Um die Ecke denken: Kunst bei der Deutschen Telekom
Stephan Balkenhol und Tim Höttges vor dem "Großen Männerpaar"

Um die Ecke denken: Kunst bei der Deutschen Telekom

Ungewiss, ungefähr, unzulänglich. Fehlende Klarheit wurmt uns oft. Wir bevorzugen Ordnung, Regeln und feste Strukturen. So sahen früher auch unsere Büros aus. Jede und jeder hatte seinen Arbeitsplatz. Jede und jeder konnte sich darauf verlassen, dass kein anderer dort Platz nehmen würde. Heute gibt es Großraumbüros, offene Raumlayouts und eine flexiblere Wahl des Arbeitsplatzes.

Strukturierte Abläufe können helfen, mit der Komplexität der Welt zurechtzukommen. Aber sie hemmen und verhindern auch, wenn es darum geht, Neues zuzulassen und sich auf andere Ideen einzulassen. Das ist aber nötig, wenn wir als Einzelne und als Gesellschaft vorankommen wollen. Stichwort: Innovation. Dafür müssen wir festgefahrene Prozesse hinterfragen.

Neu denken und kritisch reflektieren: dabei hilft – auch – Kunst. Ein kleiner Beitrag, aber einer, der uns bei der Telekom wichtig ist. Darum hat die Telekom eine Kunstsammlung. So auch in unserer Zentrale in Bonn. Um jede Ecke, um die ich hier gehe, finde ich Kunst. Da heißt es dann: Gedanken schweifen lassen und schärfen, um die Ecke denken.

Manches ist offensichtlich. Und wir zeigen es. Nicht nur den Telekomerinnen und Telekomern, sondern auch allen Besucherinnen und Besuchern unserer Zentrale. Etwa in unserer Eingangshalle:

  • Seit 2020 hängt hier das „Große Männerpaar“ des deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol. Mich begeistert, was man aus Holz alles machen kann. Diese Skulptur von 1999 ist nach dem „August Macke“-Denkmal im Bonner Hofgarten das zweite öffentlich zugängliche Werk Balkenhols in Bonn.
  • Ein Highlight unserer Art Collection Telekom ist die Zusammenarbeit mit dem türkisch-amerikanischen Medienkünstler Refik Anadol. Seine Werke lassen die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen. Er nutzt Daten und maschinelles Lernen, um visuelle Kunstwerke zu kreieren. Das macht Künstliche Intelligenz erlebbar! Und ja: schön.
  • Neuester Blickfang in unserem Eingangsfoyer: die Hoberman Sphere. Die wurde 2010 speziell für die Telekom produziert und hat uns auf Messen und Ausstellungen begleitet. Was mich fasziniert: Die Hoberman Sphere ist Ingenieurskunst und Kunstwerk zugleich. Chuck Hoberman, amerikanischer Bildhauer und Maschinenbauer, hat sich diesen Design-Klassiker schon in den 1990ern patentieren lassen. Ein besonderer Falt- und Gelenkmechanismus lässt die Sphere pulsieren. Bis zu 4,5 Meter dehnt sich die Kugel in unserem Foyer aus. Ständige Bewegung und Wandel – so wie bei der Telekom!

Hoberman Sphere

Unsere Art Collection Telekom

Der Hauptfokus unserer Sammlung liegt auf zeitgenössischen Kunstwerken aus Ost- und Südosteuropa. 2010 haben wir dafür die Art Collection Telekom ins Leben gerufen. Mit ihr fördern wir junge, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler aus Ländern, in denen auch die Telekom mit Landesgesellschaften vertreten ist: Griechenland, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Ungarn. Mit dabei sind Namen, die mittlerweile groß rausgekommen sind:

