Warum dürfen Ärzte eigentlich kein Geld verdienen?
Verdienen Ärzte wirklich genug?

Warum dürfen Ärzte eigentlich kein Geld verdienen?

Liebe Radiolutions-Community,

heute möchte ich ein sehr kontroverses Thema ansprechen, dass in den letzten Jahren immer wieder grosse Diskussionen ausgelöst hat: Die Frage, warum Ärzte scheinbar nicht genug Geld verdienen dürfen. Dies ist eine komplexes Thema, das sowohl ethische als auch wirtschaftliche Aspekte betrifft.

Lassen Sie uns hier gemeinsam einen kritischen Blick darauf werfen.

Zunächst einmal müssen wir anerkennen, dass Ärzte einen enormen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Sie sind zentrale Bestandteile des Gesundheitswesens, die Leben retten und Leiden lindern. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten sind von unschätzbarem Wert. Doch warum wird in vielen Ländern, speziell in den DACH Regionen, immer wieder die Frage gestellt, ob sie angemessen entlohnt werden?

Ethische Überlegungen sind ein wichtiger Ausgangspunkt für diese Diskussion. Das Hippokratische Gelöbnis, das von Ärzten abgelegt wird, verpflichtet sie, das Wohl ihrer Patienten über alles andere zu stellen. Dies hat zur Folge, dass Ärzte in vielen Fällen nicht wie Unternehmer agieren können, die ihre Dienstleistungen nach marktwirtschaftlichen Prinzipien anbieten. Die Priorität liegt immer auf der bestmöglichen Versorgung der Patienten, unabhängig von finanziellen Erwägungen.

Aber bedeutet das wirklich, dass Ärzte nicht angemessen entlohnt werden sollten?

Natürlich nicht!

Die Ausbildung zum Mediziner ist langwierig, kostspielig und sehr anspruchsvoll. Ärzte opfern viel Zeit und enorme Energiereserven, um ihr Fachwissen zu erlangen und kontinuierlich zu vertiefen. Sie sollten daher unbedingt adäquat entlohnt werden, um die Motivation aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass qualifizierte Menschen auch in Zukunft den medizinischen Beruf weiterhin ergreifen. Gerade Letzteres hat in den letzten Jahren stark abgenommen, wie der frappante Medizinermangel bezeugt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Überlastung des Gesundheitssystems. Ärzte stehen unter immensem Druck, da sie täglich (und in der Nacht!) eine hohe Anzahl von Patienten behandeln müssen. Dies führt zunehmend zu Erschöpfung und Burnout. Es ist daher unerlässlich, dass Ärzte angemessen entlohnt werden, um die Attraktivität des Berufs aufrechtzuerhalten und die Versorgung der Patienten auch langfristig auf einem hohen Level sicherzustellen.

Wir sollten auch bedenken, dass es in der medizinischen Gemeinschaft eine breite Vielfalt gibt. Ärzte haben unterschiedliche Spezialisierungen und Fähigkeiten. Beispielsweise Chirurgen oder Radiologen haben jahrelange spezialisierte Ausbildungen durchschritten und generieren für die Kliniken auch erheblich stärkere Umsätze. Daher verdienen sie oft mehr als ein Kollege aus der Allgemeinmedizin. Dies ist in anderen wirtschaftlichen Branchen nicht anders. Es ist zentral wichtig, die unterschiedlichen Qualifikationen und Verantwortlichkeiten in der Honorierungsdiskussion zu berücksichtigen.

Insgesamt sollten wir die Frage, warum Ärzte angeblich nicht genug Geld verdienen dürfen, differenziert betrachten. Es geht nicht darum, Ärzte reich zu machen, sondern sicherzustellen, dass sie fair und adäquat entlohnt werden, um die Qualität der Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten und qualifizierte Menschen dazu zu ermutigen, den wundervollen medizinischen Beruf zu ergreifen.

Wir alle sind auf das Engagement und die Kompetenz der Ärzte angewiesen, wenn es um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden geht.

Es ist definitiv an der Zeit, die Diskussion über ihre Entlohnung auf eine konstruktive Ebene zu heben und Lösungen zu finden, die sowohl ethische als auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Nur so können wir sicherstellen, dass Ärzte weiterhin die bestmögliche Versorgung für uns alle gewährleisten können.

Lassen Sie uns diese wichtige Debatte fortsetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen, welche letztendlich die Bedürfnisse aller Beteiligten fair und transparent berücksichtigen.

Herzlich,

Dr. med. Adel Abdel-Latif, MBA

Amit Kapoor

Planbares Praxiswachstum durch Ärzte-Marketing2.0 | Marketing Strategist & Lead Gen Experte

4 Monate

Toller Beitrag! Es ist jedoch wichtig, zwischen angestellten und selbständigen Ärzten zu unterscheiden. Letztere müssen nicht nur medizinisch kompetent sein, sondern auch unternehmerische Fähigkeiten entwickeln. Ein selbständiger Arzt muss verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert, und sollte keine Scheu davor haben, profitabel zu arbeiten – selbstverständlich ohne die Patienten auszubeuten. Wenn ich als Patient zusätzliche Leistungen in Anspruch nehme, die meine Gesundheit fördern oder mein Wohlbefinden steigern, sollte mein Arzt diese Leistungen angemessen abrechnen können. Hier geht es nicht nur um medizinische Notwendigkeiten, sondern auch um präventive und ästhetische Leistungen, die das Leben bereichern können. Das Problem liegt oft darin, dass vielen selbständigen Ärzten die Grundlagen des Unternehmertums fehlen. Aspekte wie Mitarbeiterbindung und die effektive Nutzung moderner Marketingkanäle sind entscheidend für den langfristigen Erfolg einer Praxis. Es ist essenziell, dass Ärzte in ihrer Ausbildung und Weiterbildung auch diese Fähigkeiten erlernen und anwenden können.

Timm Kaiser

MD, Partner bei ORTHOLUZERN AG

1 Jahr

Ein wichtiges Thema, dass leider den Aspekt der Qualität ärztlicher Leistungen ausser Acht lässt. Vielleicht sollten wir Ärzte durchgehend durch einen Stundenlohn vergütet werden. Egal ob im öffentlichen, oder privaten Sektor. So wäre die Arbeitsleistung messbar und vergleichbar. Ich denke nicht, dass meine Arbeitsleistung als orthopädischer Chirurg mehr, oder weniger Wert ist, als die eines Allgemeinmediziners, Radiologen, Wissenschaftlers, oder Pädiaters. Ich habe mich zum orthopädischen Chirurg ausgebildet, da sich hier meine Fähigkeiten und Interessen optimal vereinen liessen. Leider würde das eine gewisse Hinkehr zu einer Staatsmedizin bedeuten, da sämtliche Infrastruktur öffentlich bereitgestellt werden müsste. Das moderne MRT des Radiologen, wie auch die Couch des Psychiaters, oder die teure Praxis-IT des Allgemeinmediziners. Auf diese Weise könnte aber auch Druck aus dem System der ewigen Diskussion genommen werden, welche ärztliche Leistung denn mehr Wert ist, als die der Kollegen. Ob der Staat dann noch seinem Auftrag zur Gesundheitsversorgung für seine Bevölkerung nachkommen kann, würde sich so auf rein wirtschaftlicher Ebene klären.

Hans Smeets

Consultant Radiologist

1 Jahr

Very well explained!! It is the same everywhere at the moment. High school kids do not choose medicine studies anymore and will go into business.

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