Vom Schein zum Sein
Das Kreuz mit der Authentizität
Sabine sitzt mir gegenüber und ich sehe, dass Sie mit dem gerade Gehörten hadert. "Aber ich möchte authentisch sein." sagt sie schliesslich.
Ja, das Kreuz mit der Authentizität. Was bedeutet das eigentlich? Authentisch sein. Meistens können wir das gar nicht wirklich beantworten.
Der Begriff "Authentiztität" stammt aus dem Griechischen: „authentikós“ – „echt“. Authentisch zu sein bedeutet also, "echt" zu sein. Als Synonyme für Authentizität benutzen wir des Öfters auch die Begriffe Integrität und Glaubwürdigkeit. Das Gegenteil von Authentizität müsste somit Inszenierung sein. Doch ist dem wirklich so? Und wäre "Inszenierung" so schlimm?
Zu Sabine, so wie zu vielen meinen Klienten, sagte ich in solchen Situationen: "Naja, wenn ich mich jetzt hier auf den Boden werfe und weine, weil mir danach ist, bin ich auch authentisch. Doch ist das gut? Wäre das hilfreich? Oder könnten wir in dem Fall auch von schlichtweg "nicht professionell" sprechen? Also, was meinen wir, wenn wir von "authentisch" reden?
Natürlich ist das provokativ nachgefragt. Denn sicherlich meinen wir alle das Selbe, wenn wir von Authentizität sprechen. Wir möchten als Person, als Persönlichkeit, als Charakter durchscheinen. Wir möchten kein Abziehbild sein, kein "fake" sein. Eben keine Inszenierung.
Doch ist Inszenierung wirklich so negativ?
Jedes Date, jedes Event, jede Podiumsdiskussion "inszenieren" wir. Es soll nichts, oder möglichst wenig, dem Zufall überlassen werden. Es soll gut werden. Sogar professionelle Agenturen kaufen wir ein, die unser Event, unsere Podiumsdiskussion zu einem Erfolg werden lassen sollen. Für unser Date überlegen wir uns ganz genau, was wir anziehen und wo wir essen gehen werden. Es soll nichts dem Zufall überlassen werden. Und da, wo wir uns für unsere Events professionelle Hilfe holen, können (und sollten) wir uns auch für uns und unsere verschiedenartigen Auftritte Unterstützung holen. Denn auch wir wollen zu einem Erfolg werden - oder sein.
Empfohlen von LinkedIn
Wir alle steigen für verschiedene Anlässe in verschiedene Rollen. Und ich finde das großartig! Als Mutter agiere ich anders, denn als Unternehmerin. Als Partnerin zeige ich andere Facetten von mir denn als Tochter. Ein Mann ist vieles. Partner, Vater, Angestellter, Chef, Sportler. Wir alle sind viele. Und wir alle inszenieren uns - damit wir uns in unseren verschiedenen Rollen stets im besten Licht zeigen können. Zumindest versuchen wir es.
Natürlich sollten wir es damit nicht übertreiben. Immer sollten wir uns mit und innerhalb unserer Rollen wohlfühlen. Bei uns und unseren Werten bleiben. Also integer bleiben. Und wenn wir bei unseren Überzeugungen bleiben, bleiben wir automatisch glaubwürdig. Nie verraten wir uns, doch wir sind flexibel und vielseitig. Innerhalb unserer Inszenierungen bleiben wir uns treu.
Authentizität sollte nicht als Entschuldigung herhalten müssen für die Verweigerung, sich weiterzuentwickeln
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass mit dem etwas inflationär genutzten Begriff "Authentizität" tatsächlich am ehesten "Integrität" und "Glaubwürdigkeit" gemeint ist. UND Inszenierung je nach Kontext dafür genutzt werden kann. Wir inszenieren uns und bleiben integer und glaubwürdig. Und das sind, wie ich finde, mehr als erstrebenswerte Attribute. Tappen wir jedoch nicht in die Falle und setzen "authentisch sein" mit der Idee gleich, uns nicht weiterentwickeln und somit nicht das Beste von uns fordern zu wollen. Authentizität quasi als eine Entschuldigung zu nutzen, nach dem Motto "so bin ich eben". Denn das kann, vor allem im Business Kontext, sehr schnell "unprofessionell" wirken. Und ganz ehrlich: Ist es ja auch.
Doch was meinen Sie zu all dem? Mal ganz ehrlich ;)
Ihre
Inés Hoelter
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1 Jahr„ the only constant is change “, aber nur dann erfolgreich wenn ich in meinem eigenen Wertesystem und einer respektvollenEthik bleibe, in der ich nicht der Mittelpunkt bin…
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