Solltest Du Deine Stellenanzeigen mit ChatGPT schreiben?
ChatGPT und andere KI-Tools können schon mit wenig Input Texte und Stellenanzeigen verfassen, die Best Practices befolgen. Schon mit etwas detaillierten Eingaben kannst du Ergebnisse erzielen, die du fast 1:1 veröffentlichen kannst. Lass uns also mal reinschauen, wie das funktioniert und wo du aufpassen musst.
Kurzer Recap: Was ist ChatGPT?
Damit du noch besser verstehst, wie du ChatGPT im Recruiting einsetzen kannst und wo die Grenzen liegen, ist es sinnvoll, kurz über die Funktionsweise zu sprechen.
“GPT” steht für Generative Pre-Trained Transformer. Im Kern handelt es sich um einen Textgenerator, der auf maschinellem Lernen basiert und in der Entwicklungsphase mit riesigen Mengen an Texten trainiert wurde, um menschenähnliche Antworten zu generieren.
Die Betonung liegt auf “ähnlich”. Das Tool versteht Fragen und Antworten nicht in dem Sinne, wie Menschen es tun. GPT identifiziert in deinen Eingaben (auch Prompts genannt) Muster und Zusammenhänge und wählt die Bedeutung aus, die du mit höchster Wahrscheinlichkeit gemeint hast.
Und auch die Antworten basieren auf Wahrscheinlichkeit: Jedes neue Wort wird auf Basis der vorherigen Wörter und Benutzereingaben generiert, indem das nächste Wort ausgewählt wird, das am wahrscheinlichsten ist.
Die Grenzen von ChatGPT
Die Antworten von ChatGPT sind nicht immer einfach zu bewerten. Die Art und Weise, wie ChatGPT funktioniert, führt dazu, dass die Antworten in den meisten Fällen sprachlich korrekt sind und sehr authentisch wirken. Inhaltlich können sich aber Fehler einschleichen – von kleinen Details bis zu völligem Quatsch. Daher solltest du die Ergebnisse immer nochmal auf Richtigkeit überprüfen.
Hier ein Beispiel dazu.
ChatGPT reimt sich basierend auf dem Jobtitel zusammen, dass das gesamte Unternehmen im Bereich Digital Marketing aktiv ist. Zudem werden die Vision des Unternehmens und die Zielsetzung der Stelle erfunden.
Auch Aufgaben, Anforderungen und Benefits werden erfunden. Inhaltlich sieht das auf den ersten Blick zwar gut aus, aber mit der tatsächlichen Position muss das absolut nichts zu tun haben. Es ist einfach nur eine Antwort, die auf Basis der Eingabe am wahrscheinlichsten passt.
Wie unterstützt dich ChatGPT dabei, Stellenanzeigen zu schreiben?
Auf LinkedIn und einigen HR-Blogs gibt es seit ChatGPT einige Beiträge, die versprechen, mit geringem Aufwand ganzen Stellenanzeigen und Recruiting-Prozesse zu erstellen.
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Aber: ChatGPT kann dich unterstützen, Stellenanzeigen zu erstellen, und dir dabei Arbeit und Zeit sparen – wenn auch nicht so viel wie oft gesagt. Viel interessanter finde ich es, Stellenanzeigen mithilfe von ChatGPT zu optimieren.
Um dir das besser erklären zu können, schauen wir uns zunächst den Aufbau einer typischen Stellenanzeige an. Dazu gehören folgende Punkte, wobei die Reihenfolge leicht variieren kann:
In den meisten Unternehmen können Textbausteine erstellt werden, die sich bei jeder Stellenanzeige wiederholen. Das sind die Unternehmensbeschreibung, Vorteile & Benefits sowie der Kontakt / Call to Action. Diese Elemente musst du also nicht jedes Mal neu schreiben – oder generieren. Und wenn es Unterschiede gibt, dürften sie so klein sein, dass es aufwändiger ist, die Feinheiten ChatGPT zu erklären, als sie selbst anzupassen.
