Siemens richtet sich für die Zukunft aus: Eine schöne Fassade allein reicht nicht
Die Farbe an den Wänden der neuen Siemens Zentrale ist noch nicht trocken, doch schon bald geht es in dem neuen Business-Tempel lebhaft zu. Ein hochmodernes Office-Konzept soll dem Konzern bei der Zukunftsausrichtung helfen und die heiß begehrte Generation Y locken. Ob das aufgeht? Hochglanzambiente – schön und gut, aber auch die Kultur muss stimmen. Ein Wandel der Außenfassade ist kein Kulturwandel.
Großraumbüros und feste Arbeitsplätze waren gestern. Der hippe Siemens-Arbeitnehmer von morgen nimmt künftig in „Lounges“ oder „Work-Areas“ Platz. Apropos Platz – den festen Bürostuhl gibt es bei Siemens in München auch schon bald nicht mehr. Man setzt sich dort hin, wo gerade frei ist.
Clean-Desk-Strategie heißt das in modernem Business-Sprech, wie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen ist: „Wer das Büro verlässt, hinterlässt nichts auf dem Schreibtisch, keine persönlichen Gegenstände am Arbeitsplatz. Am nächsten Tag nimmt da womöglich ein anderer Platz. Man kommt morgens, sucht sich sein Plätzchen in den weitläufigen, offenen Räumen.“
Weiter heißt es in dem Artikel: „Zum ungestörten Telefonieren geht es ans Stehpult im kleinen gläsernen Kabuff. (…) Akten, sofern überhaupt physisch nötig, wandern in den Archivschrank in der Ecke. Die Digital Natives haben es eh nicht so mit Papier. Für die persönlichen Habseligkeiten muss ein abschließbares Fach ausreichen. (…) Selbst die persönliche Kaffeetasse wird nur toleriert, wenn sie abends weggeschlossen wird. Dafür sind an jeder Ecke Café-Bars eingerichtet“, wo alles (noch) blütenweiß erstrahlt: Wände, Theke, Tische – alles weiß.
Zukunftsausrichtung: Das Silicon Valley ins Büro holen
Ohnehin zieht in der Zentrale eine helle Luftigkeit ein: Viel Glas, keine staubaffinen Teppiche, sondern cleanes Parkett und eine Dachterrasse mit Ausblick. Was Siemens da probt, ist das Silicon Valley nach München zu holen. Dort machen die amerikanischen Big Player schon lange mit ausgefallenen Arbeitsplatzkonzepten von sich reden.
Im Headquarter von Google rutscht man beispielsweise von Etage zu Etage, diniert in der Kantine auf Sterneniveau, schwimmt im hauseigenen Pool oder entspannt in coolen Stresskapseln. Schaut man bei „Nachbar“ Amazon vorbei, findet man sich in einer Art überdimensioniertem Gewächshaus wieder. Im Gebäude aus Glas und Metall mit fünf Etagen finden hohe alte Bäume Platz: Die Mitarbeiter sollen so in einem natürlicheren, parkähnlichen Umfeld arbeiten und Kontakte knüpfen.
Zukunftsausrichtung: Arbeiten im Park-Ambiente
Längst ist das Konzept nach Europa übergeschwappt: Zwischen Plüschsofas, Büros mit U-Boot-Türen und einem Garten mit Liegestühlen arbeiten etwa die Londoner “Googles”. Wer mit einem spektakulären Blick über die Stadt sein neuestes Projekt planen möchte, kann auf dem Piloten-Schleudersitz Platz nehmen. Bei Microsoft in Wien tobten sich die Innenarchitekten besonders aus. Auch hier verfügt keiner der Mitarbeiter über einen festen Arbeitsplatz. Jeder wählt von Tag zu Tag neu aus, wo er sitzen möchte und kann zwischen verschiedenen Arbeitszonen wählen.
Da gibt es das klassische Großraumbüro mitsamt Besprechungszimmer, kleinen Arbeitsräumen und Boxen für den persönlichen Rückzug zum hochkonzentrierten Arbeiten. Oder Besprechungsräume, die völlig unterschiedlich gestaltet sind. Während der eine mit Holz getäfelt ist, wirkt ein anderer eher wie ein Aquarium, der dritte vermittelt arabisches Flair.
Zukunftsausrichtung: Werte leben!
Nun also auch Siemens. Gefallen soll die neue Firmenzentrale vor allem der Generation Y, die so rar auf dem Arbeitsmarkt ist, dass sich sogar ein Neubau für sie zu lohnen scheint. Doch das auf Hochglanz polierte Umfeld wird nicht funktionieren, wenn dahinter nicht eine ordentliche Firmenkultur zum Vorschein kommt. Sonst entpuppt sich all das Weiß, Glas und die gelebte Flexibilität als nichts weiter als schöner Schein.
Tatsächlich trägt die Idee hinter den außergewöhnlichen Arbeitsplatzkonzepten in Amerika beiden Facetten Rechnung: Hier sind Innen- und Außenleben auf Hochglanz poliert. Der Ansatz: Wer sich rundum wohlfühlt, ist motivierter und wandert nicht so schnell ab – trotz steigender Anforderungen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt. Gerade wer im Silicon Valley beschäftigt ist, sitzt nicht nur am Puls der Zeit, er treibt ihn mit an. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Mitarbeiter. Umso wichtiger, dass diese bis unter die Haarspitzen motiviert sind und gerne zur Arbeit kommen.
