Vertraue dir selbst!

Vertraue dir selbst!

Ist es dir auch schon mal passiert, dass du dir einer Sache sehr sicher warst, aber dich dann verunsichern lassen hast, weil andere Leute eine andere Meinung hatten? Denn ich habe schon an meiner Intuition gezweifelt, weil mir andere das Gegenteil rieten… und es stellte sich im Anschluss raus, dass meine Idee besser oder meine Meinung richtig gewesen wäre. Mir helfen folgende 3 Fälle, meiner Meinung zu vertrauen und diese möchte ich mit dir teilen:

Zuerst würde ich dir gerne vom Asch-Konformitätsexperiment erzählen. Asch fragte sich „Wie passt sich eine Einzelperson einer Gruppe an?“ Um dies zu beantworten, lud er eine Gruppe von Menschen zu einer Studie ein. Der Clou war jedoch, dass nur eine einzige Person eine echte Versuchsperson war, die keine Ahnung vom Vorgehen hatte; alle anderen waren instruierte Schauspieler. Die Gruppe sollte sich nun in einen Raum setzen, in dem ein Beamer ein Bild von 3 unterschiedlich grossen Strichen an die Wand projizierte. Daneben erschien noch ein 4. Strich der die gleiche Länge wie einer der anderen 3 Striche hatte. Nun sollten alle anwesenden Personen entscheiden, welche beiden Striche gleich gross waren. Es gab mehrere Runden: In ein paar Fällen gaben alle die richtige Antwort. Interessant wird es aber hier: In den anderen Fällen gaben alle instruierten Schauspieler die falsche Antwort. Jetzt war die eigentliche Testperson gefragt – und auch sie gab die falsche Antwort an und passte sich damit der Meinung der Gruppe an. Doch warum tat sie das, wieso misstrauten sie ihren eigenen Augen, wo sie doch den Beweis direkt vor sich hatten? Asch befragte die Versuchspersonen im Anschluss und fand folgende Gründe heraus: Die meisten gaben der Harmonie zuliebe die falsche Antwort an. Sie wollten keine Diskussion anstossen und fügten sich deshalb der Mehrheit. Einige zweifelten tatsächlich an ihrem eigenen Urteilsvermögen und dachten sie lägen falsch, wo doch alle anderen einer anderen Meinung waren. Ich finde das absolut verrückt, dass wir uns einfach anpassen, obwohl die Antwort der Gruppe ja ganz offensichtlich falsch ist! Deshalb erinnere ich mich immer wieder daran: So wie diese Testperson will ich nicht sein. Wenn der Strich kleiner ist, also wenn mein Bauchgefühl mir eindeutig etwas anderes sagt als alle anderen, dann höre ich auch auf es. Vielleicht sagen ja alle anderen eben auch der Harmonie zuliebe etwas anderes; sie sind ja schliesslich auch nur ein Teil einer Gruppe.