  • 2009 haben wir Werke von Agnieszka Polska in unsere Art Collection Telekom aufgenommen. Die polnische Künstlerin erhielt 2017 den Preis der Nationalgalerie in Berlin und hat bereits im Museum of Modern Art in Warschau und in Ausstellungen in Melbourne und in Seattle ausgestellt.
  • Roman Ondak aus der Slowakei hat 2009 den Slowakischen Pavillon in Venedig vertreten. Sein Werk „Strayed Sputnik“ (2012) sehe ich fast täglich. Es steht im Vorzimmer zu meinem Büro.
  • Eva Kot’átková aus Tschechien hat in diesem Jahr ihr Heimatland auf der Biennale in Venedig vertreten. An ihrem Education Model 2009 im Innenhof der Telekom-Zentrale können die Mitarbeitenden zum Mittagessen Platz nehmen.


Collage: Agnieszka Polska, Cops and Robbers, 2009; Roman Ondak, Strayed Sputnik, 2012; Eva Kot'átková, Educational Model, 2009

Kann das weg?

Wenn man so will, ist die Telekom ein Museum. Aber unser Museum ist mehr Ausblick als Rückblick. Und manches erkennt man vielleicht nicht auf den ersten Blick auch als Kunstwerk. Die berühmte Frage: „Ist das Kunst, oder kann das weg“ beantworten wir aber immer mit „Ersteres“. Uns würde viel fehlen, wäre es nicht mehr da. Darunter auch so manches „Kuriose“.

Die ukrainische Künstlerin Lada Nakonechna zum Beispiel ist durch unsere Flure gegangen und war fasziniert von den Flucht- und Rettungsplänen. So viel Liebe zu Vorschriften ist selten 😊. Inspiriert von den Wegweisern zu den Notausgängen, hat sie ihre Werke dann direkt auf die Wände mit dem Bleistift gezeichnet und diesen Plänen dadurch eine ganz eigene Ästhetik verschafft (Rescue Plan, 2017, Lada Nakonechna).


Rescue Plan, 2017, Lada Nakonechna
Rescue Plan, 2017, Lada Nakonechna

Kurios ist auch der “gelbe Fleck“ (The Yellow Blob Story, 1997, Nedko Solakov). Hier verschwimmen Kunst und Handwerk. Der „gelbe Fleck“ wird regelmäßig auch anderswo ausgestellt. Etwa im September bei der Berlin Art Week in den Wilhelm Hallen zu sehen. Der bulgarische Künstler, Nedko Solakov, reist dafür aber nicht extra an. Sondern ein Maler wird ihn an die Wand der Ausstellung bringen. Und zwar ganz nach den Vorstellungen des Künstlers.

Nedko Solakov, The Yellow Blob Story, 1997
Nedko Solakov, The Yellow Blob Story, 1997

Kunst steht für sich. Und wirkt durch sich. Aber natürlich ist die Frage berechtigt: Sollte die Telekom sich nicht auf ihr Geschäft konzentrieren? Ist es ihre Aufgabe, in Kunst zu investieren?

Für mich ist jede Investition dabei immer eine Frage des Mehrwerts. Oder – ganz klassisch – der Rendite. Dabei hat Kunst für mich eine „Rendite“ jenseits der möglichen Wertsteigerung einzelner Objekte. Drei Gedanken:

  • Erstens – ein fast schon banaler Gedanke: Kunst schmückt, aber inspiriert auch. Wie langweilig wären weiße Wände! Kunst macht unsere Büros und Geschäftsräume individuell und sorgt für Wohlbefinden. Aber Kunst ist nicht nur Deko. Sie schafft eine Atmosphäre der Inspiration. Die Betrachtenden werden selbst schöpferisch, kommen auf neue, nützliche Ideen. Das heißt es, kreativ zu sein.
  • Zweitens: Kunst trainiert das Denken. Sie ist oft mehrdeutig, unscharf und nicht festgelegt in ihrer Aussage. Kunst fordert die Betrachtenden, solche Unschärfen auszuhalten. Das Richtige und das Falsche gibt es im Management nicht, auch wenn es das oft einfacher machen würde. Das ist Ambiguitätstoleranz. Und die brauchen wir nicht nur im Unternehmen.
  • Drittens: Kunst stellt bestehende Verhältnisse in Frage. Kunst gibt dazu Anstoß, den Status-quo zu analysieren, zu hinterfragen und bereit zur Veränderung zu sein: Auch das braucht es m. E. im Unternehmen.