Die anderen Punkte der Stellenanzeige – Titel, Aufgaben und Anforderungen – sind spezifisch für die jeweilige Position und müssen individuell angepasst werden.
Aber: Der Titel sollte ein klares Schema verfolgen und die wichtigsten Informationen beinhalten. Position und Art der Anstellung, Branche, Unternehmen und Standort. So erfordert es auch kaum noch Arbeit, den Titel manuell zu erstellen.
Die wesentliche Arbeit besteht darin, Aufgaben und Anforderungen zu identifizieren. Dazu solltest du mit der jeweiligen Fachabteilung sprechen, um ein klares Bild von der Stelle zu bekommen und das auch potenziellen Bewerber:innen vermitteln zu können. Den Input passt du entweder selbst an die übrige Stellenanzeige an oder überlässt das ChatGPT.
Bei idealen Prozessen ist das Erstellen einer Stellenanzeige also bereits viel Copy & Paste, sodass der Gewinn durch ChatGPT & Co relativ gering ausfällt.
Alternativ kannst du einen Prompt erstellen, der alle Anforderungen an Stellenanzeigen enthält, und diesen als Template verwenden. Wie du das machst, erfährst du im nächsten Abschnitt.
Vollständiger Prompt zum Erstellen einer Stellenanzeige mit ChatGPT
Zum Beispiel könnte der Prompt eben diese Textbausteine beinhalten, das Schema für den Titel vorgeben und Platzhalter für die Aufgaben und Anforderungen haben, sodass du diese nur noch reinkopieren musst – und schon erstellt dir ChatGPT eine Stellenanzeige genau nach deinen Wünschen.
Das könnte so aussehen:
Schreibe eine Stellenanzeige für die Position: Senior SEA Manager in Vollzeit.
Die Stellenanzeige soll diese Punkte umfassen: Titel, Unternehmensbeschreibung (als Fließtext), Aufgaben (als Liste), Anforderungen (als Liste), Vorteile/Benefits (als Liste) und mit einem Call to Action abschließen.
Verwende für den Titel folgendes Schema: [Position und Art der Anstellung], [Branche], [Unternehmen] und [Standort]. Die Angaben findest du in diesem Text. Beende den Titel mit der Angabe “(m/w/d)”.
Verwende für die Punkte Unternehmensbeschreibung, Vorteile/Benefits und den Call to Action diese Textbausteine.
Unternehmensbeschreibung: “Die Beispiel GmbH ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Berlin. Als Unternehmensberatung mit Fokus auf Digital Marketing ist es unser Ziel, unseren Kunden dabei zu helfen, mit starken Marken ins Bewusstsein ihrer Zielgruppe vorzudringen.”
Empfohlen von LinkedIn
Vorteile/Benefits: “Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Weihnachts- und Urlaubsgeld, 35 Urlaubstage”
Für die Punkte Aufgaben und Anforderungen erstellt du Listen aus folgenden Vorgaben. Du kannst die Punkte ausformulieren, um einen einheitlichen Stil zu wahren:
Aufgaben: “Strategie an Unternehmensziele ausrichten, Reporting, Teamführung, Koordination extern Dienstleister”
Anforderungen: “Marketing oder BWL Studium, 7 Jahre Berufserfahrung, Erfahrung disziplinarische Führung”
Call to Action: “Wir freuen uns auf deine Bewerbung. Schick deine Bewerbung und/oder deine Fragen direkt an Lars: mail@beispiel.gmbh”
Während die vorgegebenen Textbausteine übernommen werden, erstellt ChatGPT aus den weiteren Angaben einen passenden Titel entsprechend dem vorgegebenen Schema
und formuliert sowohl die Aufgaben
als auch die Anforderungen um, sodass sie dem restlichen Stil entsprechen.
Inhaltlich musst du den Output aber in jedem Fall nochmal prüfen, um sicherzustellen, dass ChatGPT nichts missverstanden oder erfunden hat.
Wenn du den Prompt für deine eigenen Stellenanzeigen ausprobieren willst, kannst du ihn dir einfach kopieren und die kursiven Textstellen austauschen.
