Was war, was bleibt und was kommt? Teil 2: Vom Fernsehbier zu Craft-Beer. Ein bisschen mehr Punk im deutschen Biermarkt.
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Was war, was bleibt und was kommt? Teil 2: Vom Fernsehbier zu Craft-Beer. Ein bisschen mehr Punk im deutschen Biermarkt.

Wir werfen einen Blick zurück auf 10 wichtige Food & Beverage-Trends aus den Zehner Jahren und schauen gleichzeitig nach vorne welche Phänomene uns auch in den Zwanzigern begleiten werden.

Vom Fernsehbier zu Craft-Beer. Ein bisschen mehr Punk im deutschen Biermarkt.

Klein und fein als Erfolgsformel gilt nicht nur für den Burger (s. Artikel von gestern), sondern auch für das Bier. Die Zehner-Jahre haben gezeigt, dass Pils, Weizenbier und Helles neue kreative Mitspieler bekommen haben. Zahlen belegen, trotz des Craft-Bier Hype seit einigen Jahren, einen rückläufigen Konsum von Bier in Deutschland. Treiber sind unter anderem der demographische Wandel und veränderte Konsumentenwünsche. Craft Bier brachte neue Impulse in den traditionellen Biermarkt. Neue (alte) Brauereien schossen aus dem Boden: Allein in Berlin-Brandenburg sind in den vergangenen zehn Jahren laut statistischem Bundesamt rund 30 neue Brauereien entstanden. Deutschlandweit gibt es laut Schätzungen um die 250 unterschiedlichen Craft-Biere.

Alte Rezepte und neue Flaschendesigns schufen Abwechslung in einer Kategorie, die neben Lemon und Grapefruit nicht viel an geschmacklicher Variation bot. Heute gibt es Bier mit Mango oder Karamellgeschmack. Branchenmessen wie die Internorga etablierten eine eigene Craft-Beer Arena mit Experten und Austausch rund um die neuen (wilden) Brauereien. 5 Euro für eine Pulle Bier? In den Zehnerjahren durchaus eine Option. Was bisher nur vom Wein bekannt war ist inzwischen auf die Kategorie Bier übergegangen: kunstvoll gestaltete Etiketten, ausgefallene Namen (z.B. Magic Rock Neo-Human Cannonball Beer), ausgesuchtes Verpackungsdesign mit Ausweisqualität, Tastings mit Connaisseuren ihres Fachs.

Adé standardisiertes Fernsehbier – willkommen Vielfalt, Kreativität und feiner Geschmack. Inhaber geführte Spezialistenläden wie Beyond Beer (Hamburg) oder Tante Frizzante (Berlin) zeigen, dass Bier eine neue Kennerschaft und Fans versammelt.

Ausblick: Wie geht es weiter mit dem Craft Bier?

Der Markt aus klassischen Brauereien, kleinen traditionellen Anbietern und den zahlreichen neuen jungen wilden Kleinstbrauern wird sich konsolidieren. Dr. Jörg Lehman, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes schätzt den Markt in einem Interview zu Gunsten des Craft Bieres ein: „Ich bin sicher: Craftbier ist gekommen, um zu bleiben.“ Er sieht jedoch auch eine erste Konsolidierungswelle im Craft-Bier Segment. Der steigende Kostendruck mache auch vor Start-ups nicht halt. Die Radeberger-Gruppe verkündete zum Jahresbeginn 2020, die Preise für Bier anzuheben. Parallel dazu scheint auch Craft-Bier Branche dem Hype etwas müde geworden zu sein, zumindest klingt dies im Interview der deutschen Biersommeliére Nina Klotz mit dem Branchenblog Beerwulf bereits 2019 durch und passt auch zu 2020: „Wenn alles gut läuft, werden wir 2019 etwas entspannen, der Craft-Hype wird zurückgehen und wir werden wieder über „einfach gutes Bier“ sprechen und nicht darüber, ob das Label „Craft“ verdient ist oder nicht.“ Ihr Wunsch passt zu Presse-Artikeln, indem immer öfter auch mal über von „Größenwahn“, „Marketinglüge“ und „Seifengeschmack“ im Kontext von Craft Bier geschimpft wird. Fakt ist: der Biermarkt ist bunter und verrückter geworden – das ist aus unserer Sicht erst einmal begrüßenswert. Was bleiben darf bestimmt am Ende sowieso der Konsument und der scheint der neuen Geschmacks- und Brauvielfalt noch lange nicht müde geworden zu sein.  

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