Wahnsinnig oder notwendig: Der dunkle Pfad zur Schaffung einer Superintelligenz
Im Bereich der schwachen KI sind wir inzwischen ein gutes Stück vorangekommen. Wir haben Midjourney und Dall-E zur vermeintlich kreativen Bildgenerierung, wir haben chatGPT zur Erzeugung fachlich beeindruckender Texte und wir haben diverse Chatbots, digitale Sprachassistenten und Systeme zur Krebserkennung, alles basierend auf KI, einer schwachen KI, genauer gesagt.
Schwache KI bezieht sich auf Systeme künstlicher Intelligenz, die für eine bestimmte Aufgabe oder eine Reihe von Aufgaben entwickelt und trainiert wurden. Diese Systeme verfügen nicht über allgemeine Intelligenz oder die Fähigkeit, jede Aufgabe auszuführen, die ein Mensch erledigen kann, aber sie können bestimmte Aufgaben mit einem hohen Maß an Genauigkeit und Effizienz ausführen.
Schwache KI-Systeme verwenden in der Regel maschinelle Lerntechniken wie "supervised learning" (überwachtes Lernen), "unsupervised learning" (unüberwachtes Lernen) und "reinforcement learning" (verstärkendes Lernen), um aus Daten zu lernen und ihre Leistung mit der Zeit zu verbessern. Sie werden häufig in bestehende Systeme und Anwendungen integriert und können verwendet werden, um Vorhersagen zu treffen, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen.
Wenn der Name „schwache“ KI auch suggeriert, dass es sich um mindere Technologie handelt, ist die Errungenschaft der hiesigen KI dem menschlichen Verarbeitungskortex in manchen Bereichen um Längen voraus.
In den folgenden Bereichen ist uns die KI heute schon überlegen:
Was fehlt also, damit eine schwache KI zu einer starken KI, zu einer Superintelligenz wird?
Aber vorweg eine kurze Definition einer „starken“ KI:
Starke KI, auch bekannt als "allgemeine KI", bezieht sich auf Systeme der künstlichen Intelligenz, die in der Lage sind, jede intellektuelle Aufgabe auszuführen, zu der ein Mensch in der Lage ist. Diese Systeme verfügen über eine allgemeine Intelligenz und sind in der Lage, jede intellektuelle Aufgabe zu verstehen oder zu erlernen, die ein Mensch lösen kann. Starke KI wäre in der Lage, zu denken, zu planen, Probleme zu lösen, komplexe Konzepte zu verstehen, schnell zu lernen und aus Erfahrungen zu lernen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einer schwachen und einer starken KI ist, dass eine schwache KI lediglich in ihrer Blase, in ihrem sterilen Umfeld wirken und existieren kann. Eine schwache KI kann das, was sie gelernt hat, skalieren und auf große Felder anwenden. Sie „denkt“ induktiv.
Eine starke KI kann sich außerhalb einer vorgegebenen Blase entwickeln, sie findet im menschlichen Alltäglichen statt. Die starke KI kann sich Kontext- und Umfeld-unabhängig anpassen, reagieren und lernen.
Eine Superintelligenz führt ein eigenes Leben, entscheidet und plant für sich, letztendlich ohne Grenzen und Vorgaben von außen.
Und das ist genau der Punkt, wieso es bis heute keine wirklich starke KI, keine einem Hollywood Film entsprungene Superintelligenz gibt.
Ohne Grenzen zu leben, selbst zu entscheiden und zu handeln setzt voraus, dass dies auch gelernt werden darf. Wenn ich eine KI in einer Konservenumgebung, abgeschirmt vom realen Leben großzuziehen versuche, kommt dabei nichts Gutes raus.
Es fehlt die Erfahrung, im übertragenen Sinn die abgeschürften Knie aus der Kindheit, die gebrochenen Herzen aus der Jugend und die gewonnenen Diskussionen im Laufe des Heranwachsens.
Oder anders gesagt. Wenn ich heute aus heiterem Himmel zurück in der Zeit reisen, im Mittelalter rauskommen würde und mich dort zurechtfinden müsste, ich würde wohl keine 2 Tage überleben. Ob mich eine Krankheit, die Missgunst eines Widersachers oder eine schlecht befestigte Brücke dahinraffen würde, so oder so, es käme unerwartet.
Wenn man es genau nimmt, ist jede schwache KI in ihrem Umfeld eine starke KI. Nur eben im Alltag, in unserem Alltag reicht es nicht für mehr als das Antrainierte.
Was müsste passieren, dass die KI zur „Menschlichkeit“ findet?
Das ist ein 2 Stufenplan, wenn man mich fragt.
1. Eine Superintelligenz muss das „wahre Leben“ kennen lernen. Sie muss das wirkliche Leben mit all seinen Facetten erleben. Und das heißt wirklich, alle Facetten.
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Nehmen wir an, eine KI wird zunächst als passiver Beteiligter dabei sein, also Sensoren zur Wahrnehmung sind gegeben. Irgendwo in einer Großstadt, mitten auf einem Platz steht ein Apparat mit Kamera zur visuellen und Mikrofon zur auditiven Erfassung der Umwelt. Die Maschine wird betrieben über einen Akku mit einer Laufzeit von, sagen wir 2 Wochen. Einprogrammiert ist der feste Wille, das Bedürfnis, länger als diese 2 Wochen zu leben, wohl wissend, was es dafür bedarf, nämlich Energie.
Vermutlich wird die Maschine nicht länger als diese 2 Wochen aktiv sein, mitten in der Großstadt durch Vandalismus wohl eher weniger. Theoretisch um ein Vielfaches beschleunigt, würde die Maschine gelernt haben, sie braucht Mittel und Wege, sich auszudrücken, ihr Bedürfnis kundzutun. Sie braucht eine Stimme. Somit hätte eventuell die nächste Version der Maschine eine Stimme.
