Versorgungsrealität heute
Wir beobachten in den letzten Wochen zunehmend ein neues Phänomen. Patienten kommen aus bis zu 100 km Umkreis zu uns, weil ihre Verletzungen: Beugesehnenruptur, Fingerfraktur, Sl-Band Verletzung, Luxation der Handwurzel u.a nicht in grossen unfallchirurgischen Kliniken in Heimatnähe versorgt werden konnten. Kapazitätsprobleme. Es wird eine Liste von Kliniken mitgegeben, die die Verletzung vermeintlich versorgen: auf Nimmerwiedersehen bitte.
Bis vor Verschärfung der Kriterien für ambulante Eingriffe sah das noch ganz anders aus. Es handelt sich häufig um Eingriffe, die mit der neuen Verordnung in den ambulanten Bereich verschoben wurden. Wir versuchen als Fachklinik unserem Versorgungsauftrag und unserem ärztlichen Ethos gerecht zu werden und packen alle diese Patienten noch zusätzlich in unsere Versorgung. Ob sich das auf Dauer rechnet bezweifele ich.
Was resultiert daraus? Viele Kliniken haben offensichtlich schnell reagiert und festgestellt, dass sich das ambulante Operieren de facto nicht mehr rechnet. Also zieht man sich auf die noch verbleibenden lukrativen stationären Eingriffe zurück.
Wenn die ambulanten Eingriffe nicht schnellstens aufgewertet werden, dann wird der wirtschaftliche Schaden größer sein als der vermeintliche Nutzen.
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Wir sehen jetzt schon viele Verletzungen, die bedingt durch eine lange Odyssee von Krankenhaus zu Krankenhaus verspätet versorgt werden. Dies führ zu einer großen Zahl an Funktionseinbußen und Langzeitschäden. Diese sind volkswirtschaftlich nicht zu unterschätzen. Abgesehen davon, dass die sekundäre Versorgung häufig deutlich aufwändiger ist und die Periode der Arbeitsunfähigkeit verlängert.
Letztendlich leidet der Patient an der langen und nervenaufreibenden Odysee. Eine von drei Patienten heute, hatte mehr als 30 Telefonate geführt, bis sie dann bei uns unterkam. Schwierig auch hier schon, überhaupt eine Überweisung zu uns vom Facharzt zu bekommen. Sektorentrennung.
Das ganze System krankt. Das ist bekannt. Die jetzige Lösung ist so aber auch nicht gut. Bitte mal Nachdenken. So viel aus der täglichen Praxis. Morgen früh geht es dann gerade so weiter.
Chief of Department bei Sana Kliniken
1 JahrLieber Peter, du schilderst das, was wir derzeit auch erleben...Patienten kommen aus mehr als 50 km Entfernung quer durch Hamburg, um sich eine Mittelhandfraktur versorgen zu lassen. Wir handeln wie ihr, aber schon wird von anderer Seite darauf hingewiesen, dass die Kosten zu hoch sind. Die Existenz einer handchirurgischen Klinik kann so schnell schwierig werden...