Öffentliche Haushalte sind knapp. Trotzdem ist es wichtig, dass der Staat Kunst um der Kunst willen fördert. Und gerade deshalb tun wir es auch bei der Telekom: um der Kunst willen. Um dem gerecht zu werden, braucht es aber auch privates Engagement.

Hier in Bonn haben wir dafür ein tolles Beispiel: Die Stiftung Kunst und Kultur setzt sich für Kunst im öffentlichen Raum ein. So wurde zuletzt die sieben Meter hohe Skulptur „Laurelle“ von Jaume Plensa in Bad Godesberg ermöglicht. Es ist das sechste Kunstprojekt der Stiftung unter der Leitung von Walter Smerling. Bonn ist durch die Stiftung zum Beispiel schon um eine Tasche auf Beinen (Walking Bag, Erwin Wurm, 2022) und um eine viel zu vieldiskutierte Hommage an Beethoven (Skulptur im Stadtgarten, 2014, Markus Lüpertz) reicher geworden. Die Arbeit der Stiftung unterstütze ich. Denn auch das bietet Mehrwert für die Stadt. Darum: Sehen Sie sich um in Bonn!


Tim Höttges mit Walter Smerling.
Tim Höttges mit Walter Smerling.


Christine Becker

Senior Communications Manager, Deutsche Telekom

3 Monate

Unglaublich wichtig!! Ich empfinde die Kunst im direkten Arbeitsumfeld als enorme Bereicherung. Ich kann jedem Bonner:in auch nur empfehlen von Zeit zu Zeit nach der Arbeit einen Abstecher ins Kunstmuseum oder die Kunsthalle zu machen. Immer wieder inspirierend!

Alexander Markus Majowski

Kultur macht stark! #Selbsthilfe #Miteinander #Kreativität

4 Monate

Wunderbar

Peter Halberkann

Ruhestand bei Deutsche Telekom AG

4 Monate

Cool, der gelbe Fleck! Meine Performance „Roter Buntstift auf Zimmertapete“ wurde von meinen damaligen Vorständen, genannt Eltern, nicht als Kunst erkannt. Und nun ein gelber Fleck mitten im Flur! Phantasie trifft Arbeit. Welche kreativen Impressionen mag der gelbe Fleck auf dem Flur der Gewohnheiten wohl in die Arbeitssitzungen bringen? - Übrigens: die Einzelbüros haben wir nach dem Umzug in den Office Port damals ziemlich schnell vergessen. Das war einfach schön, alle vom Team sofort zu sehen. Viel Spaß bei der Arbeit!

Antje Hundhausen

Vice President Brand Experience Telekom

4 Monate

💥Vielen,lieben Dank für den wertschätzenden Artikel❣️.Wir freuen uns immer wieder über das rege öffentliche Interesse an der art-collection-Telekom.com und bieten auch gern regelmäßig Führungen an.

Dr. Claudia Junker

Leiterin Law & Integrity und Generalbevollmächtigte (Recht, Datenschutz, Compliance), General Counsel bei Deutsche Telekom

4 Monate

Die Kunst im Telekom HQ empfinde ich als enorme Bereicherung! Als es vor ein einigen Jahren eine Richtungsänderung bei der Kunstsammlung gab, gab es eine Verkaufsaktion für eine Reihe von Werken an die Mitarbeiter/innen. So hängt ein Werk von Liz Bachhuber vor meinem Homeoffice-Büro - auch daran erfreue ich mich weiterhin. 😊

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