So schreibst du ohne KI nützliche Texte: das Hamburger Verständlichkeitskonzept
In einer einzigen Internetminute werden 231 Millionen Mails verschickt, 16 Millionen Textnachrichten empfangen und Google geht 5,9 Millionen mal auf die Suche nach einer Antwort. Die Welt ist voller Informationen, und es wird für Menschen zunehmend schwer, aus dieser Informationsüberlastung die für sie nützlichen Informationen herauszufiltern. Wenn du in der Lage bist, deine Ideen auf eine klare Weise zu formulieren und in verständliche Texte zu verpacken, hast du den entscheidenden Vorteil auf deiner Seite. Das Hamburger Verständlichkeitskonzept (HVK) ist eine Lösung für diese Herausforderung.
Woran erkenne ich einen nützlichen Text?
Einen nützlichen Text erkennst du daran, dass er dir keine Zeit raubt. Seine Qualität ist hoch, und er besticht vorrangig durch seine sprachliche Klarheit, seinen präzisen Ausdruck und seine wertvollen Inhalte. Ein guter Text liefert Fakten, die nachvollziehbar sind. So lässt er sich leicht verstehen und erweckt Interesse und Begeisterung bei deinen Leser:innen.
Wie schreibe ich klar und verständlich?
Ein klarer Schreibstil beginnt mit der richtigen Struktur deines Textes. Es ist wichtig, dass jeder Absatz einen klaren und prägnanten Punkt enthält und dass deine Sätze aufeinander aufbauen. Durch die Verwendung von Überschriften und Unterabschnitten lassen sich komplexe Gedankengänge leichter verfolgen.
Eine weitere Möglichkeit, einen Text verständlich zu machen, besteht darin, Schlüsselwörter zu verwenden. Dies ermöglicht es deinen Leser:innen, sich auf die wichtigsten Informationen zu konzentrieren und diese leichter zu erfassen. Achte auf Ausgewogenheit zwischen Wiederholungen und Synonymen.
Wenn du einen Text lesbarer machen willst, lass ihn einige Stunden liegen, lies ihn und streiche konsequent alles Überflüssige. So erzeugst du Prägnanz und schaffst Raum für deine Kernidee.
Achtung: Nicht alle, die deinen Text lesen, verfügen über denselben Hintergrund oder die gleichen Kenntnisse. Deshalb ist es wichtig, auch bei komplexeren Themen den Fokus auf klare Formulierungen zu legen. Klarer Schreibstil ist notwendig, um komplexe Gedankengänge verständlich zu machen und andere an deiner Idee teilhaben zu lassen. Mit der richtigen Struktur, der Verwendung von Schlüsselwörtern und präzisen Formulierungen übersetzt du deine Gedanken in eine leicht verständliche Sprache.
„Ein wahrhaft großer Mensch verliert nie die Einfachheit eines Kindes.“ Konfuzius, chinesischer Philosoph, vermutlich 551 v. Chr. – 479 v. Chr.
Was ist das Hamburger Verständlichkeitskonzept?
Das Hamburger Verständlichkeitskonzept wurde von den Hamburger Psychologen Reinhard Tausch, Inghard Langer und Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Es bietet einen praktischen Weg, um Texte verständlich zu machen und basiert auf der Annahme, dass die Leser:innen mit bestimmten Erwartungen an einen Text herangehen und dass es deshalb hilfreich ist, ihnen in bestimmter Weise entgegenzukommen. Das HVK hilft dir, Lese- und Verständnisbarrieren bei deinem Publikum abzubauen.
Wie funktioniert das Hamburger Verständlichkeitskonzept?
Kern des Konzeptes ist es, den Text in überschaubare Schritte zu untergliedern und Strukturen konsequent zu nutzen. Verwende Schlüsselwörter, schreibe prägnant, gliedere deinen Text und ermögliche dadurch eine angenehme Leseerfahrung. Dabei helfen dir:
Die vier Merkmale der Verständlichkeit
Das HVK nennt vier Merkmale für verständliche Texte: Einfachheit, Ordnung, Prägnanz und emotionale Zusätze. Demnach ist ein schwer verständlicher Text kompliziert, chaotisch, schwammig und vermittelt keine Gefühle. Und so klingen die vier Merkmale der Verständlichkeit:
Einfachheit vs. Kompliziertheit
Verwende bekannte Wörter und schreibe kurze, einfache Sätze. Vermeide oder erkläre Fremdwörter. Schreibe anschaulich und male Wortbilder in den Köpfen deines Publikums. Lass Schachtelsätze in der Kiste.
