Volkswagens nächstes ID-Dilemma
"Maximal unbeliebt": Der VW ID.3 hat es auch als Gebrauchtwagen schwer. Foto: privat

Volkswagens nächstes ID-Dilemma

Liebe Leserin, lieber Leser,

die schockierenden Bilder aus Israel sind kaum zu ertragen. Ein Land, das auch die Mobilitätsszene mit Ideen etwa rund ums autonome Fahren prägt, wird brutal angegriffen. Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern.

Wirtschaftsthemen rücken in einer solchen Lage in den Hintergrund. Wir haben dennoch versucht, die spannendsten jüngsten Entwicklungen in der Mobilitätsbranche für Sie aufzubereiten. Das sind unsere Themen der Woche:

  • Warum auch gebrauchte ID-Modelle für VW zum Problem werden
  • Wieso Manfred Döss wohl auch mit 70 noch Volkswagen-Vorstand sein wird
  • Wer die reichsten Deutschen aus der Mobilitätsbranche sind
  • Wie Simon Kidston für Milliardäre zum Autohändler des Vertrauens wurde

Topthema: Warum auch gebrauchte ID-Modelle für VW zum Problem werden

Langsteher

Neue Elektroautos der ID-Familie verkaufen sich so schlecht, dass Volkswagen Schichten und Stellen streicht. Doch auch gebrauchte IDs drohen für den Automobilhersteller zum Problem zu werden. Mit der Umstellung auf den Agenturvertrieb in Deutschland entmachtete VW vor gut drei Jahren seine Händler. Unter anderem sicherte sich Wolfsburg vollen Zugriff auf die ID-Leasingrückläufer. An denen wollte man besonders gut verdienen. Doch die Autos scheinen schwer- bis unverkäuflich zu sein – für Volkswagens Bilanz ist das Gift.

Köpfe: Simon Kidston ++ Andreas Tostmann ++ Thomas Schulze

Meister der Inszenierung:

  • Probleme mit Gebrauchtwagen, die sich die Reifen plattstehen, kennt Simon Kidston (56) nicht. Wenn der Brite ein Auto verkauft, verdient er im Normalfall mindestens sechsstellig. Kidston ist der Autohändler der Superreichen, er hat das teuerste Auto der Welt vermittelt, das Uhlenhaut-Coupé aus dem Hause Mercedes. Kostenpunkt: 135 Millionen Euro. Wie schafft man es als Studienabbrecher in solche Kreise? Mein Kollege Henning Hinze .
  • Gut verdient hat auch Andreas Tostmann (61) in seiner Karriere, er war immerhin MAN-Chef und VW-Produktionsvorstand. Ende 2021 schied der streitbare Manager aus dem Konzern aus. In Wolfsburg geriet er einst mit Ex-Konzernchef Herbert Diess (64) aneinander, in München mit MAN-Betriebsratsboss Athanasios "Saki" Stimoniaris (52). Und nun, still und leise Rente? Mitnichten. Michael Freitag beschreibt, wie Kunstflieger Tostmann als Berater abhebt.
  • Im Aufsichtsrat des Zulieferers ZF Friedrichshafen steht es wieder 10:10. Mit Thomas Schulze (62), Ex-Bürgermeister von Diepholz, hat die Ulderup-Stiftung einen Nachfolger für den im Januar verstorbenen Joachim Meineke gefunden. Für ZF-Chef Holger Klein (53) ist das eine gute Nachricht. Zuletzt hatte ZFs Arbeitnehmervertretung eine Mehrheit im Aufsichtsrat. Nicht die beste Voraussetzung für den anstehenden Abbau am Bodensee.

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Unternehmen: Volkswagen ++ Schaeffler ++ BMW ++ Mercedes ++ Audi

Die Rente muss warten

  • Schaeffler ist bis dato nicht für übermäßige E-Auto-Kompetenz bekannt. Genau deshalb greifen die Franken nun nach Vitesco. Wie praktisch, dass die Eigentümerfamilie Schaeffler bereits 49,9 Prozent am einstigen Conti-Spinoff hält. Der Deal scheint finanziell gut darstellbar, ohne Risiko ist er aber nicht.
  • Leistungsstarke Elektroautokomponenten dürfte unter anderem BMW einkaufen. Schließlich sollen die Stromer den Münchnern beim Wachsen helfen. BMW lieferte im dritten Quartal 80 Prozent mehr E-Autos aus als ein Jahr zuvor. Insgesamt stiegen BMWs Zulassungszahlen um 5,8 Prozent.
  • Bei Mercedes ging der Absatz im dritten Quartal um vier Prozent zurück. Mercedes macht dafür auch Lieferschwierigkeiten beim Bestseller GLC verantwortlich. Bosch lieferte zuletzt nicht genügend 48-Volt-Batterien.
  • Der dritte deutsche Premiumautobauer, Audi, überraschte neulich mit der Ankündigung, sein Elektroauto Q4 e-tron künftig nicht nur in Zwickau, sondern auch in Brüssel bauen zu wollen. Wie passt das zu Volkswagens Stellenabbau in Sachsen? Nun wackeln Audis Brüssel-Pläne wohl schon wieder. Mitarbeiter in Belgien quittierten das mit einem Streik.

