Teil 4 Digitale Reife: Ein leerer Kühlschrank als Anleitung für eine Strategie

Teil 4 Digitale Reife: Ein leerer Kühlschrank als Anleitung für eine Strategie

Inhalt: Wesentliche Bestandteile +++ Instrumente einer Strategie +++ Digitales Commitment +++ Strategische Innovation

Hunger

Der Magen knurrt. Sie schauen in Ihren Kühlschrank. Gähnende Leere! Ihr Ziel ist es, dieses Knurren im Magen loszuwerden. Ein natürlicher Reflex lässt Sie in den Supermarkt gehen und etwas Essbares kaufen, um anschließend zuerst Ihren Kühlschrank und dann Ihren Magen zu füllen. Geschafft! 

Strategie

Was im täglichen Leben – abgesehen vom Schreiben eines Einkaufszettels – ganz natürlich und intuitiv funktioniert, fällt etwa 60 % aller Unternehmen schwer. Sie wissen, dass sie das digitale Knurren im Magen loswerden müssen. Und vermuten, dass Überleben ohne eine geeignete Strategie nicht langfristig gesichert ist. 

Doch was hält vor allem kleine und mittlere Unternehmen von der Formulierung und der Umsetzung einer digitalen Strategie ab? Lt. Business School Berlin (BSB) sind es vor allem drei Hauptgründe:    

  • Unwissenheit über technologische Entwicklungen
  • Skepsis gegenüber (technologischen) Trends  
  • Furcht, bestehende Strukturen durch neue Geschäftsmodelle zu ersetzen

Ausblick Teil 5: Prozessdigitalisierung

Bestandteile

Die Gründe die Unternehmer davon abhalten, eine tragfähige Digitalisierungsstrategie zu formulieren und sie dann in die Geschäftsstrategie zu integrieren, erscheinen auf den ersten Blick nicht ganz rational. Auf den zweiten Blick aber erkennt man, dass diese auf Kompetenzen zurückzuführen sind, über die nicht jeder Unternehmer verfügt. Das sind vor allem tiefes Wissen über neue und kommende Technologien und darauf basierend das Entwickeln von digitalen Geschäftsmodellen. Doch dafür gibt es Experten, dazu später mehr. 

Um das große Thema Digitalisierungsstrategie von der fast kosmischen Ebene auf ebenerdige Tatsachen zurückzuholen, sollte man die Bestandteile einer Strategie kennen. Das sind: 

  • Vision und Ziel  
  • Zeitrahmen
  • Verantwortung/Verantwortlichkeit 
  • Instrumente zur Umsetzung der Strategie
  • KPIs zur (Erfolgs-) Messung
  • Prozess für ein Controlling  

Vision/Ziel 

Wenn Sie Hunger haben, dann stellen Sie sich – zumeist unbewusst – vor, wie großartig Sie sich fühlen werden, wenn Sie gegessen haben. Damit haben Sie bereits Ihre Vision (gut fühlen) und ein Ziel (Hunger gestillt).  

Für ein Unternehmen könnte eine Vision beispielsweise so lauten: 

Wir werden eine voll digitale Immobilienverwaltung sein. 90 % unserer Prozesse sind automatisiert. Partner und Kunden kommunizieren mit uns über eine digitale Plattform. Wir werden die Kosten um 60 % reduziert haben, was uns zu einem wettbewerbsfähigen und hoch profitablen Unternehmen gemacht hat.   

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Um es etwas allgemeiner zu halten. Bei einer Vision muss man nicht zum Arzt gehen, sondern die Augen schließen und sich das Unternehmen in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren vorstellen. Ziel einer Digitalisierungsstrategie ist der Aufbau digitaler Geschäftsmodelle, um die Performance des Unternehmens zu erhöhen. 

Zeitrahmen 

Wer Sie Ihren Hunger stillen müssen, dann setzt Ihnen ihr Körper ganz automatisch eine Frist. Man könnte von einer Deadline sprechen. Ihr Körper wird Ihnen auch eine Rückmeldung geben, wenn Sie diese Deadline nicht einhalten. Garantiert! 

Um es vorweg zu nehmen. Die Festsetzung eines konkreten Zeitrahmens zur Umsetzung der Digitalisierung halte ich für schwierig. Digitalisierung ist ein kontinuierlicher, dynamischer Prozess. Digitalisierung kennt ein Startdatum, jedoch kein Enddatum. Sie wird zum festen Bestandteil des Unternehmensgeschehens. 

Bei der Digitalisierungsstrategie verhält es sich aber anders. Man braucht einen Zeitrahmen, um das Erreichen von vorher formulierten Zielen messbar zu machen. 

Verantwortung und Commitment 

Wenn Sie (noch) keinen Kühlschrank haben, der sich von alleine füllt, dann wissen Sie, dass Sie den Gang zum Supermarkt selbst erledigen müssen. Es sei denn, Sie konnten die Verantwortung dafür auf Lebenspartner, Kinder oder Sonstwen übertragen. 

Ausblick Teil 5: Prozessdigitalisierung

Die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie bedarf eines Verantwortlichen, eines Digital Leaders. Primär steht diese Verantwortung der Geschäftsleitung zu. To be honest! Die operative Ausgestaltung der Digitalisierungsinstrumente wird Detailwissen und besondere Fähigkeiten erfordern. Das können technologisches Verständnis, das Entwickeln von datenbasierten Geschäftsmodellen oder aber das Gestalten von digitalen Kanälen sein etc.   

