Von Systemtheorie 2.0 lernen: Kann man mit Wertschätzung ohne Konfliktkraft langfristig auch kommunikativ nachhaltige Organisationen bauen?
Die einfache Antwort lautet:
Nein!
Lassen Sie mich auf kürzeste Weise demonstrieren, warum das nicht funktionieren wird.
Wir nutzen dafür die Technologie aus Systemtheorie 2.0:
Systemischer Realkonstruktivismus
Systemischer Realkonstruktivismus ist eine FORMlogisch gewonnene Methode, komplexe Entscheidungssysteme wie eben menschliche Kognition oder Kommunikation auf ihren grundsätzlichen Punkt zu bringen und die so gewonnene ReinFORM des Systems am Computer laufen zu lassen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt, beziehungsweise: Was sie tut.
Für Kommunikationssysteme wird diese FORM über die Elemente solcher Systeme gewonnen: Kommunikation.
Kommunikation selektiert sich an Umweltphänomenen:
Geräuschen, Gerüchen, Gesprochenem, Gesten. In Umwelt befindliche Psychen, harte Phänomene, bei Kommunikation ist Fleisch im Spiel. Ein getretener Stein kann von jemandem als Mitteilungsverhalten interpretiert und dem nichtsahnenden Steintreter miese Laune und eine mit dem Steintreten verbundene Meinung unterstellen, und schon haben wir Kommunikation.
Sie finden am Ende des Artikels ein paar Links zum Weiterlesen.
Kommunikation selektiert an Umwelt Meinen, Mitteilen und Verstehen und verbindet diese miteinander.
Sie kann das auf sechs verschiedene Arten tun:
Aus den Kombinationen dieser sechs lassen sich die gängigen Kommunikationssysteme modellieren - zuzüglich zweier weiterer FORMen, nämlich:
Mehr brauchen Sie nicht, um Kommunikationssysteme zu untersuchen!
Wie man Systeme auf die FORM bringt am Wertschätzungsbeispiel:
Wenn Menschen vorschlagen, man solle vor allem, oder sogar nur "positiv" über andere reden und immer gut zuhören und reflektiert und achtsam sein, schlagen sie folgendes vor:
Das System soll seinen Fokus auf Meinen und Verstehen ausrichten.
Konflikte sollen vermieden werden.
Begründet wird das häufig damit, dass Menschen auf Positives besser reagieren. Dass dahinter bereits ein Systemfehler liegt, fällt Vielen leider nicht auf:
Dass Menschen auf Positives besser reagieren, ist ja schon ein Problem, für das wir mehr Lösungen brauchen als: Na, dann gehen wir dem besser aus dem Weg!
Jeder, der ein bisschen nachdenkt, weiß, dass man so neurodiverse, außergewöhnliche und kritische Menschen ins Abseits drängt und langfristig Erziehungskulturen mit Tone-Policing bekommt, die unterdrückerisch wirken.
Lassen Sie uns ansehen, was das systemtheoretisch bedeutet, indem ich Ihnen zeige, wie die FORM eines solchen Systems aussieht und was es tut.
Wir brauchen das, weil wir darüber in den verschiedenen Spielarten solcher Glaubenssysteme sehen können, was diese langfristig tun. Das ist nicht nur überzeugender als reine Wortargumente, wir können daraus auch Arbeitsschritte für Change- und Transformationsprozesse ableiten, die wir mit Wortmodellen nur schwammig gegriffen bekommen.
Über Wortmodelle und ihre Neigung auszufransen und schwammig zu werden, müssen wir in komplexen Systemen folgendes wissen:
Sie ufern in ihren Folgen ebenfalls aus! Deshalb haben wir ua. auch Luhmanns Systemtheorie weiterentwickelt. Man kommt von da nur schwer ins Handeln und kann die Folgen viel schlechter abschätzen, als wenn man die Mathematik mit an Bord holt und die Systeme, die man beobachtet und gewinnen will, am Computer emuliert. Menschen machen mehr Fehler. Davon schalten wir so so manchen aus.
Wir wissen mittlerweile aus Studien, dass es um systemische Intervention in Organisationen schwach bestellt aussieht. Das hat damit zu tun, dass man sich bislang nur auf Wort- und Erfahrungsmodelle stützen konnte.
Die FORM eines reinen Wertschätzungssystems:
Man soll sich auf sein Meinen und sein Verstehen konzentrieren und entsprechend Meinen und Verstehen erwarten.