Zukunftsausrichtung: Der Fisch, der vom Kopfe her stinkt
In erster Linie sind aber glaubwürdige Werte die Basis für wirtschaftlichen Erfolg und nur in nachgeordneter Position das Ambiente. Und damit das Wertgefüge in einem Unternehmen stimmt, muss es offen kommuniziert, von allen verstanden und gelebt werden. Das gilt insbesondere für das Führungspersonal. Denn der Fisch fängt bekanntlich am Kopf an zu riechen.
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Eine gute Unternehmenskultur ist keine Nettigkeit, sondern Notwendigkeit. Und diese kann nicht verordnet, sondern muss von der Führungsriege gelebt und nur durch eine fundierte Strategieberatung und regelmäßige Führungskräfteentwicklungsprogramme installiert werden. Hierbei beraten wir Sie gerne und entwickeln mit Ihnen das zu Ihrer Organisation passende Wertegefüge! Kontakt >>>
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Die dafür nötige Voraussetzung ist neben einer Hierarchie-Architektur die Integration einer Netzwerkstruktur zur Beschleunigung der Kommunikation innerhalb eines Unternehmens, die ein Miteinander auf Augenhöhe durch Vernetzung zwischen Management und Mitarbeitern ins Zentrum rückt. Das sorgt im Hause Google, Microsoft oder Apple zum Beispiel dafür, dass Ideen auf allen Ebenen schneller entwickelt werden können und ihren Weg agil und kreativer in den Markt finden.
Die Zeiten der einsamen Leader mit ihren einsamen Entscheidungen sind vorbei: Heute sind die Firmen am erfolgreichsten, die sich den Ideen ihrer Mitarbeiter öffnen. Und je vielfältiger die Mitarbeiterschaft – umso besser. In Unternehmen, die neben einer Durchlässsigkeit von Ideen auch auf Diversität Wert legen, gelingen auf Basis dieser vielen verschiedenen Hintergründe in der Organisation Innovationen, die sonst gar nicht angedacht worden wären.
Zukunftsausrichtung: Was Führungskräfte von morgen brauchen
Die Studie „Was Führungskräfte von morgen brauchen“, die Alpha Intelligence im September 2014 gemeinsam mit dem F.A.Z. Institut durchführte, beschäftigt sich mit den Soft Skills von Führungskräften, die hierfür relevant sind. Dazu wurden 100 Leader der ersten und zweiten Führungsebene von Unternehmen in Deutschland befragt. Auch sie waren sich einig, dass strategisch aufgebaute und sorgfältig gepflegte Netzwerke Kosten und Zeit auf dem Weg zum Erfolg sparen.
Innerhalb von Unternehmen fördert die digitale Vernetzung die Teambildung. Doch auch wenn Kommunikation heute über viele Wege möglich ist und immer schneller wird, ist es auch wichtig, den Menschen zu beachten. Persönliche Kontakte sind und bleiben von Bedeutung. Das sollte eine Führungskraft nie außer Acht lassen: Leader müssen daher kommunikationsstark, einfühlsam und vertrauensvoll im Umgang mit ihren Mitarbeitern sein.
Zukunftsausrichtung: Autorität hat ausgedient
Hierarchie und Autorität verlieren hingegen als Werkzeuge zur Mitarbeiterführung an Bedeutung: Wer führen will, muss authentisch, nicht autoritär auftreten und die Belange und Bedürfnisse seiner Mitarbeiter im Blick haben und darauf reagieren. Dazu gehören:
- Förderung und Weiterbildung
- ein offener Umgang mit Wissen
- eine Konfliktkultur, die Fehler als Herausforderung, nicht als Niederlage wertet
- die Achtung und Wertschätzung der Individualität des Einzelnen
- Förderung der Diversität
- Pflege des firmeninternen und externen Netzwerks
- vernetztes Denken
Hier schließt sich der Kreis zu Siemens, wo diese Kunde angekommen zu sein scheint. Nach eigener Aussage strebt der Konzern „eine Mitarbeiterorientierung an, die Vielfalt an Erfahrungen und Fachwissen als Bereicherung wertschätzt und konsequent fördert. (…) ‚Verantwortungsvoll’, ‚exzellent’ und ‚innovativ’ – diese Werte bilden das Fundament“ der Siemens-Kultur.
Hausaufgaben gemacht! Werden diese Werte auch aktiv umgesetzt, bleibt nur noch eines zu sagen: Willkommen im neuen Zuhause.
New Market and Business Development Agriculture and Food - Sciencing the Global Food Challenge
8 JahreBei Siemens ist wahrscheinlich der ökonomische Druck inzwischen sogar so hoch, dass der kulturelle Wandel hin zu Agilität, Flexibilität, flachen Kollaborationebenen usw. sogar gelingen kann! Als nächstes Großunternehmen wird Volkswagen einen Kulturwandel vollziehen, ebenfalls, weil man muss. Vielen anderen Großkonzernen geht es hingegen noch viel zu gut, so dass tiefgreifender kultureller Wandel noch nicht als notwendig erkannt wird (vgl. die Lehren über den "transient competitive advantage" von @Rita Gunter McGrath). Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Bessere durchsetzt, bevor ähnlich dramatische Verhältnisse herrschen, wie bei VW und Siemens.
Polícia do Exército, Lisboa, Portugal.
8 JahreVery good.