Vive Lilium!

Vive Lilium!

Nach der abgesagten Bürgschaft der Bundesregierung für den deutschen Flugtaxi-Pionier Lilium kam der Gang zum Amtsgericht in der vergangenen Woche nicht wirklich überraschend.

Zur luftverkehrstechnischen Einordnung:

Das ist schade, denn der Lilium-Jet ist kein "einfaches" Flugtaxi mit fragwürdigen Einsatzszenarien. Der Lilium-Jet ist ein Elektro-Regionalflugzeug, das auch senkrecht starten und landen kann – das aber nicht unbedingt muss.

Ohne die energiefressende vertikale Start- und Landephase liegt die angepeilte Reichweite in einem Bereich, der ganz neue regionale Flugverbindungen in greifbare Nähe rücken lässt.

Das garantiert noch lange keinen Erfolg. Aber es ist ein Anfang – und die deutsche Regierung sollte solche Pioniere der klimaschonenden Luftfahrt unterstützen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Natürlich sind 100 Millionen auf den ersten Blick viel Geld. Die Prioritäten scheinen mir hier aber von der Politik falsch gesetzt.

 

Zur haushaltspolitischen Einordnung:

Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von 2,4 Milliarden Euro eingefahren.

Diese Zahl rückt die 100 Millionen, die Lilium von der deutschen Politik als staatliche Unterstützung haben wollte, in eine neue Relation:

Was die Bahn alle zwei Wochen an Steuergeldern frisst, einfach nur um irgendwie zu funktionieren, wird einem innovativen Start-up mit einer durchaus interessanten Zukunftsperspektive verwehrt!

Wie der Bahn-Vergleich recht eindrücklich zeigt, hätte es sich bei der Lilium-Unterstützung um einen lächerlich kleinen Beitrag gehandelt – für den Staatshaushalt der immer noch reichsten Industrienation in Europa.

Und dabei ging es bei Lilium nicht einmal um eine Förderung, sondern lediglich um eine Bürgschaft für einen staatlichen Kredit. Der wiederum bietet durchaus Chancen auf Renditen. Hoffentlich verstehen andere das besser als die deutsche Regierung.

 

Vive Lilium!

Und nun? Insolvenz heißt nicht automatisch, dass alles vorbei ist. Lilium muss "einfach" neues Geld auftreiben. Das kann von bestehenden Investoren kommen (wie bei Volocopter neulich), oder von Banken – vielleicht mit staatlicher Unterstützung.

Mal schauen wie es nach der Insolvenz des deutschen Lilium-Zweigs (bislang ist nur der deutsche Teil insolvent) weitergeht. Wobei die Frage wahrscheinlich ohnehin eher lauten muss, "wo" es weitergeht.

Lilium hatte vorher schon mit der Auswanderung kokettiert – beispielsweise nach Frankreich. Heißt es nach der Insolvenz in Deutschland möglicherweise bald in Frankreich "Vive Lilium"?


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