Die FORM setzt sich damit folgendermaßen zusammen:'
Meinen, Mitteilen Verstehen - das ist die eine
Verstehen, Mitteilen, Meinen - das ist die andere.
(Es gibt noch andere Spielarten, die aber vergleichbare Resultate zeigen. Ich zeige Ihnen jetzt nur diese, um Sie nicht zu überfordern.)
Der Fokus liegt links auf Meinen, erwartet wird ganz rechts Verstehen, in der Mitte das ! zeigt, dass das eigene Mitteilungsverhalten kontextuell geregelt ist. Das müssen Sie jetzt noch nicht verstehen, Hauptsache, Sie sehen den Fokus und was erwartet wird:
Meinen / Verstehen
und in der rechten FORM Verstehen / Meinen mit dem Fokus auf Verstehen im Kontext von Mitteilen mit der Erwartung, dass die Umwelt daraufhin versteht.
Dieses System rhythmisiert sich sehr schnell in Monotonie.
Sehen Sie hier:
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Der zuerst gut gemeinte Gedanke, dass man achtsam und wertschätzend aufeinander zugehen und miteinander umgehen sollte, entwickelt keine Kreativität.
Doch, wir sind mit unserer FORMenanalyse da noch nicht ganz mit fertig, denn es gilt folgende Regel in allen Kommunikationssystemen für alle Werte:
Alles, was sich ideologisieren kann, ideologisiert sich. Und nichts ideologisiert so schnell wie Soft Values!
Das heißt, wir müssen unsere FORM noch um etwas ergänzen, nämlich eine FORM, die hier versteckt die Kommandos gibt.
Wir nennen diese FORM spaßeshalber den "Sergeant Drillmaster":
Konzentrieren Sie sich wieder auf Fokus und Erwartung, das "M" zeigt hier nur an, dass dem Sgt. Drillmaster klar ist, was er meint, sein Fokus liegt darauf, WIE er etwas mitteilt: Er erwartet Verstehen.
Sein eigentlicher Titel in "Systemischer Realkonstruktivismus" lautet:
Unbedingte Orientierungsfunktion,
aber die Seminarteilnehmer fanden sehr früh "Sgt. Drillmaster" aussagefähiger - einige dachten dabei auch an ihre Babys oder trotzstarken Vierjährigen 😉
Unbedingte Orientierungsfunktionen müssen nicht bewusst sein!
Wir sehen uns an, was die Systeme tun, nicht, was Menschen behaupten, was sie machen. 😉
Wir erweitern also unsere FORM oben um den Sgt. Drillmaster:
Und dann sieht unser System so aus:
Es gibt jetzt noch verschiedene FORMen durchzuspielen, um zu lernen, ob das System, das auf Wertschätzung, Achtsamkeit, Positives Denken setzt, es schaffen kann, sich in Richtung eines kreativen Systems zu bewegen, in welchem die FORMen nicht nur von oben nach unten laufen, sondern in dem kreative Werte wie Flüsse durch das System mäandern wie hier:
Ich möchte Sie in diesem einen Artikel nicht gleich mit allen Varianten erschlagen, daher erspare ich Ihnen erstmal mehr Bilder. Ich werde das nach und nach in einem Buch, das online in seiner Entwicklung mitgelesen kann, demonstrieren. Es heißt: "Zen und die Kunst Systemischer Reflexion".
Darin können Sie dann jeden denkbaren Einzelfall abarbeiten und sehen, welches System Sie in welchen Kontexten wirklich brauchen.
Für hier und heute wollte ich Ihnen eine Variante von Wertschätzungskultur zeigen, kann Ihnen aber sagen:
Ausnahmslos alle Systeme, die ihren Fokus auf "Positiv Denken und Kommunizieren" richten, münden in Monotonie. Das Beste, was Sie damit erreichen können, ist Silokreativität.
Was folgt aus Systemischem Realkonstruktivismus, aus Systemtheorie 2.0 fürs Handeln in Organisationen?
Sie können jedes Kommunikationssystem, das Sie interessiert, auf solche FORMen bringen und sich dann ansehen, was diese tun.
Sie sind nicht mehr allein auf Wortmodelle angewiesen. Wir konnten schon an diesem einfachen Beispiel zeigen, wie trügerisch, wie ideologisch verfänglich diese sind.
Wir sind alle nur Menschen:
Was wir über Kommunikation glauben, und was Systeme tatsächlich tun, das sind oft zwei sehr verschiedene Dinge.
