigenen (digitalen) Stimme

Bis heute stehen wir, was die Gleichberechtigung in der Arbeitswelt und ganz besonders auf Management-Ebene angeht, noch vor großen Herausforderungen. Auch bei DHL Group ist der Frauenanteil unter den Führungskräften weiterhin niedrig: Er liegt bei 22,1 Prozent. Die Logistik-Branche bildet hier jedoch keine Ausnahme; nahezu alle Branchen zeichnen ein ähnliches Bild. Das zeigt uns, dass trotz der Fortschritte der letzten Jahre unsere Arbeit noch nicht getan ist.

Gerade als Führungskräfte sind wir dafür verantwortlich, Frauen den Weg die Karriereleiter hinauf zu ebnen. Doch die Dynamik, die hinter einer fehlenden Diversität steckt, ist komplex. Deshalb dürfen wir unsere Anstrengungen nicht nur auf vereinzelte Initiativen beschränken. Um Frauen denselben Zugang zu Karrierechancen zu ermöglichen wie Männern, braucht es einen umfassenden Ansatz.

Digitale Plattformen und soziale Medien haben uns Frauen neue Wege eröffnet, um uns Gehör zu verschaffen und unsere Netzwerke auszubauen und zu stärken. Sichtbar zu sein und eine eigene (digitale) Stimme zu entwickeln, ist eine entscheidende Stellschraube für die Karriere. Und das gilt nicht nur außerhalb des eigenen Unternehmens. Als ich meine digitale Reise begann, erreichte ich zunächst mehr Sichtbarkeit innerhalb des Unternehmens.

Aber warum ist es manchmal so schwer, laut zu sein und gehört zu werden? Die folgenden Stolperfallen musste ich überwinden.

Sichtbar werden: Leichter gesagt als getan?

Wenn Sie vorankommen möchten, müssen Sie sichtbar werden. Die Menschen in Ihrem Unternehmen müssen sehen, wer Sie sind, was Sie können und was Ihre Ziele sind. Leider fällt es vielen von uns schwer, sich sichtbar zu machen.

Für mich war der erste Schritt in die sozialen Medien zugleich ein großer Schritt heraus aus meiner eigenen Komfortzone. Am Anfang war es schwer und ich habe zunächst nur Posts von anderen geteilt. Mit der Zeit wurde ich selbstbewusster und habe meine eigene digitale Stimme gefunden.

Rückblickend bin ich dabei in drei Stolperfallen geraten und habe sie überwunden:

1. Die Bescheidenheitsfalle

Zu viel Bescheidenheit ist oft ein Bremsklotz für den eigenen Erfolg. Als Kind habe ich gelernt, bescheiden zu sein und nicht anzugeben. Es stimmt schon, dass Bescheidenheit eine Tugend sein kann, aber sie hat mich auch davon abgehalten zu zeigen was ich kann, und das muss man, um im Leben etwas zu erreichen.

Einer der ersten Sätze, die Lena Immel nach Erhalt des Awards sagte, war: Ich habe keine Rede vorbereitet, da ich nicht mit der Auszeichnung gerechnet habe. Zu Beginn meiner digitalen Reise für mehr Sichtbarkeit war die Bescheidenheitsfalle meine größte Herausforderung. Ich musste lernen, mich nicht zu unterschätzen und mich nicht unter Wert zu verkaufen. Digitale Plattformen können dabei helfen, Erfolge mit anderen zu teilen und Anerkennung dafür zu bekommen.

2. Die Perfektionsfalle

Frauen neigen dazu, sich nur dann selbstbewusst zu fühlen, wenn sie sich perfekt fühlen. Das gilt auch für Sichtbarkeit und Networking in der digitalen Welt. Ich höre oft Leute sagen, dass sie online nicht aktiv sind, weil sie glauben nicht genug Zeit zu haben, ständig ihre Profile zu aktualisieren, Content zu lesen und selbst relevanten Content zu produzieren. Das führt dazu, dass wir uns zurückhalten, auch wenn wir eigentlich viel zu sagen hätten.

Gedanken wie „Was werden die Leute sagen, wenn ich etwas poste, mit dem sie nicht einverstanden sind oder das sie nicht für richtig halten?“ halten uns davon ab, den ersten Schritt zu tun. Wir müssen uns einfach von der Vorstellung verabschieden, perfekt sein zu müssen. Wir müssen die Chancen der digitalen Welt selbstbewusst ergreifen und uns nicht schon von Anfang an selbst disqualifizieren. Von neuen Dingen verunsichert und eingeschüchtert zu sein, ist etwas Gutes, denn es bedeutet, dass Sie die Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln.