Mehr Mobilität: Lastenräder, Flugzeuge und Opel

Lust aufs Lastenrad

  • Für Lastenräder entwickelt sich ausgerechnet das Autoland Deutschland zu einem Eldorado. Auch dank staatlicher Förderung kaufen immer mehr Menschen hierzulande ein Cargobike. Der niederländische Hersteller Urban Arrow rechnet damit, in Deutschland spätestens in zwei Jahren mehr Lastenräder zu verkaufen als in der Heimat, dem eigentlichen Fahrradwunderland.
  • Airbus lieferte im September zwar mehr Flugzeuge aus als im August, beim Auftragseingang knirscht es aber. Immerhin steht man damit noch besser da als Konkurrent Boeing; die Amerikaner kämpfen bereits mit sinkenden Absatzzahlen.
  • Immer weniger Autos verkaufte in den letzten Jahren Opel. Unter Stellantis-Chef Carlos Tavares (65) mag die Marke rentabel sein. Nostalgikern treibt das Spardiktat des Portugiesen dennoch Tränen in die Augen. Für die Werbekampagne zum neuen Opel Corsa haben die Bosse nun offenbar ausnahmsweise Geld locker gemacht. Ob sich der 2-Minuten-Spot der Agentur Jung von Matt sehen lassen kann? Yes, of Corsa.

Zahl der Woche: 29

Reich, reicher, am reichsten

Von 226 Milliardärinnen und Milliardären in Deutschland haben 29 ihren Reichtum vor allem mit Unternehmen angehäuft, die in der Mobilitätsbranche angesiedelt sind. Allen voran stehen laut der jüngsten Liste des manager magazins wieder einmal: Susanne Klatten (61) und Stefan Quandt (57). 40,5 Milliarden Euro dürfte das Vermögen der BMW-Erben betragen. Mein Kollege Lutz Reiche schwört, trotz seines Namens nicht zu den Superreichen zu zählen. Für Sie hat er zusammengefasst, wer tatsächlich zur illustren Runde der Automilliardäre gehört.

Deep Drive: Löst Natrium das Lithium-Problem?

Lithium-Ionen-Batterien sind in Elektroautos der Standard. Doch das Alkalimetall ist selten. Eine Alternative könnte Natrium sein. Das ist weltweit vielfach vorhanden. An Natrium-Ionen-Batterien wird eifrig geforscht, in China, aber beispielsweise auch bei VW. Vorstand Thomas Schmall (59) kann sich einen Einsatz schon 2026 vorstellen. Kann das klappen? Laut einem Statusbericht von Fraunhofer-Forschern kommen Natrium-Akkus nicht an Lithium-Batterien heran – für "urbane Mobilitätslösungen" könnten sie aber schon in absehbarer Zeit wegen ihres günstigeren Preises "eine attraktive Lösung sein".

Geisterfahrer der Woche

Satz mit X

Um die Geisterfahrer-Auszeichnung "bewirbt" sich Elon Musk (52) häufiger, in dieser Woche hat er sie sich gleich mehrfach verdient. Auf Musks Plattform "X" kursieren Fake News zum Angriff der Hamas auf Israel. Ein Rüffel von EU-Kommissar Thierry Breton (68) ließ den Unternehmer kalt, er teilte gar die Inhalte fragwürdiger Accounts. Ärger hat Musk auch in Grünheide. Rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dortigen Tesla-Werks demonstrierten für bessere Arbeitsbedingungen. Der Tesla-Boss scheint mal wieder nicht Wort gehalten zu haben: Am 10. September 2020, weit vor der Eröffnung, hatte er bei X-Vorgänger Twitter noch getönt: "Bitte arbeiten Sie bei Tesla Giga Berlin! Es wird super Spaß machen!!"

Ich wünsche Ihnen trotz der schweren Zeiten eine gute Woche.

Herzlichst, Ihr Christoph Seyerlein

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter manage.mobility@manager-magazin.de.

Hans Lak

39M👀views.Advocating for PEACE by Connecting the dots | Passionate about driving systemic change for a peaceful regenerative future #Mission2030 We must unite for #Peace 🙏☮️

1 Jahr

Die Manager haben seit 2012 den Fokus verpasst als China schon 100% auf 🔋🚗 #eMobility gesetzt hat und #Tesla den Angriff eröffnet hat! Wer jetzt darauf kommt dass die Weichen zu spät gestellt wurden wird schmerzhaft feststellen dass es ein Fehler ist Partnerschaften zu kündigen! Schlimm wie die Politik immer noch nicht kapiert was los ist Verbrenner sind in 2030 Geschichte! Die OPEC wird den Ölpreis immer diktieren und Benzin um 5 Euro wird kommen! We Drive Solar hätte die Zukunft sein können! Auch da hat Elon gezeigt wohin die Reise geht Alle Supercharger in Israel sind gratis laut Elon Gestern auf sein X ! ☮️

Christel-Silvia Fischer

DER BUNTE VOGEL 🦜 Internationaler Wissenstransfer - Influencerin bei Corporate Influencer Club | Wirtschaftswissenschaften

1 Jahr

Vielen Dank an das manager magazin !

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