Alle Organisationen, die ihre Kommunikation wirklich nach wissenschaftlichen Kriterien überprüfen und ausrichten wollen, können solche FORMlogischen Analysen nun nutzen, um das, was sie glauben und das, was tatsächlich passiert zu vergleichen.
Mehr noch: Über die FORM ergibt sich der kürzeste Weg zum gewünschten System. Es macht einen Unterschied, ob Sie drei oder zehn Arbeitsschritte zum Beispiel für eine Mediation benötigen.
Und für Organisationen macht auf jeden Fall einen Unterschied, ob ein Transformationsprozess der kürzesten FORM folgt oder umständlichen Umwegen ...
Langfristig ermöglicht diese Forschung mitlaufende Analysen der Kommunikationsrhythmisierungen durch Künstliche Intelligenz.
Die Computeremulationen können dann an Bildschirmen in Team-Meetings, Konferenzen, politischen Auseinandersetzungen mitlaufen, so dass nicht nur die Teilnehmenden und Zuschauer ihre Analysen einbringen, sondern die KI ebenfalls mit bewertet.
Sprechen Sie uns an, wenn Sie diese Forschung unterstützen und solche KI mit uns bauen wollen!
Literatur:
(Weitere Literaturhinweise im Artikel "Konfliktdynamiken mit SelFis untersuchen)
Kontakt:
Informationen zu unserer Sprachforschung:
Gründerin wetransform Organisationsberaterin & Coaching , Karriereberaterin und Entwicklungs - Dramaturgin//zert. INQA Coach// Co- Host: #Fe:male Powerlunch
1 JahrAls ich vor knapp zwei Jahren Donella Meadows "Thinking in Systems" gelesen habe und einen groben Eindruck gewinnen durfte wie sie bereits in den 80ern Systeme modelliert haben und mit welcher Präzision sie autopoietische lSysteme analysiert haben, ist mir als solide ausgebildete systemische Organisationsberaterin bewusst.geworden, dass wir dringend unsere Methodik und unsere Theorie der Sache aus dem Graviatationsfeld Luhmann ins 21 Jhdt bringen müssen. Dann begegnete mir Ute Hamelmann M.A. 🌈, die mich auf Gitta Peyn aufmerksam machte. Und ich dachte, wow ich habe meinen "Quastenflosser" entdeckt. Ich steige gerade erst langsam ein, aber ich weiß Eure Arbeit wird die Beratung r"evolutionieren". Danke für Deinen tollen Post. Das Beispiel mit der Wertschätzung ist brilliant. Systeme verblöden dadurch einfach, um es mal sehr eindimensional auszudrücken.
Sonderbeauftragte Reorganisation der Montessori Stiftung Berlin (TZ) | Coaching, Moderation, Organisationsberatung und Prozessdesign bei Veränderung und Anpassung in krisenhaften Zeiten (NT)
1 JahrWirklich der Hammer, Gitta Peyn! Auch wenn ich gerade in Sachen uFORM iFORM noch große Lücken habe, kann ich es nicht erwarten, die endlich zu schließen. Das hat so viel Potenzial für sinn- und effektvollere Transformation in Organisationen udn Unternehmen. Dieser Glaube, Wertschätzungs-, Achtsamkeits- und davon abgeleitet Partizipationskulturen wären Dreh- ud Angelpunkt für gelingenden Change, hält sich sowas von hartnäckig. Doch obwohl ich mit der Mathematik noch hinterher hänge: Mich überzeugen diese Erkenntnisse, weil sie mit Lebenerfahrungen korrspondieren, für die ich damit treffendere Worte habe (die fransen sicherlich auch noch ziemlich aus und herum am Ende, aber es wird, es wird...)!
Respektlose Initiatorin für kybernetisches und Komplexitätsdenken im 21. Jahrhundert
1 JahrDr. Bardia Monshi, stell Dir das mal im Kontext von Sport-Coaching, insbesondere bei Team-Organisation vor ...
Sonderbeauftragte Reorganisation der Montessori Stiftung Berlin (TZ) | Coaching, Moderation, Organisationsberatung und Prozessdesign bei Veränderung und Anpassung in krisenhaften Zeiten (NT)
1 JahrRené Tauschke
Sonderbeauftragte Reorganisation der Montessori Stiftung Berlin (TZ) | Coaching, Moderation, Organisationsberatung und Prozessdesign bei Veränderung und Anpassung in krisenhaften Zeiten (NT)
1 JahrLorenz Wohanka