3. Die Sympathiefalle

Mir war es oft zu wichtig, dass mich die Leute mögen. Jetzt weiß ich, dass es wichtiger ist, respektiert zu werden, als von allen gemocht zu werden. Wenn Sie in der digitalen Welt Ihre Meinung äußern, laufen Sie Gefahr, dass andere Ihnen zweifelnd oder skeptisch gegenüberstehen. Als ich meine digitale Reise antrat, sah ich mich mit Kommentaren von erfahreneren Kollegen konfrontiert. Sie fragten mich, ob ich neben meiner Selbstvermarktung überhaupt noch Zeit für meine Arbeit hätte. Mit so etwas müssen Sie rechnen. Nehmen Sie es nicht persönlich, sondern als Chance sich weiterzuentwickeln. Nichts zu sagen, nur um bei allen beliebt zu sein, kann am Ende deutlich negativere Konsequenzen für Ihre Karriere haben, als Ihre Gedanken und Meinungen zu äußern.

Mein persönliches Fazit: Der Weg in die digitale Welt hat sich ausgezahlt! Ich bin als Expertin anerkannt, werde als Rednerin zu Konferenzen eingeladen und erhalte spannenden Content aus meiner Online-Community. Meine Stimme zählt. Und das hilft mir dabei, meine Arbeit noch besser zu machen.

Verschaffen wir uns gemeinsam Gehör! Gleichberechtigung gelingt nur gemeinsam

Viele Unternehmen und Organisationen haben sich Gleichberechtigung und Diversität am Arbeitsplatz auf die Fahnen geschrieben. Aber die Zahlen zeigen, dass die Realität oftmals anders aussieht. In unseren Köpfen assoziieren wir Führung noch immer mit Männern. Als weibliche Führungskräfte müssen wir diese veraltete Denkweise herausfordern und zeigen, dass Führung nicht männlich ist. Uns selbst sichtbar zu machen, insbesondere als weibliche Vorbilder, kann ein entscheidender Treiber für Veränderung sein. Digitale Tools und soziale Medien bieten uns dafür zusätzliche Kanäle.

Jede Frau hat eine einzigartige Stimme. Und jede von uns muss ihren ganz eigenen Weg finden, um sich im Unternehmen Gehör zu verschaffen. Gehört zu werden und sichtbar zu sein, bedeutet nicht am lautesten zu schreien. Es bedeutet, an die eigene Fähigkeit zu glauben, zur richtigen Zeit das Richtige zu tun, und sich als Frauen gegenseitig zu unterstützen. Genau dafür steht auch der DFLA Audience Award. Die DFLA rücken viele großartige Frauen ins Rampenlicht. Diese inspirieren uns, nicht nachzulassen und die Digitalisierung nachhaltig zu gestalten. Wir wollen gemeinsam größer, stärker und vielfältiger sein – getreu dem Motto der DFLA!

Wie verschaffen Sie sich am Arbeitsplatz und darüber hinaus Gehör? Haben digitale Tools und soziale Medien dabei eine positive Rolle für Sie gespielt? Ich freue mich auf einen Erfahrungsaustausch in den Kommentaren hier oder auf meinem LinkedIn-Kanal.

Markus Kirschner

Financial auditor at Lebenshilfe Betreuungsverein

4 Jahre

Diese Fallen kenne ich nur zu gut. Auch Männer können darauf hereingefallen.

Annette Mock

Programm-Manager CSR bei Deutsche Post DHL Group

4 Jahre

Super Artikel, danke fürs Bewusstmachen der eigentlich bekannten Fallen und der Ermunterung zum Go 😉

Marion Rosemund

Vice President Global Employee Relations, Labor Relations, Human Rights & Compliance; Systemic Coach

4 Jahre

Super Artikel, danke dafuer, und spricht mir (und vielen anderen) aus dem Herzen. Hilfreich die digitale Stimme zu erheben sind vielleicht kleine peer sessions mit Frauen (wie Dich) , die den Schritt schon geschafft haben. Empfehlung? Los geht s... 😀🎉, auf ein erfolgreiches, sichtbares Jahr 2020 🥂

Immer Mal wieder, noch nicht konsequent, aber daran arbeite ich. Mich irritiert immer wieder, wie sehr für mich als normal empfundene Arbeiten bei Anderen auf Bewunderung und Anerkennung stößt. Daher muss es mein Learning werden, nicht nur über die Dinge zu reden, die aus meiner Sicht herausragend sind (das verstehen dann auch nicht mehr so Viele ), sondern über das für mich Normale. Und das kostet mich noch Überwindung. Noch 😉

Vielen Dank für den inspirierenden Artikel. Dann begebe ich mich mal raus aus dem Kreis, über "ganz normale" Arbeit nicht zu reden 👷♀️

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