Die vielleicht besseren Anwendungsfälle von ChatGPT und KI: Variation und Optimierung
Beim Erstellen von Stellenanzeigen sparst du mit ChatGPT vielleicht nicht so viel Zeit. Aber hier hört deine Arbeit ja nicht auf. ChatGPT ermöglicht es dir, mit relativ einfachen Prompts deine Stellenanzeige für verschiedene Zielgruppen und Kanäle anzupassen, sie zu übersetzen und durch gezielte Bias-Reduktion für mehr potenzielle Bewerber:innen interessant zu machen.
Hier findest du vier Anwendungsfälle, wie ich in der Vergangenheit ChatGPT eingesetzt habe:
A/B Testing: Du kannst verschiedene Versionen einer Stellenanzeige erstellen und deren Erfolg gegeneinander messen, um die optimale Anzeige zu identifizieren und kontinuierlich zu verbessern.
Zum Beispiel kannst du eine Stellenanzeige von Sie zu Du umschreiben lassen. Oder ChatGPT anweisen, deine Anzeige auf eine bestimmte Weise zu gendern. Oder die gleiche Anzeige mit verschiedenen Titeln erstellen lassen.
Personalisierung für verschiedene Zielgruppen und Kanäle: ChatGPT kann dir dabei helfen, Stellenanzeigen besser auf deine Zielgruppe zuzuschneiden, indem du den Stil, die Sprache und den Inhalt an die Bedürfnisse und Erwartungen potenzieller Bewerber:innen und Kanäle anpassen lässt.
Sprachbarrieren überwinden: Mit ChatGPT und KI-Tools kannst du deine Stellenanzeigen in verschiedenen Sprachen übersetzen und so Talente aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen erreichen.
Bias-Reduktion: Du kannst Stellenanzeigen darauf prüfen und unbewusste Vorurteile und Diskriminierung in Stellenanzeigen reduzieren, indem du ChatGPT anweist, auf geschlechtsneutrale, inklusive Sprache zu achten und problematische Formulierungen zu identifizieren.
ChatGPT wird entsprechende Textstellen anpassen, markieren und die Hintergründe kommentieren. Gerade hier versteht es sich aber von selbst, dass du das Ergebnis nochmal prüfen musst, bevor du die Anzeige veröffentlichst.
Fazit
ChatGPT erstellt vielleicht nicht auf Knopfdruck komplett individualisierte Stellenanzeigen, kann aber mit vorgefertigten Prompts dabei helfen, dich auf inhaltliche Punkte zu konzentrieren. Größeres Potenzial sehe ich bei der Überarbeitung und Optimierung von Stellenanzeigen. Hier kannst du mit einfachen Prompts ganz neue Versionen einer Stellenanzeige erstellen, ohne selbst Hand anlegen zu müssen.
Was ist deine Meinung dazu? Nutzt du ChatGPT oder andere KI-Tools in deinem Alltag? Kommentiere gerne oder schreib mir eine Nachricht.
Anmerkungen
Recruiter bei svt Unternehmensgruppe
1 JahrDanke Lars für den Artikel und die Anregung. ChatGPT ist gut um Ideen und/oder Inspirationen zu finden. Es mangelt mir jedoch komplett an der Menschlichkeit und der Verbindungen zwischen Aufgaben, Anforderungen kombiniert mit den Unternehmenswerten. Diese Faktoren sind maßgeblich relevant für eine gute Stellenanzeige. Vielleicht kann ChatGPT auch dies und mir fehlen aktuell einfach die Kenntnisse dazu :) ich bin gespannt, wie die Entwicklung weitergeht!
👋 Hallo! | Senior Recruiterin @Schleswig-Holstein Netz | Talent Acquisition mit 🔥 Leidenschaft für Employer Branding | 🌟 Top-Talente | Kein Recruiting, wie 2012!
1 JahrLars Vogler Ich finde den Artikel hilfreich und sehr verständlich. Es ist schön, dass du direkt die Prompts und den generierten Output darstellst😊 So kann man die Tipps leichter in die Tat umsetzen. Danke dir!