Von Leveln und End-Bossen: Wenn die Altersvorsorge ein Spiel wäre...

Von Leveln und End-Bossen: Wenn die Altersvorsorge ein Spiel wäre...

Die eigene Altersvorsorge wird oft in die Zukunft verschoben, dabei ist es ein entscheidendes Thema. Tatsächlich sorgen nur 47% der Deutschen für ihr Alter vor. Um meinen Lesern den Einstieg zu erleichtern, habe ich die Altersvorsorge spielerisch in einem Blogartikel erklärt:

Gamification bei der Altersvorsorge

Stellen Sie sich vor, Ihre Altersvorsorge sei Ihre persönliche Challenge in einem Videospiel, ganz im Stil eines bekannten Spiels rund um einen schnurrbärtigen Klempner mit roter Mütze. Ihr Ziel ist es, das Schloss am Ende des Spiels zu erreichen und auf dem Weg dorthin möglichst viele "Coins" zu sammeln, um Ihren Traum vom Ruhestand zu verwirklichen – grenzenlose Freizeit ohne Arbeit und Geldsorgen. Auf Ihrem Weg treffen Sie auf verschiedene Herausforderungen und "Level-Bosse", die Sie überwinden müssen, um Ihr Ziel zu erreichen.

Die "Level-Bosse" der Altersvorsorge

  1. Inflation: Sie mindert die Kaufkraft Ihrer Ersparnisse. Inflation (auch Preissteigerungsrate oder Teuerung) bezeichnet den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus über einen bestimmten Zeitraum. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Dies bedeutet, dass Ihre heutige Sparsumme in der Zukunft weniger wert sein wird. Um diesen "Boss" zu besiegen, müssen Sie bei Ihrer Planung die Inflation berücksichtigen und Ihre Sparrate entsprechend anpassen. Ein Beispiel: Wenn Sie 2.000 Euro im Monat als Bedarf kalkulieren und noch 30 Jahre bis zu Ihrem Ruhestand haben, dann benötigen Sie bei einer durchschnittlichen Inflation von 2,5% p.a. etwa 4.200 Euro pro Monat, um den gleichen Lebensstandard zu halten.
  2. Gesetzliche Abzüge: Steuern und Krankenversicherungsbeiträge reduzieren Ihre Renteneinkünfte. Denn die Rente aus der Deutschen Rentenversicherung ist steuer- und krankenversicherungspflichtig. Bevor Sie den ausgewiesenen Rentenbetrag in Ihre Kalkulation einbeziehen, sollten Sie ihn in einen Netto-Wert umrechnen. In der Regel liegt der Steuersatz im Ruhestand im Bereich zwischen 20-25%, und Sie sollten grob ca. 10% der ausgewiesenen Rente für die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) einplanen.
  3. Lebenserwartung: Sie könnten länger leben als geplant und somit mehr Geld benötigen. Viele Menschen machen den Fehler, ihre Lebenserwartung zu unterschätzen. Laut einer Erhebung des GDV setzen viele ihre Lebenserwartung um mehr als 10 Jahre zu niedrig an. Ein hilfreiches Tool, um Ihre persönliche Lebenserwartung zu berechnen, ist die Website www.wie-alt-werde-ich.de.
  4. Konsum: Ein zu hoher Konsum in jungen Jahren kann Ihre Sparziele gefährden. Um diesen "Boss" zu besiegen, müssen Sie eine Balance zwischen Konsum und Sparen finden. Ein gängiger Ansatz ist die "Goldene Regel der Unabhängigkeit", wonach mindestens 30% Ihres Nettobudgets in den Vermögensaufbau fließen sollten, wobei mindestens die Hälfte davon (also 15% des Nettobudgets) für die Altersvorsorge vorgesehen sein sollte.

Der erste Schritt: Ihren Bedarf ermitteln

Eine der größten Herausforderungen zu Beginn der Altersvorsorgeplanung ist die realistische Einschätzung des eigenen Bedarfs im Ruhestand. Viele Sparer:innen unterschätzen diesen und setzen zu niedrige Sparziele. Als erste Orientierung empfehle ich, mindestens 80% Ihres aktuellen Nettoeinkommens als Bedarf für dein Ruhestandsbudget anzunehmen. Diese Summe sollten Sie regelmäßig überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass Sie stets auf dem richtigen Weg sind.

