Sprecht endlich deutsch
Das Virus mutiert, die Wissenschaft lernt dazu und entsprechend ändern sich immer wieder die Regeln. Wir kommen kaum noch mit. Da wäre es hilfreich, wenn die Politik klar und verständlich sagen würde: Das gilt jetzt. Passiert aber leider nicht. Auch deshalb sind so viele Menschen gerade genervt und wollen weder über die Pandemie noch von der Politik viel hören.
Versuchen Sie mal sich schlau zu machen über die neuen Quarantäneregeln. Auf der Seite der Bundesgesundheitsministeriums steht allen Ernstes: „Enge Kontaktpersonen sollten sich bereits direkt nach Bekanntwerden der eigenen Exposition zu einem bestätigtem SARS-CoV-2-Fall selbstverantwortlich schon vor der Anordnung durch das Gesundheitsamt in Quarantäne begeben und auch ihre eigenen engen Kontakte außerhalb des Haushalts informieren.“
Wow. Kleine Übersetzungshilfe: „Bleiben Sie bitte zu Hause, wenn Sie davon erfahren, dass Jemand mit dem Sie engen Kontakt hatten, einen positiven Coronatest hat. Und sagen Sie allen Menschen Bescheid, mit denen Sie engen Kontakt hatten. Sie sollten nicht darauf warten, dass das Gesundheitsamt sich meldet.“ Funktioniert besser, oder?
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Und so geht das weiter beim Gesundheitsministerium: „Es besteht die Möglichkeit, sich nach einer nachgewiesenen Infektion unter der Voraussetzung von 48 h Symptomfreiheit oder als Kontaktperson mit einem frühestens nach sieben Tagen abgenommenen PCR- oder zertifizierten Antigen-Schnelltest, der durch das Paul-Ehrlich-Institut festgelegten Mindestkriterien erfüllt, „frei zu testen“ (mit Nachweis; eine Testung im Rahmen der Arbeitgebertestung ist dafür nicht ausreichend). Damit wird auch den Herausforderungen für die kritische Infrastruktur Rechnung getragen.“
Gegenvorschlag: „Wenn Sie sich angesteckt haben, können Sie sich nach sieben Tagen „frei" testen. Voraussetzung dafür: Sie waren zwei volle Tage nicht krank, hatten also beispielsweise keinen Husten oder Halsschmerzen. „Frei“ testen können Sie sich in einem Coronatestzentrum. Es muss kein PCR-Test sein, ein Schnelltest reicht. (Ein Schnelltest, den Sie an Ihrem Arbeitsplatz selbst machen, reicht nicht.) Das alles gilt genauso auch für Kontaktpersonen. Die neuen Regeln sollen verhindern, dass zu viele Menschen zu Hause bleiben müssen, damit in lebenswichtigen Bereichen die Arbeit weiterläuft, beispielsweise in den Krankenhäusern, bei der Polizei oder in der Energieversorgung.“
Ist das so schwer? Wenn Menschen Regeln beachten sollen, dann müssen sie diese Regeln kennen und verstehen. Hilfreich wäre auch deutlich zu machen, warum das alles: „Ja, wir sind jetzt etwas weniger vorsichtig, Omikron macht das möglich.“ Und vielleicht könnte man auch mal dazu sagen, bei der Xten neuen Regel: „Wir wissen, das ist anstrengend. Aber die Sachlage ändert sich eben immer wieder und wir müssen darauf reagieren.“ Oder sogar: „Es tut uns leid, dass jetzt so lange unklar war, ob die neuen Quarantäneregeln schon gelten. Wir hätten nach der Bund-Länder-Konferenz gleich dazu sagen sollen, wie lange es noch dauert.“ Klar, einfach und möglichst ehrlich kommunizieren – gar nicht schwer und so wichtig.
Moderatorin, Trainerin und Kommunikationscoach bei i3kommunikation. Podcasterin für "Update verfügbar" vom BSI. Mitglied im Vorstand Karnevalsgesellschaft UN Funken e.V.
2 JahreWarum einfach, wenn’s auch kompliziert geht. Und sich dann wundern, wenn‘s nur wenige erreicht. Und das seit Beginn der Pandemie. So geht kommunikative Katastrophe. 🙈