Strategien für nachhaltigere, ökogischere Themengewichtung
Eine schlechte Nachricht jagt in den Medien die nächste. Dabei steht die Spirale der Angst, die dieser Prozess in der Gesellschaft auslöst, im Gegensatz zu dem, was viele Menschen in Zeiten von Klima-, Wirtschafts- und Energiekrise wünschen: Entwicklungen hervorheben, nachhaltig denken und positiver in die Zukunft blicken.
Was ist zu tun, um medial ein neues Gewicht zu schaffen?
Was ist zu tun, um medial ein neues Gewicht zu schaffen? MondaysForSustainability befasste sich diesmal mit dem Thema „Kommunikation und Nachhaltigkeit“. Es ging um Strategien, die der Berichterstattung etablierter Medien eine nachhaltigere, ökologische Themengewichtung bringen könnten. Impulsgeber war an diesem Abend Peter Unfried, Chefreporter der taz und Chefredakteur des Magazins taz.FUTURZWEI.
Der Gedanke ist eigentlich kein neuer und wird in der Medienbranche als konstruktiver Journalismus begriffen. Peter Unfried zieht hier Parallelen zum Thema Ökologie und Nachhaltigkeit in der politischen Entwicklung, die sich derzeit gerade in Form des Wirtschaftsministers Robert Habeck vollzieht. Ökologie und Wirtschaft gelte es fortan zusammenzudenken. Wirtschaft und Klimaproblem als gemeinsamer Nenner. Diesem Gedanken zolle die taz beispielsweise bereits Rechnung, indem sie beim Ressort „Öko“ die Themen Ökologie und Wirtschaft miteinander vereine.
Empfohlen von LinkedIn
„Wir reden immer nur über uns, selbst wenn wir die globale Gerechtigkeit beschwören. Wir wissen eigentlich nicht, welche Hebel man tatsächlich ansetzen muss, um etwas voranzubringen."
Ein Umdenken sei in der Gesellschaft gefordert: raus aus sozialdemokratischen Paradigmen, unter denen er die reine Fokussierung auf Wachstum und Wohlstandvermehrung sowie eine bessere Verteilung des Wachstums über alle Gesellschaftsschichten hinweg versteht. Der richtige Weg führe stattdessen rein in eine sozialökologische Transformation. Wobei diese in erster Linie ein Wirtschaftsprojekt sei. Sie müsse nicht mehr nur als bloßes Add-on begriffen werden, sondern „als etwas, das man dann auch macht“.
Man müsse sich neu erfinden, auch in der Medienbranche, waren sich die Teilnehmer der Mondays-For-Sustainability-Runde einig. Der Journalismus müsse aus dem Hamsterrad des Aktualismus ausbrechen und in größeren Zeiträumen denken, lösungsorientierter, positiver, ökologischer. Unfried sieht hier im britischen Guardian eine Vorreiterrolle. Dieser verstehe es seit bereits 15 Jahren, dem Thema in allen Ressorts Gewicht zu verleihen. Im deutschen Sprachraum schätzt er Bernd Ulrichs Essays und Leitartikel in der ZEIT als das derzeit in den Medien Relevanteste ein, das er hierzu lese. Ulrich sei im Grunde am richtigen Ort, an dem die ökologische Transformation vermittelt werden müsse – an der Wochenzeitung des sowohl konservativen als auch progressiven Bürgertums. Quasi im Herzen des Mainstreams und nicht bloß an dessen Rand, wohin er die taz verortet. Wobei er betont, den Begriff des Mainstreams in diesem Kontext als rundum positiv zu sehen. „Das halte ich für ökologisch emanzipatorisch extrem wichtig, dass dieses Flagschiff das nun drauf hat“, so Unfried über die ZEIT.
Eine Idee der Runde ist zudem eine stärkere Fokussierung auf Nachhaltigkeitsthemen in der Lokalberichterstattung. Das, was vor der eigenen Nase passiert, wirkt am stärksten. Gebraucht werde eine sozialökologische Redaktion – nicht als Ausnahme, sondern als etablierte Größe der Medienbranche. Als journalistische Grundkultur und Basiskompetenz, durch die sich Aspekte der Nachhaltigkeit in jedem Text wiederfinden sollten. Erst dann, wenn auch in Redaktionen das Thema als eines aus der Mitte der Gesellschaft heraus verstanden wird und hieraus ein gesamtredaktionelles Konzept erwächst, könne es auch medial in die Mitte der Gesellschaft getragen werden. Und so können dann auch neue, zukunftsgerichtete Narrative entstehen.
In Zukunft möchte die Runde stärker das Thema „Nachhaltigkeit und Kommunikation“ ins Zentrum der Diskussion bringen und weiterentwickeln.