Verständnis des Personenstandsrechts für Nicht-Muslime in den VAE

Im Rahmen eines wegweisenden Schrittes zur Anpassung an die vielfältige Bevölkerung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wurde das Federal Decree-Law Nr. 41 aus 2022 erlassen, das Angelegenheiten des Personenstandsrechts für Nicht-Muslime regelt, die im Land leben. Diese umfassende Gesetzgebung gilt sowohl für VAE-Staatsbürger als auch für ausländische Nicht-Muslime und bietet einen modernen rechtlichen Rahmen für Themen wie Ehe, Scheidung, Erbschaft, Testamente und Abstammung.

Ein einzigartiges Merkmal dieses Gesetzes ist seine Flexibilität, da es den Einzelnen ermöglicht, das anwendbare Rechtssystem auszuwählen. Nicht-Muslime können entweder dieses Gesetz anwenden oder die Gesetze ihrer Heimatländer oder andere derzeit in den VAE geltende Familien- und Personenstandsrechtsvorschriften befolgen.

Im Gegensatz zu den traditionellen Persönlichkeitsgesetzen, die auf Muslime angewendet werden, betont diese Gesetzgebung die Gleichstellung der Geschlechter und gewährleistet gleiche Rechte und Pflichten für Männer und Frauen. Im Folgenden sind einige der wichtigsten Bestimmungen dieses zukunftsweisenden Gesetzes zu finden:

1. Gleichheit der Zeugenaussagen: In einer bedeutenden Abkehr von traditionellen Normen hat die Zeugenaussage von Frauen den gleichen Beweiswert wie die von Männern vor Gericht.
2. Gleiche Erbschaft: Das Gesetz stellt sicher, dass die Erbschaft zwischen Männern und Frauen gleich verteilt wird.
3. Unabhängiges Scheidungsrecht: Beide Ehepartner können unabhängig beim Gericht die Scheidung beantragen, um ihre jeweiligen Rechte zu wahren.
4. Gemeinsames Sorgerecht für Kinder: Beide Elternteile behalten gleichberechtigte Sorgerechtsrechte, bis ihr Kind das Alter von 18 Jahren erreicht. Danach kann das Kind entscheiden, welches Sorgerechtsarrangement es bevorzugt.

Vermögensverteilung und Testamente gemäss des Gesetzes

Das Gesetz bietet klare und fortschrittliche Regeln für die Vermögensverteilung und die Ausführung von Testamenten. Ein nicht-muslimischer Erblasser kann sein gesamtes Vermögen nach den in den Durchführungsverordnungen festgelegten Verfahren an eine Person seiner Wahl vererben.

Erbschaft ohne Testament

Im Falle des Fehlens eines Testaments sieht das Gesetz die folgende Verteilungsregelung vor:

• Ehepartner und Kinder: Die Hälfte des Nachlasses geht an den Ehepartner, die andere Hälfte wird gleichmäßig unter den Kindern, unabhängig vom Geschlecht, verteilt.
• Keine Kinder: Wenn keine Kinder vorhanden sind, wird die Erbschaft gleichmäßig zwischen den überlebenden Elternteilen aufgeteilt. Wenn ein Elternteil verstorben ist, wird das Vermögen gleichmäßig zwischen dem überlebenden Elternteil und den Geschwistern verteilt.
• Keine Eltern oder Kinder: In solchen Fällen erben die Geschwister das Vermögen gleichmäßig, ohne Rücksicht auf das Geschlecht.

Registrierung von Testamenten

Um die rechtliche Gültigkeit und Klarheit zu gewährleisten, müssen Testamente, die diesem Gesetz unterliegen, in einem offiziellen Register eingetragen werden. Paare, die unter diesem Gesetz heiraten, haben außerdem die Möglichkeit, ein Formular zur Registrierung des Testaments zusammen mit ihrem Ehevertrag auszufüllen und die Verteilung des Vermögens im Todesfall eines Partners festzulegen.

Fazit

Das Federal Decree-Law Nr. 41 aus 2022 unterstreicht das Engagement der VAE, ein inklusives rechtliches Umfeld für ihre multikulturelle Bevölkerung zu fördern. Durch die Betonung der Gleichstellung und die Bereitstellung maßgeschneiderter Bestimmungen für Nicht-Muslime stellt das Gesetz einen bedeutenden Schritt nach vorne in der Gesetzgebung des Personenstandrechts dar und spiegelt die progressive Vision und den Respekt der VAE für Vielfalt wider.

Für weitere Informationen oder rechtliche Beratung in Bezug auf Fragen des Personenstandsrechts, der Nachlassplanung oder der Testamentsregistrierung steht Ihnen die Anwaltskanzlei Al Safar und Partners gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns noch heute, um zu erfahren, wie wir Ihre rechtlichen Bedürfnisse unterstützen können.

Geschrieben von:

Frau Andrea K. – Partner & Senior Legal Consultant bei der Anwaltskanzlei Al Safar and Partners Law Firm .