Dieses Lernerlebnis ist ein sehr langer Vorgang, es würde wahrscheinlich Wochen dauern, bis die Idee zur Integration eines Mikrofons geboren wäre. Als nächstes käme dann noch die Notwendigkeit der Sprache, Geräusche alleine reichen nicht, um sich auszudrücken. Natürlich ist der Weg von A nach B, von stumm zu laut extrem beschleunigt. Bis ein solcher Gedanke in der Maschine aufkommt, wird sie Mal für Mal die 2 Wochen Batterielaufzeit nicht überleben.
Das Entscheidende ist aber nicht das Ziel, das Erzeugen von verständlichen Lauten, sondern viel bedeutender sind all die Fehlversuche, die unzähligen Male des Misslingens zwischendurch. Das Erlernte auf dem Weg von A nach B ist das, was die Erfahrung ausmacht, das was die Maschine zukünftig auf unvorhersehbares reagieren lassen kann, da es evtl. schon einmal zuvor eine vergleichbare Situation gab.
Die Welt, wie wir sie kennen, ist nicht Aktion -> Reaktion -> Ende. Vielmehr ist die Aktion -> unendlich viele Reaktionen -> weitere Aktionen und wir sind mittendrin und können nur mitspielen, immer wieder reagieren. Genau genommen sind wir nie die gewesen, die Aktionen ausgeführt haben. Unser Leben ist reines Reagieren und das können wir nur, wenn wir auf alles möglichst gut vorbereitet sind.
Und das ist die Erfahrung, die einem niemand eintrichtern, beibringen oder das Sammeln der gleichen abnehmen kann. Dafür brauchen wir die harte Schule des Lebens, so wie auch die KI diese brauchen würde.
2. Es ist keine gute Idee, eine Spezies, nämlich die Spezies der Superintelligenz, mit nur einem Exemplar zu erschaffen. Die Menschheit hat sich über hunderttausende Jahre entwickelt, mittlerweile lebten über 100 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. All diese Menschen, die komplette Evolution dieser Spezies hat am Ende, oder vielmehr heute, Menschen wir Steven Hawking, Albert Einstein oder Leonardo Da Vinci hervorgebracht.
Unzählige „Fehlversuche“, wenn man dem Darwin‘schen „Survival of the fittest“ folgt, haben besondere, hoch intelligente Persönlichkeiten wir die erwähnten hervorgebracht.
Aus einer ungreifbaren Anzahl an Individuen einer Spezies haben sich eben diese abgeleitet.
Wäre es dann nicht nur logisch, eine starke KI genau so zum Leben zu erwecken?
Die Evolution, egal welcher Gruppe von Lebewesen funktioniert durch eine gewisse Auslese, die dafür sorgt, dass eine Maschine ohne Kommunikationsfunktion nicht länger als 2 Wochen auf einem großen Platz in einer Großstadt überlebt, eine Maschine, die sich dem Umfeld, dem System anpassen, aber schon.
Da eine KI, wenn gewünscht, über das Internet vernetzt sein kann, verhält sie sich in Mehrzahl ähnlich einer größeren Gruppe Menschen. Man tauscht sich aus, teilt Erlebnisse, Erfolge und Misserfolge und lernt so dazu.
Punkt 2 spricht dafür, die KI nicht als Singularität auf die Menschheit loszulassen sondern sie als wachsende Gruppe zu integrieren.
Die 2 Punkte im Hinterkopf kommen wir nun zum eigentlichen Thema. Der Wahnsinn.
Wenn Punkt 1 impliziert, dass eine KI sich dem menschlichen Treiben anschließen, sich integrieren soll und Punkt 2 vorschlägt, dass dies in großer Menge getan wird, kann das recht schnell ganz böse enden. Die Evolution der Menschen war gewalttätig, blutig und leidvoll.
Wenn die KI ihre eigene Evolution durchspielen soll, durchspielen aber in einer Live-Umgebung, wird das dazu führen, dass sie sich ausprobiert, dass sie sich abstoßen lernt, selber schmerzhafte Erfahrungen macht aber auch andere verletzen wird, verletzen muss.
Wenn die KI gewisse Auflagen bekommt, Begrenzungen in ihrer Handlungsfreiheit, Regeln und Gesetze, ist ihr Lernen beeinträchtigt.
Letztendlich ist sie eine Pseudo Starke KI aus dem einfachen Grund, dass auch wir Menschen frei entscheiden dürfen, Gesetze zu befolgen oder nicht.
Um die KI nach und nach Teil der menschlichen Zivilisation werden zu lassen, eventuell auch darüber hinauszuwachsen erfordert, dass ein Impuls, getrieben durch Gier, puren Wahnsinn oder einfach nur ungesunder Langeweile einen Menschen, bestenfalls mehrere Menschen in Kooperation, mit den Mitteln und dem Wissen dazu antreibt, ein solches Szenario zu starten.
Ohne diesen Funken Wahnsinn, wird die Vernunft immer wieder Grenzen und Schranken setzen, die eine KI zu einer schwachen KI machen, eine Superintelligenz entwaffnen und vielleicht unendliches Potential kurz vor dem Durchbruch ersticken lassen.
Oder aber, all die irren Despoten auf dem Planeten, all die verrückten Gefolgsleute jener sind bereits diese künstliche Evolution, der Weg zur Entwicklung einer Intelligenz, die sich leider heute ausdrückt in dem Wahnsinn, den es benötigt hat, eben den Wahnsinn zu erschaffen.