So passen Bild und Text zusammen
Sagt ein Bild mehr als tausend Worte? Zustimmendes Nicken aus der Grafikabteilung, Skepsis von den Kommunikationsleuten. Es ist die alte Leier, wenn Bild und Text aufeinandertreffen und einen Kampf ausringen, der gar nicht nötig ist.
Wie beide gut miteinander können, zeigt der Textertipp. Weder Journalismus noch Werbung kommen ohne visuelle Reizpunkte aus. Während im Text Aussagen vor Veröffentlichung penibel geprüft und im Zweifelsfall per Rotstift gestrichen werden, wird dieses Maß zu selten auf die Bildauswahl übertragen.
Wenn sich jemand über zu viel Text beschwert, klingt das noch von unserem letzten Meeting in den Ohren. Die letzte Anmerkung über zu viele oder unpassende Bilder? Über den zu bunten Flickenteppich auf Papier oder Bildschirm? Bemerkenswert, wenn hier noch ein relevantes To Do entsteht. Meist ist die Grafik fein außen vor, der Text nicht.
Prüfen, was verbindet. Denn der erste Eindruck macht's
Bild und Text sind relevante Werkzeuge, um Informationen zu transportieren. Sie sollten sorgfältig geprüft werden, ob und wie sie miteinander funktionieren! Das hat Gründe. Aus der Wahrnehmungspsychologie wissen wir, dass Bilder vor dem Text betrachtet werden.
Sie sind sozusagen der Vorreiter der eigentlichen Botschaft und ihr Wegbereiter. Sie stellen die erste Bindung her zwischen Absender und Empfänger einer Botschaft. Weitere Aufgaben: Erste Aussagen bzw. Informationen übermitteln, Orientierung bieten, eine Vorschau liefern, was der Text inhaltlich liefert.
Im besten Falle werden bereits Stimmungen erzielt, Erwartungen erzeugt und Bedarf hergestellt. In jedem Falle ist das Bild Bezugs- und Ankerpunkt für das menschliche Auge und soll Aufmerksamkeit und Neugierde auslösen.
Anspruch und Wirklichkeit
Zugegeben: Das sind gewaltige Anforderungen! Und hier liegt auch die größte Gefahr für das Bild. Vorsicht also bei minderwertiger Bildqualität (Auflösung ...), detailverliebten Aufnahmen, falschen Schwerpunkten (Motiv nicht im Fokus), peripheren Aufnahmen, zu vielen möglichen Bezugspunkten.
Außer dem handwerklichen Geschick der oder des Fotografierenden muss das Bild zum Text passen. Und umgekehrt. Geprüft werden muss also, wie deren Verhältnis zueinander ist. Deutlich einfacher ist es, die Bildauswahl erst dann zu treffen, wenn die wesentlichen Textinhalte stehen.
Einen Text um ein Bild "herumzuschreiben" misslingt so gut wie immer; außerdem trifft es nicht die gegenwärtige Praxis des (kreativen) Schreibprozesses. Und hemmt deutlich den Textfluss. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Bildauswahl: Bilder müssen schnell und einfach auswertbar, klar und prägnant sein.
Deshalb gehört für Autoren nicht nur die Textprüfung zum Arbeitsalltag, sondern auch die kritische Auseinandersetzung möglicher Bilder. Deshalb: Prüfen Sie unbedingt auch die Fotos, Abbildungen, Skizzen oder Schaubilder, ehe der Text veröffentlich wird.
Empfohlen von LinkedIn
Schematische Darstellung: Wie Bilder wirken Ein Beispiel: Wenn SPIEGEL ONLINE die Anwesenheit der Parlamentarier in Bundestagssitzungen analysiert, steht zum Artikel ein Foto von fast leeren Sitzreihen (gesehen am 24.11.2014). Treffend gewählt. Das passt!
Wie der Text das Bild verstärkt
Nach der perfekten Platzierung des Bildes ist die richtige Einbettung der Bildaussage in den Gesamtkontext entscheidend. Die wesentlichen Möglichkeiten dabei: • Oberzeile (Dachzeile) / Headline / Subline (Unterzeile) • Klassisch: als Bildunterschrift • In das Bild integriert • Als Texteinschub / Störer / Einklinker
Legen Sie die Aussage Ihrer Bilder fest
Der Text grenzt mögliche und zu freie Interpretationen des Bildes ein. Text präzisiert! Und schützt davor, dass Ziel und Zweck der Publikation verloren gehen. Wird die Deutung frei in die Hände des Empfängers gelegt, kann die Aussage sogar um- oder missgedeutet werden. Die Folge: Die Botschaft kommt nicht an! Oder verfälscht sich. Ganz gewiss nicht in Ihrem Sinne. Ein Bild – zwei Aussagen. Und das liegt am Text.
Kurzum – auf den Punkt gebracht
Wenn man über das Verhältnis von Bild und Text spricht, geht es nicht um geflügelte Aussagen. Genau so wenig darum, ob man auf das Eine oder Andere völlig verzichten kann. Es geht um den richtigen Einsatz und klare Bild- und Text-Aussagen.
Die schönsten Bilder bringen nichts, wenn der Text nicht auf den Punkt kommt. Der beste Text wird missachtet, wenn das Bild unsere erste Wahrnehmung in eine völlig andere – da falsche Richtung steuert.
Und es ist keine Frage der digitalen Welt: Viele Online-Shops haben hier ein ausgewogenes Gleichgewicht: Das Bild bereitet vor, der Text macht erlebbar, wie kuschelig-weich die neue Fleecejacke ist. Denn dieses Gefühl kann vor dem Aus- und Anprobieren nur der Text übermitteln. Weil er ausschmückt, ausmalt und unsere Vorstellungen auf eine Reise schickt.