Die Rentenlücke berechnen

Um Ihre persönliche Rentenlücke zu kalkulieren, nehmen Sie Ihren festgelegten Bedarf und ziehen davon sämtliche Einkünfte ab, mit denen Sie im Ruhestand fest rechnen können, wie z.B. die Altersrente aus der Deutschen Rentenversicherung, Rente aus betrieblicher Altersvorsorge, Mieteinkünfte und mögliche Erbschaften. Eine wichtige Informationsquelle hierfür ist Ihre jährliche Renteninformation, die Ihnen die Deutsche Rentenversicherung automatisch zuschickt, wenn Sie mindestens 27 Jahre alt sind und mindestens fünf Jahre lang Beiträge gezahlt haben.

Die Sparrate bestimmen

Mit den Informationen aus den vorhergehenden Schritten können Sie nun die Sparrate berechnen, die erforderlich ist, um die definierte Rentenlücke bis zum Ruhestandsbeginn zu schließen. Ein nützliches Tool hierfür ist der Sparplan-Rechner auf www.zinsen-berechnen.de. Hier können Sie verschiedene Parameter eingeben, wie z.B. Anfangskapital, Zinssatz, Ansparzeit und Sparziel. Vergessen Sie nicht, die Inflation bei der Berechnung zu berücksichtigen!

Die Sparbausteine auswählen

Nachdem Sie ihre Sparrate definiert haben, geht es im nächsten Schritt darum, die passenden Produkte für den Vermögensaufbau zu finden. Hier sind drei gängige Bausteine:

  1. Vermögensdepot: Diese Lösung bietet hohe Flexibilität der Sparbeiträge und (aktuell) geringe Kostenbelastung. Allerdings müssen Zinserträge versteuert werden, und Sie müssen selbst festlegen, wie lange Ihnen welches Budget zur Verfügung stehen soll.
  2. Private Rentenversicherung/Fondspolice: Diese Lösung bietet Steuerstundung während der Ansparphase und die Möglichkeit, zwischen lebenslanger Rente und Kapitalauszahlung zu wählen. Die Sparbeiträge sind jedoch nicht steuerlich ansetzbar, und es fallen Verwaltungskosten an.
  3. Basis-Rente: Diese Lösung eignet sich besonders für Viel-Verdiener, da die Sparbeiträge steuerlich ansetzbar sind. Die Basis-Rente bietet ein garantiertes lebenslanges Einkommen und ist insolvenzgeschützt. Allerdings ist das Kapital nur als lebenslange Rente verfügbar.

Tatsächlich macht bei den meisten meiner Klient:innen eine Kombination aus mehreren Sparbausteinen am meisten Sinn. So können die Nachteile eines Bausteins mit den Vorteilen eines anderen Bausteine ausgeglichen werden.

Der Zinseszinseffekt

Ein wichtiger Aspekt der Altersvorsorge ist der Zinseszinseffekt. Je früher Sie mit dem Sparen beginnen, desto größer ist der Effekt, da die Zinsen auf Ihr angespartes Kapital wiederum verzinst werden. Albert Einstein bezeichnete diesen Effekt als "8. Weltwunder". Nutzen Sie diesen Effekt, indem Sie so früh wie möglich mit dem Sparen beginnen und konsequent dabei bleiben.

Regelmäßige Überprüfung und Anpassung

Altersvorsorge ist ein langfristiges und komplexes Thema, das regelmäßige Überprüfung und Anpassung erfordert. Es ist wichtig, regelmäßig zu prüfen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Als Beraterin setze ich mich mindestens einmal jährlich mit meinen Klient:innen zu einem Check-up-Gespräch zusammen, um alle Finanzthemen zu überprüfen und sicherzustellen, dass die Altersvorsorge optimal auf die individuellen Ziele ausgerichtet ist.

Fazit

Die Planung der Altersvorsorge mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, aber mit einer systematischen Herangehensweise und der richtigen Unterstützung können Sie alle Herausforderungen meistern und Ihren Ruhestand sorglos genießen. Wenn Sie sich überfordert fühlen, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Ich helfe Ihnen gerne bei der Planung Ihrer Altersvorsorge!

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