Nun ist eine wesentliche unternehmerische Kompetenz an dieser Stelle ganz wichtig. Und zwar das realistische Einschätzen der eigenen Fähigkeiten und derjenigen der Mitarbeiter in Bezug auf fachliche und methodische Umsetzungskompetenzen. Größere Unternehmen bedienen bekannter Beratungsgesellschaften. Das kann jedoch recht kostenintensiv sein. Für kleinere und mittlere Unternehmen ist das weder immer umsetzbar bzw. immer empfehlenswert. Eine Alternative könnte die Schaffung der Stelle eines eigenen Chief Digital Officers (CDO) sein. Durchaus erfolgreich ist auch der hybride Ansatz des Interims-CDO.    

Auf jeden Fall sollte diese verantwortliche Stelle mit der notwendigen Rückendeckung und den erforderlichen Befugnissen ausgestattet sein. Der häufigste Grund für das Scheitern von Digitalisierungsvorhaben ist lt. Umfrage unter CDOs das fehlende Commitment der Geschäftsführung. 

Instrumente

Wenn Sie im Winter bei minus fünf Grad zum Supermarkt gehen, werden Sie vermutlich warme Klamotten anziehen. Sie werden sicher auch ein Zahlungsmittel mitnehmen. Das sind Ihre Instrumente, mit denen Sie Ihrem Ziel, Ihren Hunger zu stillen, sehr nahekommen. 

Die Hochschule St. Gallen (HSG) hat mit ihrem Modell zur Untersuchung der digitalen Reife einen großartigen Instrumentenkasten zur Umsetzung von Digitalisierungsstrategien mitgeliefert:  

  • Customer Experience 
  • Produktinnovation 
  • Organisation
  • Prozessdigitalisierung
  • Zusammenarbeit
  • Informationstechnologie
  • Kultur & Expertise
  • Transformationsmanagement

In meiner Serie Digitalisierungsreife gehe ich auf jedes einzelne dieser Instrumente ein. 

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Stoßrichtungen

Die HSG hat in ihrer Umfrage untersucht, wo Unternehmen in Bezug auf die Formulierung und Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategie stehen. Dabei wurden vor allem zwei Stoßrichtungen betrachtet, Digitales Commitment und Strategische Innovation

Digitales Commitment

Commitment ist wörtlich gleichbedeutend mit „Bindung“, „Engagement“, „Hingabe“ oder „Verpflichtung“. Organisationales Commitment ist die Bindung, sich gegenüber einer Organisation, einer Gruppe oder einer anderen Person verpflichtet zu fühlen. Wichtig: Es handelt sich um eine freiwillige Verpflichtung. Sie äußert sich in der inneren Einstellung und den Taten einer Person.

Wenn ein Unternehmen die digitale Strategie in der Geschäftsstrategie verankert und verzahnt hat. Wenn ein Unternehmen alle digitalen Projekte darauf abstimmt und priorisiert, dann ist das Digitales Commitment. Das ist keine halbe Sache, sondern Hingabe und Verpflichtung!

Strategische Innovation

Bei strategischer Innovation handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess aus: 

  • Systematischer und kontinuierlicher Evaluation interner und externer Einflussfaktoren
  • Analyse des Einflusses neuer Technologien, geändertem Kundenverhalten, neuer Prozesse der Wertschöpfung etc. auf das eigene Geschäftsmodell
  • Strategischer Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens inklusive etwaiger Kurswechsel oder -anpassungen

Es empfiehlt sich bei der Einflussanalyse nicht den Überblick zu verlieren. An dieser Stelle lohnt es sich, Steve Jobs zu zitieren: 

„Ich bin genau so stolz auf die Dinge, die wir nicht gemacht haben, wie auf die Dinge, die wir gemacht haben. Innovation heißt, zu 1.000 Dingen nein zu sagen.“

Standortbestimmung

Eine tragfähige Strategie gilt als das Fundament einer erfolgreichen Digitalisierung. Und dennoch tun sich 60 % Unternehmen gerade mit dieser Übung enorm schwer. 

Fragebogen ansehen

Um die Position digitaler Reife von Unternehmen bestimmen zu können, führt die Hochschule St. Gallen in regelmäßigen Abständen Umfragen durch. Das Ergebnis ist eine Einstufung auf der Likert-Skala in den Stufen 1 (unreif) bis 5 (reif). Die Einstufung gibt Unternehmen strukturierte, operationalisierbare Kriterien an die Hand. Diese können als Grundlage für Diskussion, Mission und SOLL-IST-Vergleichen bei der Digitalen Transformation dienen.

Kommen Sie auf meine Webseite und finden Sie dort die Kriterien aus der aktuellen Umfrage bezogen auf die Dimension Strategie. Überprüfen Sie Ihr Unternehmen anhand der Zustimmung zu den Aussagen und erhalten Sie eine Idee, wo der Startpunkt Ihres Unternehmens ist. 

Online Reifegrad testen

In den nächsten Wochen werde ich wöchentlich in meinem Blog auf die wesentlichen Parameter zur Bestimmung der digitalen Reife von Unternehmen eingehen. Abschließend stelle ich einen Online-Test zur Überprüfung der Digitalisierungsreife zur Verfügung. 

Kontakt aufnehmen

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich in den nächsten Wochen begleiten und mir kräftig Feedback geben. 

Christoph Gentz   


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