So klingt kompliziert:
Eine Schorle ist dasjenige Nahrungsmittel, welches durch das Konfundieren von flüssigem Wasser, einer anorganischen Säure mit der chemischen Formel H2CO3 und dem flüssigen Presserzeugnis zuckerhaltiger Früchte entsteht.
So klingt einfach
Eine Schorle mischt man aus Mineralwasser und Fruchtsaft.
Empfohlen von LinkedIn
Ordnung vs. Chaos
Gliedere deinen Text, baue Sätze aufeinander auf und schaffe durch Zwischenüberschriften, Absätze und Zusammenfassungen Übersichtlichkeit auf den ersten Blick. Hebe wichtiges fett oder kursiv hervor.
So klingt chaotisch:
Menschen haben Durst. Früher gab es nur Wasser. Vielleicht haben auch die Steinzeitmenschen schon Wasser mit gepressten Früchten gemischt. Das ist nicht bekannt, wäre aber möglich. Heute enthalten viele Getränke zusätzlich Zucker. Bei einer Schorle kann man die Zuckermenge über das Mischverhältnis Wasser zu Fruchtsaft selbst bestimmen. Eine Schorle kann jeder leicht selbst herstellen, einfach Wasser mit Saft mischen. Eigentlich ist eine Schorle ein gesundes Getränk. Und lecker ist sie auch.
So klingt Ordnung:
Eine Schorle ist ein gesunder Durstlöscher. Schon die Menschen der Steinzeit könnten auf die Idee gekommen sein, Früchte auszupressen und den Saft anschließend mit Wasser zu mischen. So mischst du eine leckere Schorle:
Prägnanz vs. Schwammigkeit
Beschränke dich auf das Wesentliche und fasse dich kurz. Verleihe deinen Worten Wirkung, indem du Füllwörter und unnötige Details konsequent weglässt. Meide die Phrase und bleibe bei deinem Thema.
So klingt schwammig:
Apfelschorle, Rhabarberschorle, Kirschschorle, alles sehr leckere Getränke, die, besonders in den Sommermonaten, bei sportlichen Menschen in Bewegung, die häufig schwitzen und deshalb auch viel Flüssigkeit benötigen, außerordentlich beliebt sind. Schorlen sind keine Smoothies, bestehen aber, wie Smoothies, auch aus Früchten - allerdings in einem völlig anderen Mischverhältnis, und sie sind auch viel flüssiger, denn bei Schorlen werden nicht die ganzen Früchte, wie bei Smoothies üblich, sondern nur der ausgepresste Saft verwendet. Sie sind auch kalorienärmer und deshalb für Sportler eine optimale Option zum Durst löschen nach dem Sport.
So klingt prägnant:
Schorlen sind leckere Mischgetränke aus Mineralwasser und Fruchtsäften. Sie sind aufgrund ihres reduzierten Zuckergehalts kalorienarm und deshalb für sportliche und ernährungsbewusste Menschen gut geeignet.
Emotionale Zusätze
Die emotionalen Zusätze haben den geringsten Einfluss auf die Verständlichkeit deines Textes. Ihre Hauptaufgabe ist es, die anderen drei Merkmale zu unterstützen. Sie sorgen dafür, dass dein Text den Weg vom Gehirn ins Herz deiner Leserschaft findet. Sie schaffen Nähe, Verbundenheit und fördern die Lust am Lesen. Emotionale Zusätze sind: Beispiele, Zitate, wörtliche Reden, rhetorische Fragen, Zahlen, Daten, Fakten, Reizwörter, Humor oder auch das Auftreten von Menschen in deinem Text.
5. Fazit
Um Menschen heute trotz einer Flut von Produkten, Daten und Informationen zu erreichen, ist es wichtig, Texte so zu schreiben, dass sie von Menschen gefunden und verstanden werden. Mit dem Hamburger Verständlichkeitskonzept hast du ein hilfreiches Werkzeug in der Tasche, um genau das zu erreichen. Es hilft dir, deine Gedanken und Ideen klar zu formulieren und bei deinen Leserinnen und Lesern das Gefühl zu erzeugen, die letzten Minuten sinnvoll verbracht zu haben. Danke für deine Zeit.
Quellen: