Trost in Zeiten von Corona

Trost in Zeiten von Corona

Seit gut einem Jahr hat uns die Pandemie fest im Griff, wenn die Intensität auch Schwankungen unterworfen war. Rückwirkend fällt mir insbesondere ein Gedanke ein, der mich schon im März 20 beschäftigte. Eines der wesentlichen Symbole der zwischenmenschlichen Interaktion in der westlichen Zivilisation ist die Geste des Handgebens. Dieses Symbol tut kund, dass wir in friedlicher Absicht kommen, zeigen wir doch unserem Gegenüber, dass wir keine Waffen mit uns tragen. Darüber macht man sich gemeinhin wenig Gedanken und erst im Moment des Ausbleibens wird uns schmerzlich bewusst, dass diese kleine Geste wesentlich zu unserem Selbstverständnis gehört und außerdem Nähe gewährt. Sind wir unserem gegenüber noch dazu freundschaftlich verbunden, so gehört die Umarmung auch zur Ausdrucksform dieses Wohlmeinen auch zu bekunden. Alles perdue seit gut einem Jahr. man mag einwenden, dass diese Einschränkung ja nur ein kleiner Teilaspekt unseres Lebens sei. Mir ist er dennoch wichtig, denn ich denke, dass man den Menschen nicht allein in seine wirtschaftlichen Eingebundenheit reduzieren sollte. Seit gut einem Jahr sind wir genötigt den menschlichen Impulsen eben nicht Folge zu leisten. Ganz im Gegenteil. Corona ist allgegenwärtig und lässt sich nicht im Schrank einschließen wie eine unliebsame Erinnerung. Wir halten uns so gut es geht an die Regeln, sehen uns nur noch im klar begrenzten Rahmen und haben uns häufig auf die schriftliche Kommunikation verlegt. Vielleicht, weil in unserem Leben nicht allzu viel Aufsehenerregendes passiert, aber vielleicht auch, weil wir unseren Bekanntenkreis nicht mit unserer Schwermut belasten wollen. In der Reduzierung auf schriftliche Kommunikation sehe ich aber auch die große Gefahr von schwer auflösbaren Missverständnissen. Um mich herum hat es in den letzten Monaten durch die Verlegung auf die Schriftform auch erheblich geknirscht und dass durchaus auch in gewachsenen und fundierten Freundschaften. Da stehen dann die Sätze, in Stein gemeißelten Monumenten gleich, und werden auf sehr eigene Art wahrgenommen. Vielleicht treffen sie auch auf eine erhöhte Sensibilität, die nicht anders kann als misszuverstehen. Es wäre auf jeden Fall tragisch, wenn Corona, neben all den anderen Einbrüchen und Verlusten, auch zum Verfall guter Beziehungen beitragen würde. Umso mehr als man an allen Orten spürt, dass Hoffnung und Duldsamkeit sich gerade in geschwinder Auflösung befinden. Affekte sind gut und wichtig, dennoch sollte man sich immer mal wieder vor Augen führen (und dieser Pathos sei mir an dieser Stelle einmal gewährt), dass uns vor allen Dingen auszeichnet, dass wir alle Menschen sind und das sehe ich als tröstlich und hoffnungsvoll.


Paul Hainsch

Persönlicher Service für den Mittelstand.

3 Jahre

Gut gesprochen.

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