Virtual Reality: Rocke oder verrecke!
Kaum haben wir Menschen eine neue Technologie halbwegs verstanden oder erlebt, die ein Großteil unserer Mitmenschen noch nicht kennt, brüsten wir uns so, als wäre wir die eigentlichen Erfinder. Wir platzen voll stolz oder streuen diese Buzzwords in belanglose Gespräche ein: "Ja, das wäre ein sophisticated VR oder mixed-reality Thema"
Was ist eigentlich virtual reality (VR)?
Wie der Name schon sagt, geht es um die Darstellung (und Wahrnehmung) einer künstlichen Welt. Diese wird in Echtzeit - also ohne spürbare Verzögerung - durch einen Computer generiert. Durch die Beobachtung der Welt und die Interaktion mit ihr, können neue Erkenntnisse, Erlebnisse oder Erfahrungen gewonnen werden.
Aktuell kann man VR Welten vor allem durch so genannte Datenbrillen betrachten, die eine hochauflösende 3D - Grafik bieten. Andererseits kann durch den Entfall von Begrenzungen, die jedes herkömmliche Display aufweist (also der "Rand" des Monitors) ein Gefühl von einem echten "Eintauchen" in diese Welt realisiert werden. Zudem bieten moderne Technologien wie Motion Capturing (im Spielemarkt bekannt durch die XBOX Kamera "kinnect") oder taktile Sensoren (beispielsweise Nintendo wii) eine intuitive Brücke zwischen realer und computergenerierter Welt. Dadurch werden in der VR gemachte Erfahrungen noch intensiver als beispielsweise klassische Simulationen oder Computerspiele.
Warum gibt es gerade so einen Hype um AR und VR?
Es gibt mehrere Gründe dafür, warum die Technologie gerade so großen Zuspruch erlebt. Einerseits ist es - wie so oft - die technologische Verfügbarkeit. Preiswerte Datenbrillen von hoher Qualität sind im Handel zu erwerben und den Preis dafür können nicht nur Universitäten oder Forschungseinrichtungen bezahlen.
Zweiter Treiber ist die aktuelle Erkenntnis, dass Gamification - also der spielerische Umsetzen - zu erheblichen Leistungssteigerungen bei Schulungs- und Trainingsmaßnahmen führt. Dies wird befeuert durch einen stetig steigenden Schulungsbedarf aufgrund der exponentiell zunehmenden Komplexität von Geräten und Anlagen.
Dritter Treiber ist der Mega-Trend der Individualisierung. Computerspiele, in die man vollständig eintauchen und deren Handlung bestimmen kann, wären eine ideale Erweiterung und Ergänzung zu konventionellen Filmprodukten Made in Hollywood.
Viertens ermöglicht die virtuelle Realität auch das Überlagern von computergeneriertem Material mit der Wirklichkeit. So könnten Beschriftungen und Markierungen an technischen Objekten angebracht, Namen und Stichworte zu Personen eingeblendet werden.
Wo ist der wirtschaftliche Nutzen?
Aus strategischer Sicht ergibt sich dabei die Vision, dass in dieser ultimativen Mensch-Maschine-Schnittstelle ganz neuartig das Wissen der künstlichen Intelligenzen verfügbar gemacht werden können. Ein neuartiger Computer, der alle anderen Gadgets überflüssig macht - denn Smartwatch, Smartphone oder Smartwhatever können in der virtuellen Realität eingeblendet werden - auch wenn sie tatsächlich gar nicht vorhanden sind.
Marketiers träumen dabei natürlich auch von ganz neuen Werbemöglichkeiten. Jeder Flasche könnte ein individuelles Etikett erhalten, jedes Haus in der VR einen werblichen Aufkleber oder Anstrich. Straßenlaternen werden Pfosten für gigantische Plakate und auch der Himmel der VR könnte werblich genutzt werden.
Erhebliche Reisekosten können sich Serviceunternehmen sparen, denn die Top-Experten können Roboter oder Handwerker vor Ort "fernsteuern". Indem sie komplizierte Systeme in der künstlichen Realität reparieren und der Assistent vor Ort das Problem in der echten Welt analog löst.
Wo wird mit VR Geld verbrannt?
Längst haben Heerscharen von Beratern und Marketingagenturen verstanden, die Buzzword-Welle zu surfen und versuchen ihr Spezialwissen rund um künstliche Welten zu vergolden. Doch leider ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Vor einer VR Implementierung sollten die folgenden Fragen gestellt werden:
- Welches Problem soll gelöst werden?
- Besitzt die Zielgruppe ausreichend Zugang zu VR Hardware?
- Wie hoch ist der Mehrwert im Vergleich zu konventionellen Lösungen?
- Was kostet die Entwicklung und die Vermarktung meiner neuen Idee?
- Gibt es Benchmarks zu den Einspareffekten oder ist das Modell schöngerechnet?
Oft gibt smartere Möglichkeiten sein Geld im Innovationsmanagement anzulegen, als zu jedem Buzzword einen Prototypen zu bauen, der am Ende das Unternehmen ausblutet und Berater, Digitalagentur und Marketingindustrie reicher macht. Doch wenn Sie glauben, ihre Lösung sei brilliant - dann investieren Sie. Neue Wege schafft nur der, der den ersten Schritt macht.
Mehr zu diesem Thema gibt es in meinem neuen Buch "Praxiswissen Digitalisierung" (gebunden als Taschenbuch oder digital als eBook) http://amzn.to/2DDoQkY
Als Ratgeber, Keynote-Speaker oder Coach helfe ich Ihnen gern, jede Herausforderung zu meistern. Melden Sie sich gern per E-Mail, Telefon oder Chat! Guter Rat ist nicht teuer. Schlechter Rat schon.
Diese Beiträge könnten Sie ebenfalls interessieren:
- Sieben Todsünden im Projektmanagement
- Die 4 Todfeinde der Digitalisierung
- Was Manager von Rittern lernen können