So klappt die Jobsuche in der Krise (Teil 1); Profs gründen Hilfsfonds für Studierende; und weitere Themen
Der Übergang von Ausbildung oder Studium ins Berufsleben ist eine der stärksten Veränderungen in unserem Leben. Aber ob dann wirklich “Schluss mit lustig” ist und nur noch der “Ernst des Lebens” herrscht, das ist hauptsächlich Einstellungssache – ebenso wie die Frage, wie man den ersten Wunschjob landet. Zweiwöchentlich gibt dieser Newsletter Auskunft über alles, was Studierende und Berufseinsteiger*innen wissen müssen – von A wie Arbeitsvertrag bis Z wie Zwischenzeugnis. Ihr wollt mehr über ein bestimmtes Thema erfahren? Schreibt mir Wünsche und Anregungen in die Kommentare unter diesem Artikel.
Jobsuche in der Krise – Teil 1: Die Bewerbung
Für Berufseinsteiger*innen und Studierende gibt es wohl kaum eine schlechtere Ausgangssituation, als mitten in einer Rezession in die Berufswelt zu starten. Doch keine Panik: Es gibt ein paar Dinge, die ihr tun könnt, um eure Chancen zu verbessern.
Zugegeben, die Gesamtsituation ist – vorsichtig gesagt – suboptimal für den Karrierestart. Denn wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen gesellschaftlichen Einschränkungen ändert sich neben dem Arbeitsmarkt im Allgemeinen auch einiges bei der Jobsuche im Speziellen: Vorstellungsgespräche werden – wenn überhaupt – nicht mehr vor Ort, sondern per Telefon oder Videokonferenz durchgeführt. Und bevor man zu einem Remote-Bewerbungsgespräch eingeladen wird, muss die eigene Bewerbung in den Personalabteilungen irgendwie aus dem wachsenden Berg von Mitbewerber*innen herausstechen. Nur wie?
Da sicherlich einige von euch in einer vergleichbaren Situation stecken, möchte ich euch in dieser und der kommenden Ausgabe von Einstellungssache ein paar praktische Tipps geben, die euch in der aktuellen Bewerbungsphase helfen können. Los geht’s mit der Frage, wie ihr eure digitalen Bewerbungsunterlagen so gestaltet, dass ihr einen guten Eindruck hinterlasst. In der nächsten Ausgabe gibt es dann Tipps dazu, wie ihr ein gutes Bild bei einem digitalen Bewerbungsgespräch abgebt.
Wer mitdenkt bekommt Pluspunkte
Die Bewerbungsmappe ist tot: Nach einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom ziehen es inzwischen 86 Prozent der Personalverantwortlichen vor, Bewerbungsunterlagen elektronisch zu erhalten – die meisten davon am liebsten per E-Mail. Die Corona-Krise dürfte diesen Trend nur weiter verstärken.
Unabhängig davon was in eurer Bewerbung steht, könnt ihr bereits beim Verschicken der Unterlagen Pluspunkte sammeln, wenn ihr ein paar kleine aber wichtige Regeln beachtet, die Bitkom empfiehlt. Damit macht ihr den Personaler*innen nicht nur die Arbeit leichter, sondern zeigt auch, dass ihr mitdenkt:
- Verschickt die Unterlagen in einer PDF-Datei: So müssen Personaler*innen nicht einzelne Dateien öffnen, um alle Unterlagen zu sichten, sondern können bequem scrollen. Manchmal werden Lebenslauf und Arbeitsproben auch als separaten Dateien verlangt, dann wird in der Regel aber darauf hingewiesen.
- Personalisiert die Dateinamen: Da ihr mit Sicherheit nicht die einzigen seid, die sich auf eine Stelle bewerben, sollten Bewerbungsunterlagen eindeutig euch zugewiesen werden können. Die einfachste Methode ist, den Namen an die Datei anzufügen. In meinem Fall würde die Datei dann Bewerbung_Ben_Hartlmaier.pdf heißen. Falls die ausgeschriebene Stelle eine Nummer hat, könnt ihr diese auch noch in den Dateinamen einfügen.
- Verwendet eindeutige Betreffzeilen: Ähnliches wie für den Dateinamen gilt auch für die Betreffzeile der E-Mail. Hier solltet ihr die Nummer der Stelle oder – falls eine keine Nummer gibt – die genaue Bezeichnung der Position aus der Stellenausschreibung verwenden. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass eure Unterlagen direkt in den richtigen Ordner einsortiert werden und nicht untergehen.
