Umgang mit schwierigen Führungskräften: neue Methoden
Conny (39): Meine Führungskraft mag von Lean Management nichts mehr wissen und bevorzugt jetzt Design Thinking. Was habe ich davon zu halten?
Dieser Wandel in den Präferenzen ist ein völlig normaler Vorgang und nur für unerfahrene Mitarbeiter ungewöhnlich, liebe Conny. Denn sie wissen nicht, dass es vor Lean Management bereits Business Reengineering, KVP und Gruppenarbeit gab und es nach dem Design Thinking noch viele weitere Managementstrategien geben wird. All diese Methoden versprechen Kosteneinsparungen, bessere Zusammenarbeit und Komplexitätsbewältigung sowie viele weitere, an dieser Stelle leider ungenannt bleibende Effizienzgewinne. Man könnte also schlichtweg bei einer Methode bleiben und deren Umsetzung in Perfektion gestalten. Doch das ist weder im Interesse der Beraterindustrie, die fortwährend neue Managementstrategien entwickelt, und diese unter dem Label „Besser, schneller, effizienter!“ auf den Markt bringt. Noch sind die Führungskräfte selbst daran interessiert, da sie so der Möglichkeit, ihrem Arbeitsalltag mittels Seminar- oder Konferenzbesuchen zu entfliehen, verlustig gingen. Die Mitarbeiter müssen sich also von Zeit zu Zeit darauf einrichten, von ihrer Führungskraft mit neuen Managementmethoden konfrontiert zu werden. Der mündige Mitarbeiter beweist sich dabei im Umgang mit selbigen. Denn er weiß, dass einerseits die anleitungsgerechte Umsetzung keine Handlungsoption ist, da die Einführung der Methode viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als ihnen ihr Chef bis zur Verkündung einer neueren Methode dafür einräumen mag. Andererseits bietet auch die opponierende Konfrontation keine Option, da diese nur zum Engagement eines Beratungsunternehmens oder der Etablierung eines Change Management führt. Also wird der mündige Mitarbeiter sich vordergründig engagiert zeigen. Ein paar Räume lassen sich für das Design Thinking schnell freiräumen. Farbe findet sich im nächsten Baumarkt. Und die notwendigen Einrichtungsgegenstände, wie Holzpaletten, Lüftungsrohre oder Kartonagen, sind auf dem unternehmenseigenen Sperrmüllplatz zum Nulltarif erhältlich. Schon sind die Kreativräume fertig und jegliche entwickelte Idee wird ab sofort dem Design Thinking zugeschrieben. Das stimmt den Chef freundlich und gestattet die Fortführung des Lean Management in veränderter Form. Beispielsweise, in dem die Shopfloor Meetings in den Design Thinking Räume stattfinden, die Dashboards dort aufgehängt werden oder die Planung der Wertströme an diesen Orten erfolgt. Besonders erfahrene mündige Mitarbeiter kreieren daraufhin Variationen der Managementmethode, wie das Lean Design Thinking, welche dem Chef die Chance eines eigenen Vortrages auf einem der Kongresse einräumen. Das fördert dessen Selbstwertverständnis erheblich und gilt deshalb als hohe Schule der Führung von Führungskräften durch mündige Mitarbeiter.