Unternehmenssteuern im Vergleich: Deutschland vs. Österreich – Was du beachten solltest
Wenn du selbstständig bist oder darüber nachdenkst, dein eigenes Unternehmen zu gründen, kommst du um Steuern nicht herum. Besonders spannend (und manchmal auch verwirrend) ist dabei das Thema Gewerbesteuer – zumindest, wenn du in Deutschland tätig bist. In Österreich sieht die Sache ein wenig anders aus. Dieser Artikel gibt dir einen Überblick, wie die Gewerbesteuer in Deutschland funktioniert, warum es sie in Österreich nicht mehr gibt und was du als Unternehmer in beiden Ländern darüber wissen solltest.
Die Gewerbesteuer in Deutschland
Was ist die Gewerbesteuer?
Die Gewerbesteuer ist eine wichtige Einnahmequelle für deutsche Gemeinden und wird auf den Ertrag eines Unternehmens erhoben. Anders als die Einkommens- oder Körperschaftssteuer fließt die Gewerbesteuer ausschließlich an die Städte und Gemeinden, was sie besonders für diese zu einer wesentlichen Finanzquelle macht. Sie gilt als Gemeindesteuer und betrifft Unternehmen, die gewerblich tätig sind.
Wer ist zur Zahlung verpflichtet?
Die Gewerbesteuer trifft vor allem Unternehmen mit gewerblicher Tätigkeit. Dazu zählen Einzelunternehmen, Personengesellschaften (wie die OHG oder KG) und Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH oder AG). Dabei sind alle Unternehmen betroffen, die eine dauerhafte und auf Gewinnerzielung ausgelegte Tätigkeit verfolgen. Freiberufler (z. B. Ärzte, Architekten) und land- oder forstwirtschaftliche Betriebe sind von der Gewerbesteuer befreit. Für Gründer gibt es jedoch eine Besonderheit: Es gibt einen Freibetrag von 24.500 Euro, unter dem keine Gewerbesteuer fällig wird – dieser gilt allerdings nur für Einzelunternehmen und Personengesellschaften.
Wie wird die Gewerbesteuer berechnet?
Die Berechnung der Gewerbesteuer basiert auf zwei zentralen Größen: dem Steuermessbetrag und dem Hebesatz. Der Steuermessbetrag ist eine Berechnungsgröße, die aus dem Gewinn des Unternehmens ermittelt wird, abzüglich gewisser Hinzurechnungen und Kürzungen. Dieser Betrag wird dann mit dem Hebesatz multipliziert.
Steuermessbetrag
Der Steuermessbetrag wird durch Anwendung eines Steuermesszahl von 3,5 % auf den Gewerbeertrag (Gewinn) des Unternehmens ermittelt. Allerdings gibt es bestimmte Hinzurechnungen, wie beispielsweise für Zinsen oder Mieten, die den Gewinn erhöhen können, und Kürzungen, wie etwa der Anteil an ausländischen Einkünften, der abgezogen wird.
Hebesatz
Der Hebesatz ist der Prozentsatz, den jede Gemeinde individuell festlegt. Dadurch kann die tatsächliche Steuerbelastung je nach Standort des Unternehmens stark variieren. In großen Städten liegt der Hebesatz oft deutlich höher (z. B. in München bei 490 %), während kleinere Gemeinden häufig niedrigere Sätze ansetzen. Dies führt dazu, dass der tatsächliche Steuersatz von der jeweiligen Gemeinde abhängt.
Beispiel: Gewerbesteuer eines kleinen Unternehmens
Stell dir ein kleines Unternehmen vor, das im Jahr 2023 einen Gewinn von 50.000 Euro erzielt hat. Der Standort des Unternehmens ist eine Stadt mit einem Hebesatz von 400 %.
In diesem Beispiel müsste das Unternehmen also 7.000 Euro an Gewerbesteuer zahlen.
Bedeutung für die Gemeinden
Da die Gewerbesteuer direkt an die Gemeinden fließt, hat sie eine entscheidende Bedeutung für deren Finanzierung. Viele Städte und Kommunen verwenden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer, um ihre Infrastruktur zu verbessern, öffentliche Einrichtungen zu unterhalten oder soziale Dienstleistungen zu finanzieren. Unternehmen, die in Regionen mit hohem Hebesatz ansässig sind, tragen also direkt zur Stärkung der lokalen Wirtschaft bei.
