Visuelle Analphabeten trotz Bilderflut
Besonders junge Menschen leben heute in einer ständigen Bildumgebung, aber in der Schule herrscht immer noch Textdominanz. Frustrierend produziert die Bildung visuelle Analphabeten, zukunftsfern, sinnesentleert. Wer unsere Welt verstehen will, muss ihre Bilder lesen. Bildlernen öffnet unsere Augen.
„In unserem Bildungssystem steht jedoch die Schulung des visuellen Denkens nicht auf dem Plan. Die mit dem Schulsystem eingeführte klassische Alphabetisierung (lesen, schreiben, rechnen) legt lediglich den Grundstein zum kognitiven Verständnis multimedialer Inhalte. Zwar hat die Schule mit der Medienpädagogik begonnen, auf die Macht des Visuellen zu reagieren, das Kernpotenzial von Bildern für eine nachhaltige bildende Erfahrung ist jedoch noch weitgehend ungenutzt.“[2]
In unseren Schulen lernen wir weder Bildsprache, noch visuell zu denken. Dadurch haben wir falsche Glaubenssätze über visuelles Denken: es hätte mit Kunst zu tun oder etwas müsse schön sein, es wäre nur etwas für ”Kreative” oder benötige ein besonderes Talent. Das kann u.a. zu Problemlösungs-Ineffizienz, fehlgeleiteter Kommunikation, schlechtem Erinnerungsvermögen oder der Nutzung nur bestimmter Intelligenzarten führen.[3]
Und die alten Tugenden – Talent, die Fähigkeit, ein einzigartiges Bild zu gestalten, exzellentes Handwerk in der Produktion – sind scheinbar zu Teilchen in einem überdimensionierten Puzzle verkommen. Das hat die Rollenbilder in der (und rund um die) Bilderwelt ebenso dramatisch verändert – aber auch erweitert, vergrößert: Die Stars in der Kommunikation können heute auch Instagram- oder TikTok-Influencer sein, die, von einer breiten Öffentlichkeit unerkannt, trotzdem Millionen Follower haben und bildnerische Hypes auslösen können. Immer vielfältiger, immer zufälliger, aber auch immer unüberschaubarer scheinen die Erklärmuster für aktuelle Erfolge.[4]
Wo Schatten ist, ist aber eben auch Licht: Waren einst die wenigen großen Namen die „Künstler“, die darüber entschieden, ob etwas überhaupt ausgestellt, gedruckt und veröffentlicht wird, so geht diese Rolle wie jene der Kreativen schrittweise und immer stärker auf die Gemeinschaft über. Diese kann ihr Potential aber eigenständiger, mündiger und bewusster entfalten, wenn sie im Sinne echter Bildung die Sprache der Bilder gelernt hat. Derzeit bleiben diese Möglichkeiten ungenutzt und die Gemeinschaft ist gleichsam einem Analphabeten der Manipulation und dem Betrug ausgeliefert: Frei nach dem Motto: „Wer nicht sieht, muss alles glauben“.
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Ich bin auf der Suche nach Gleichgesinnten, MitstreiterInnen und UnterstützerInnen. Mit der Initiative „Bildlernen“ möchte ich unsere Chancen auf dem Gebiet der Visual Literacy verstärkt nützen und zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Bildung beitragen!
Freu mich über ihre Rückmeldung bzw Weiterleitung an Interessierte!
[2] Angelika Jung: betreibt das Institut für visuelle Bildung in den USA; Visual Thinking Stategies (VTS)
[3] Mathias Weitbrecht: Gründer von Visual Facilitators
[4] Hannes Tschürtz: Die Presse, 5. Jänner 2024
"Never think that war, no matter how necessary, nor how justified, is not a crime." Ernest Hemingway
6 MonateDas liegt vermutlich daran, dass die MINT-Freaks Kunst als Tralala-Fach verunglimpft haben ...
Professor an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd | Doctor of of Social Sciences Primary Education - Media Education
6 MonateGerade im Grundschulbereich werden die Möglichkeiten mit Bildern zu lernen und zu kommunizieren m.E. deutlich unterschätzt. Die starke Fixierung auf (deutsche) Schriftsprache führt zu einer sehr einseitigen Förderung von Kindern, die Stärken in diesem Bereich haben, während andere dispositionale Orientierungen vernachlässigt werden. Danke für die Initiative!
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6 MonateWarum nicht über das Lernen durch Zuhören (aktiv) sprechen?
Photographer for hire, film director, cultural entrepreneur
6 MonateHello, I don't speak German and only read it with auto translate but I agree! If I can help in any way let me know.
Education Expert | We are Family | Netzwerker für DURCHBLICKT! und BARMER Campus Coach | Digitalkompetenz, Gesundheit und Prävention
6 MonateAlles mit Bildern und Bildgestaltung wird doch von Kunst abgedeckt, oder 😉 Wir haben zu lange schon Kompetenz in Fächer gesteckt. Finde ich gut, dass du das fächerübergreifende Thema auch so anpackst.