Verschwommene Zeiten
Copyright Małgorzata Oleszkiewicz

Verschwommene Zeiten

im Sommer 22


Michael

Wir saßen zu Tisch und schauten uns an, Zeit war vergangen, ein Jahr musst es sein

Das Lächeln wie einst, doch die Augen belegt, Zeit war vergangen, das Kind war allein


In weiter Ferne, ein Blick ging hinaus, dieser war trübe, denn die Frau entsagte dem Haus

In weite Ferne, ein Blick nun ins Haus, das Kind, es blieb lange, doch nun ist es aus


Die Leere am Tisch und das Lächeln nun grau, die Falten erzählen, ich seh es genau

Gefühlt eine Ewigkeit, doch kurz war das Jahr, ich erkenne das Spiel, denn die Drei war die

Zahl


Dayela

Eine Krone in schwarz, das Haar eine Pracht, es wächst sehr viel länger als die Zeit je gedacht

Exotisch der Schatz und die Neugier entfacht, ein Bild der Prinzessin - das ist ihre Macht

Die Krone ihr Stolz, ihre Ahnen verneigt, doch nicht als die Sklaven in dumpf weisser Zeit

Sie stehen zu ihr, ganz nah beinand, verweigern das Bild und verharren im Band

Das Bild macht der Fremde, ganz sorglos und frei, die Zeit wirkt nun still, es erhebt sich ein Schrei

Der Würde verletzt und Schwarzweiss wie enthemmt, die Zeit läuft zurück, die Drei niemand kennt


München

Hyperion erwachte, kein guter Traum es war, die Perlen des Schweisses rannen, doch rot war ihrer Bahn

Der Traum er währte lange, antik ward schnell der Ort, des Königs Platz erstrahlte, der Wahn er trug uns fort

Neue Tempel sollten her, für junge Götter rein und blond, die alten hätten abgedankt, ganz dunkel nun das weite Rund

Die Massen suchten Licht und schrieen nach dem Heil, sie trennten ab Hyperions Kopf, der zu schwer für ihren war

Die Zeit sie starb, nichts blieb mehr wie es war, doch da wo heut Musik ertönt, gedenken wir der Asche 

und der Sulamith Haar


Dani

Der Balkon ihre Loge, die Bühne der Tau auf der Wiese, der Ahorn in Blüte, die Vögel im fröhlichen Morgengesang

Belebte Stille

Grau der Dampf der Zigarette, heiss der duftende Kaffee, Guten Morgen Tag, raunzt es aus der Loge! Nur leer die Antwort aus der Igel Haus

Stille

Der Balkon ihre Loge, die Wiese verdorrt, der Ahorn müde und blass der Gesang, der Dampf der Zigarette eine Erinnerung, der Kaffee kalt, der Igel Haus - leer.

Stille

Ein Puls, kaum vernehmbar schlägt er an, in Liebe und Schmerz, in Schmerz und Liebe, in Liebe und Schmerz. Als wahrer Rhythmus aller, in Gottes Geschwindigkeit

In unserer Zeit

Belebte Stille.

Carolyn Sittig

Metteure en scène / artiste plasticienne / performeuse Associée de Consortium coopérative

2 Jahre

Deine Gedichte sind wunderbar, lieber Michael.

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