Die Gewerbesteuer in Österreich
In Österreich gab es bis 1994 eine Gewerbesteuer, die ähnlich wie in Deutschland auf den Gewinn von Unternehmen erhoben wurde. Doch diese Steuer wurde im Rahmen einer Steuerreform abgeschafft. Der Grund für diese Entscheidung war, das Steuersystem zu vereinfachen und Unternehmen zu entlasten. An die Stelle der Gewerbesteuer trat die Kommunalsteuer, die eine andere Grundlage hat. Anstatt auf den Gewinn eines Unternehmens zu zielen, wird die Kommunalsteuer auf die Lohnsumme der Mitarbeiter erhoben.
Kommunalsteuer in Österreich
Die Kommunalsteuer ersetzt seit 1994 die Gewerbesteuer in Österreich. Anders als die Gewerbesteuer wird sie nicht auf den Gewinn eines Unternehmens erhoben, sondern auf die Lohnsumme der Mitarbeiter. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen, das Mitarbeiter beschäftigt, verpflichtet ist, diese Steuer zu zahlen. Der Steuersatz beträgt einheitlich 3 % der Bruttolöhne. Für die Berechnung der Kommunalsteuer wird in der Regel die monatliche Lohnsumme herangezogen, wobei die Steuer dann monatlich abgeführt wird.
Vergleich zwischen Deutschland und Österreich
Der größte Unterschied zwischen Deutschland und Österreich liegt nicht nur in der Art der Steuer (Gewinn vs. Lohnsumme), sondern auch in der Komplexität. In Deutschland wird die Gewerbesteuer individuell pro Gemeinde berechnet, was das System oft unübersichtlicher macht. Der Hebesatz variiert stark zwischen verschiedenen Regionen, und es gibt zusätzliche Regelungen, wie den Freibetrag für Einzelunternehmen und Personengesellschaften.
In Österreich ist das Steuersystem dagegen einfacher. Die Kommunalsteuer beträgt immer 3 % der Bruttolöhne, unabhängig von der Gemeinde oder Branche. Das bedeutet, dass es für Unternehmer weniger Variablen gibt, die berücksichtigt werden müssen.
Beispiel: Vergleich der Steuerlast
Nehmen wir wieder das Beispiel des kleinen Unternehmens, das einen Gewinn von 50.000 Euro erzielt und 3 Mitarbeiter beschäftigt, die zusammen eine Lohnsumme von 100.000 Euro im Jahr haben. Schauen wir uns an, wie sich die Steuerlast in Deutschland und Österreich unterscheidet:
In diesem Beispiel wäre die Steuerlast in Deutschland mit 7.000 € deutlich höher als in Österreich, wo nur 3.000 € Kommunalsteuer gezahlt werden müssten. Allerdings hängt dies stark von der Gewinnsituation und der Anzahl der Mitarbeiter ab.
Filialen in verschiedenen Gemeinden
Wenn ein Unternehmen in Deutschland mehrere Filialen in verschiedenen Gemeinden hat, gilt für jede Filiale der lokale Hebesatz der jeweiligen Gemeinde. Das bedeutet, dass die Gewerbesteuer für jedes Geschäft unterschiedlich hoch ausfallen kann, abhängig von der Höhe des Hebesatzes in jeder Gemeinde. In Österreich hingegen ist die Kommunalsteuer unabhängig vom Standort des Unternehmens – sie beträgt immer 3 % der Lohnsumme, egal in welcher Gemeinde sich die Filialen befinden.
Tipps zur Vorbereitung auf Steuerpflichten
Um sicherzustellen, dass du als Unternehmer sowohl in Deutschland als auch in Österreich optimal auf deine Steuerpflichten vorbereitet bist, helfen dir diese Tipps weiter:
Fazit
Die Gewerbesteuer in Deutschland und die Kommunalsteuer in Österreich haben zwar das gleiche Ziel – sie tragen zur Finanzierung der Gemeinden bei – sind aber in ihrer Struktur und Komplexität sehr unterschiedlich. In Deutschland ist die Gewerbesteuer abhängig vom Gewinn und variiert je nach Gemeinde, während in Österreich die Kommunalsteuer einfacher berechnet wird, da sie auf die Lohnsumme angewendet wird und einen festen Steuersatz hat. Für Unternehmen, die in beiden Ländern tätig sind, ist es wichtig, die unterschiedlichen Steuerregelungen zu verstehen, um optimal planen zu können.