Ich fand noch ein zweites Experiment, das mir im Gedächtnis blieb, und zwar das Gruppenexperiment von Latané und Darley (1968). Interessant für uns ist jedoch hauptsächlich der erste Teil der Studie: dort sollte sich ebenfalls eine Gruppe in einem Raum zusammenfinden, dieses Mal aber, um einige Fragen zu „Internet-Shopping“ auf einem Fragebogen zu beantworten. Aber auch hier gab es nur eine Versuchsperson in der gesamten Gruppe; alle anderen waren wieder nur Schauspieler, denen zuvor ein genaues Skript gegeben wurde, wie sie sich zu verhalten hatten. Nachdem sich also alle im Raum eingefunden, Platz genommen und ihren Fragebogen begonnen hatten, stieg nach einiger Zeit etwas Rauch unter einer Tür im Raum auf. Das machte die meisten Versuchspersonen nur etwas stutzig, vor allem im Anbetracht der Gelassenheit der anwesenden Schauspieler. Als dann aber auch noch der Feueralarm losging, wurden die Testpersonen schon unruhiger. Sie nahmen Blickkontakt zu den anderen auf, beobachteten, wie sie sich verhalten, doch keiner rührte sich. Alle arbeiteten stur an ihrem Fragebogen weiter. Auch hier richteten sich die Versuchspersonen nach der Gruppen-Meinung, die die Situation ja ganz offenkundig als ungefährlich einschätzte. Die durchschnittliche Zeit, die alle Versuchspersonen untätig im Raum sitzen blieben, betrug 13 Minuten: eine Zeit, in der sie im Ernstfall sehr wahrscheinlich verbrannt wären. Eine einzige Versuchsperson wollte sogar aufstehen und gehen; doch sie liess sich nach einigem Einreden der Anwesenden („Die Versuchsleiterin meinte, wir sollen sitzen bleiben, bis sie kommt“) doch vom Gegenteil überzeugen, blieb weitere 10 Minuten im Raum und erlag der Macht der Masse. Bei der anschliessenden Befragungen gab er an: „Dass jemand anders sich für die Entscheidung verantwortlich machte und sie für mich übernahm, machte es mir leichter“. Er und alle anderen dachten sich wohl: „Wenn andere nicht aufstehen, besteht für mich auch keine Gefahr!“ Dieses Phänomen nennt man übrigens auch “Pluralistische Ignoranz”. Man orientiert sich an der Einschätzung anderer Personen; Entscheiden diese, dass die Situation ungefährlich ist, nimmt man selbst auch an, dass es sich nicht um einen Notfall handelt. Die Weisheit der Masse wurde in den allermeisten Fällen also bereitwillig angenommen… und das, obwohl eine akute Lebensgefahr bestand! 

Zu dem Thema passt auch der Mordfall der Kitty Genovese. Sie wurde eines Nachts von einem Mann in aller Öffentlichkeit gepackt, in ein Auto gezerrt, vergewaltigt und ermordet. Und obwohl dies mehrere Menschen beobachteten, obwohl sie panisch und lauthals um Hilfe schrie…niemand unternahm etwas dagegen. Die meisten dachten sich vermutlich „Der andere ruft schon die Polizei“. Eine eindeutige Verantwortungsdiffusion, die sich mit dem Bystander-Effekt beschreiben lässt. Und wenn andere nichts tun, wird schon nichts sein… ausserdem ist ja sicher jemand anwesend, der fähiger zum Einschreiten ist als ich selbst, ich bin ja gar nicht so stark… und aus diesem Grund, weil niemand Verantwortung übernehmen wollte, kam eine junge Frau, Kitty Genovese, brutal ums Leben. 

Der letzte Fall schockierte mich am meisten. Niemand hat etwas dagegen unternommen, obwohl jeder genau wusste, was vor sich ging. Wenn ich also irgendwann das Gefühl habe, mich in einer schlimmen Situation zu befinden, oder dass das Urteil der Masse das falsche ist, dann erinnere ich mich an alle obigen Situationen und vertraue meiner Intuition.

Ich hoffe, dass auch du mehr Vertrauen zu deiner inneren Meinung bzw. dir selbst hast in solchen Situationen, und dass auch dir die Erinnerung an das oben Beschriebene dabei hilft. Selbstvertrauen macht uns resilienter; wir gehen achtsamer durchs Leben, wenn wir auf unsere eigenen Entscheidungen vertrauen und uns nicht durch andere beeinflussen lassen.


Literatur

Asch, S. E. (1956). Studies of independence and conformity: I. A minority of one against a unanimous majority. Psychological Monographs: General and Applied, 70, 1-70.

Latané, B. & Darley, J. M. (1968). Group inhibition of bystander intervention in emergencies. Journal of Personality and Social Psychology, 10, 215-221.

Rosenthal, A. (1964). Thirty-eight witnesses: The Kitty Genovese case. California: University of California Press.

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