Vom großen und vom kleinen Glück
Glück wurde über die Zeit und in verschiedenen historischen Phasen sehr unterschiedlich gesehen. Gleichermaßen gibt es aber auch Fragen in der Glücksdebatte, die sich seit den griechischen Philosophen durchziehen. Was ist Glück überhaupt? Wie ist es dimensioniert? Der Politikwissenschaftler Peter Cornelius Mayer-Tasch hat aus seiner Sicht verschiedene Perspektiven auf Glück betrachtet. Seine Abschnitte betrachten „Die Hoffnung auf das große Glück“, „Die Entdeckung des kleinen Glücks“, das „ganz große“ Glück sowie die Frage nach verdientem und unverdientem Glück.
Seit der Aufklärung wird Glück zu einer diesseitigen Angelegenheit, nachdem bis spät im Mittelalter das Glück auf das Jenseits verschoben war. „Das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl“ ist dann die Zielgröße für Jeremy Bentham im 18. Jahrhundert. In der amerikanischen Verfassung wurde das Streben nach Glück als Menschenrecht angenommen. Andererseits wurde den Menschen gerade in Deutschland der Spruch verkauft: „Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben“ (Mayer-Tasch, 2019, S. 22). Jahrhundertelang sind junge Männer für merkwürdige Glücksversprechen in die Schlacht gezogen. Heute klingt so ein Spruch nur noch merkwürdig.
Die großen privaten Glücksziele finden sich meist im Materiellem, in der Gesundheit, in Familie und Beziehungen. Glück entsteht dabei oft erst als Gegensatz zu etwas, das man vorher erlebt hat, etwa Armut und Krankheit. Aber ist das Erleben dieser Glücksformen wirklich erstrebenswert? Jeder erfüllte Wunsch kriegt nach Wilhelm Busch augenblicklich Junge. Glück enthält Verführerisches. Glücksmöglichkeiten bergen Fallen. Aber auch zuzuführende Stoffe oder Nahrungsmittel, die Glückshormone produzieren, schaffen kein dauerhaftes Glück.
Dann gibt es das politisch angesprochene „große Glück“. Im Juli 2011 verabschiedete die UNO-Generalversammlung auf Betreiben Bhutans die Resolution 65/309 mit dem Titel „Glück: Auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Konzept für Entwicklung“. Auf Einladung Bhutans fand im April 2012 ein Treffen hochrangiger Vertreter aus 68 Nationen statt mit dem Titel „Wellbeing and Happiness. Defining a new Economic Paradigm“ („Glück und Wohlbefinden: Definition eines neuen ökonomischen Paradigmas“’)(Mayer-Tasch, 2019, S. 113f.)..Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sagte bei dieser Gelegenheit: „Wir brauchen ein neues Paradigma für die Wirtschaft, welches die Gleichwertigkeit der drei Nachhaltigkeitssäulen beachtet. Wohlergehen in puncto Sozialem, Wirtschaft und Umwelt sind nicht voneinander zu trennen. Zusammen definieren sie das globale Brutto-Glück.“ (Wikipedia)
Der Autor Mayer-Tasch lässt aber auch den Übergang zum kleinen Glück folgen. Das kleine Glück betrifft das Erleben der Dinge im Alltag, der Blume am Rande des Weges. Naturerleben gehört dazu, aber auch in einer schwierigen oder gefährlichen Situation noch einmal davon gekommen zu sein. Die auf der Suche nach dem großen Glück übersehen leicht das kleine Glück. Auch die zunehmende Zahl der an Depression Leidenden zeigt, dass vielen die materiellen Segnungen der heutigen Zeit nicht das Glück enthalten.
Mayer-Tasch berührt viele Sichten auf das Glück. Sein Plädoyer für das kleine Glück regt an. Vom Stil her berührt das kleine Büchlein sehr viele Bezüge. Dies betrifft sowohl Aspekte, die bei der Untersuchung von Glück eine Rolle spielen als auch namhafte Autoren, die sich im Laufe der Geschichte mit Glück befasst haben.
Literatur:
Mayer-Tasch, Peter Cornelius (2019): Vom großen und kleinen Glück. Freiburg: Herder.
Mohr, Günther (2015): Systemische Wirtschaftsanalyse, Bergisch-Gladbach: Edition Humanistische Psychologie.
Mohr, Günther (2017): Resilienzcoaching, Grevelsberg: Edition Humanistische Psychologie.
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5 Jahre"Das kleine Glück betrifft das Erleben der Dinge im Alltag, der Blume am Rande des Weges. " Ein Beitrag, um für das eigene Glück inspirieren zu lassen. Denn öfter das eigene Glück zu spüren hat Wirkung....