- Verkleinert große Anhänge: Sind die Dateien im Anhang eurer Email zu groß, kann es passieren, dass der Mailserver des Unternehmens die Annahme verweigert. Um sicherzugehen, dass die Unterlagen auch ankommen, wird eine Größe von maximal 5 MB pro Datei empfohlen. Kostenlose Verkleinerungs-Tools für so gut wie jeden Dateityp gibt es haufenweise im Netz.
Generell gilt natürlich für physische wie digitale Unterlagen gleichermaßen, dass sie keine Schusseligkeiten wie Rechtschreibfehler enthalten sollten. Da Fehler am Bildschirm allerdings oft weniger auffallen als auf Papier, kann es helfen, die Unterlagen vorher auszudrucken und Korrektur zu lesen. Oder ihr schickt sie an Freunde zum Gegenlesen.
Pimp my Lebenslauf
So viel zu den Formalitäten, nun zum Inhalt. Durch die Coronakrise ist es wahrscheinlicher geworden, dass ihr bei der Suche nach einer Stelle auf mehr Mitbewerber*innen stoßt als bislang. Denn aufgrund von Entlassungen oder Einstellungsstopps könnte sich der Arbeitsmarkt derzeit von einem Arbeitnehmer- zu einem Arbeitgebermarkt wandeln. Das heißt: Unternehmen können es sich leisten, bei der Auswahl neuer Angestellter wählerischer zu sein als bisher. Damit steigt für Bewerber*innen der Druck, aus der Masse hervorzustechen.
Das könnt ihr am besten tun, indem ihr euren Lebenslauf aufmotzt, sagt die Bewerbungs-Expertin Katrin Luzar. Weil sich Personalverantwortliche einen Lebenslauf beim ersten Blick im Schnitt nur etwa eine halbe Minute lang anschauen, müsst ihr dafür sorgen, dass deren Auge irgendwo hängenbleibt. Das Geheimnis sind laut Luzar sogenannte optische Anker, wie sie dem Business Insider verraten hat.
Ein optischer Anker kann etwa eine kurze Textpassage zwischen den Stationen im Lebenslauf sein, in der ihr besonders erfolgreiche Projekte aus früheren Jobs oder dem Studium hervorhebt. Eine andere Variante so eines Ankers ist ein Über-mich-Abschnitt: „Ich empfehle immer, zwischen der Kopfzeile – also da, wo persönliche Daten und Bild stehen – und der ersten Station des Lebenslaufs einen Abschnitt einzubauen, in dem der Kandidat in drei bis vier Bulletpoints etwas über sich schreibt”, sagt Luzar.
Übrigens: Anschreiben werden laut Luzar im Gegensatz zum Lebenslauf immer weniger gelesen, auch wenn sie oft noch verlangt werden. Deshalb sei es umso wichtiger, bisherige Erfolge in kurzen Textpassagen in den Lebenslauf einzubauen.
Ich hoffe, dass euch ein paar der oben beschriebenen Tipps bei der Jobsuche helfen. Falls ihr noch weitere Tricks kennt, schreibt sie in die Kommentare und diskutiert mit.
Kurz notiert ...
Profs gründen Hilfsfonds für Studierende. Die Hochschule der Medien in Stuttgart unterstützt Studierende, die wegen des Wegfalls von Jobs in der Coronakrise in finanzielle Not geraten sind. Sie sollen von der Hochschule einmalig bis 500 Euro erhalten. Das Besondere an dem Fonds: Er wird aus dem Privatvermögen von Professor*innen der Fakultät Information und Kommunikation bezahlt, die dafür die Initiative „Butter und Brot - für Studis in Not“ gründeten. Über die Auszahlung der Zuwendung, die nicht zurückgezahlt werden muss, entscheidet eine Kommission nach Antrag. Was haltet ihr von dem Hilfsfonds? Gute Idee oder sollte sich darum nicht eigentlich der Staat kümmern? Diskutiert mit.
Level für Level zum neuen Job. Bei Recruiting gehen manche Personalabteilungen jetzt neue Wege und integrieren Videospiele in den Bewerbungsprozess. Das soll junge Leute anziehen und einen Fähigkeitstest in entspannter Atmosphäre ermöglichen. So kann man etwa mit einem Escape Game Reaktionsschnelligkeit, Problembewältigung und kreatives Denken ermitteln. Zugleich kann das Unternehmen in die Spielwelten Informationen über seine Unternehmenskultur und Arbeitsweise integrieren. Was haltet ihr vom Recruiting per Game? Würdet ihr euch darauf einlassen oder wäre euch das zu anbiedernd? Diskutiert mit.
Wie wäre es mit einem Fernstudium? Statt während der Krise direkt nach der Uni in den Job einzusteigen, kann es durchaus eine Überlegung wert sein, das Studium noch etwas zu verlängern. Und Corona hat gezeigt: Wissen lässt sich auch ohne direkten Kontakt vermitteln. Warum also nicht ein Fernstudium? Dank der zeitlichen Flexibilität eröffnet sich darüber eine Fortbildungsmöglichkeit auch für all diejenigen, die momentan vielleicht nur eine Teilzeitstelle ergattern konnten. Allerdings sollte man vorher nicht nur die Qualität des Anbieters, die Kosten und die Anerkennung des Abschlusses prüfen, sondern auch überlegen, ob man die nötige Selbstdisziplin auf Dauer aufbringen kann. Wäre ein Fernstudium etwas für euch? Diskutiert mit.
Über welche Themen würdet ihr hier in Zukunft gerne mehr lesen? Schreibt mir Anregungen, Meinungen und Themenvorschläge in die Kommentare. Um keine Ausgabe dieses Newsletters zu verpassen, klickt oben rechts auf den Button "Abonnieren".
Titelbild: jovan_epn/Getty
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4 Jahre"Verschickt die Unterlagen in einer PDF-Datei" Will kein Personaler. Wie soll das verwaltet werden? "Personalisiert die Dateinamen:" Sowieso "Verwendet eindeutige Betreffzeilen:" Die meisten Unternehmen haben ihr Onlineportal. Bewerbungen per Mail finde ich genauso zeitgemäß, wie per Post. "Unternehmen können es sich leisten, bei der Auswahl neuer Angestellter wählerischer zu sein als bisher." ...Unternehmen mussten Mitarbeiter entlassen.. also können sie sich einfach bei ihren ehemaligen Angestellten melden? Tun sie das nicht, verstehen sie nicht, was die Einarbeitungszeit an Kosten verursacht. Haben die ehemaligen Mitarbeiter aber bereits einen neuen Job, spricht das eher dafür, dass sich jetzt die Arbeitnehmer aussuchen können, wo sie arbeiten. Die Tipps von Frau Lutzar sind zwar lieb, aber die Dame ist für Marketing zuständig und hat zumindest laut ihrem Linkedin-Profil noch nie im Recruiting gearbeitet. Wieso also "Bewerbungs-Expertin"? Ich bin mir sicher, dass sich jeder Recruiter freut, ein derartiges Dokument zu erhalten. Ich glaube auch nicht, dass das mitunter mit den eigentlichen Empfehlungen von Monster konform geht?
Founder Revolution Business Network I Projektmanagement I #vermögensverwaltung #investor #startups #entrepreneurship #digitalization #privateequity #faciliator #diversity #mentor
4 JahreVielen Dank für die vielen brauchbaren Hinweise.
Talent Management Lead - Interns & Students bei Schneider Electric | Master of Arts
4 JahreGute Zusammenfassung der wichtigsten Stolpersteine bei online-Bewerbung. Kann ich als Recruiterin nur so unterschreiben!
Sr. Medizinprodukttrainerin, Klinische Spezialistin, Zertifiziert für Präsenz-, Online- und Businesstraining, CRA
4 JahreIch denke, digital ist bei den meisten Bewerbern angekommen! Schön wäre es, wenn auch die Arbeitgeber mal der neuen Zeit folgen würden. Vorgefertigte Ausfüll-Internetseiten sind ja schon gruselig und Feind jedwiger Individualität, aber da werden allen Ernstes teilweise noch Fotos(!) und Geburtsdaten verlangt. Das ist diskriminierend und echt hinterm Mond.
Redakteur, Pressereferent, Hochschulkommunikation
4 JahreAls arbeitsuchender Redakteur bin ich bei „optimalere“ ausgestiegen...