Warum ein Pflichtpraktikum bei berufsbegleitenden Studierenden manchmal zu einer Herausforderung wird.
Die meisten Studentinnen und Studenten werden mit Sicherheit schon einmal in ihrem Leben ein Praktikum gemacht haben. Teilweise besteht auch die Pflicht bei gewissen Studiengängen ein Praktikum zu absolvieren. Generell bin ich der Meinung, dass die Absolvierung eines Praktikums durchaus Sinn macht, um den Flow des Arbeitslebens kennen zu lernen und zu sehen, wie theoretische Inhalte in der Praxis umgesetzt werden.
Doch genau diese Pflichtpraktika stellt besonders berufsbegleitende Studierende manchmal vor Herausforderungen. Durch persönliche Gespräche mit meinen Studienkolleginnen und -kollegen kristallisiert sich immer wieder heraus, dass Personen die bereits Jahre oder manchmal sogar schon Jahrzehnte berufstätig sind Schwierigkeiten haben ihre aktuelle Position für (zwei) Monate zu unterbrechen. Viele Studierende arbeiten in kleinen oder mittelgroßen Unternehmen und für diese ist es oft sehr problematisch, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Zeit des Praktikums zu entbehren. Auch die Dauer des Praktikums ist wesentlich, da einerseits zwei Monate meistens zu kurz sind, um eine Vertretung einzustellen und andererseits auch wieder zu lange, dass die Kolleginnen und Kollegen die Arbeit – oder zumindest die notwendigsten Aufgaben, wie bei der Urlaubsvertretung – übernehmen. In solchen Fällen gibt es meistens nur die Möglichkeit die aktuelle Position zu kündigen. Dies stellt einige Studierende vor diese Problematik, da ein Praktikum nicht den Erfolg verspricht, bei dem jeweiligen Unternehmen auch anschließend übernommen zu werden. Auch in größeren Unternehmen ist es nicht immer einfach, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Zeit des Praktikums in die entsprechende Abteilung zu versetzen. Einerseits ist dies ebenfalls aus den bereits genannten Gründen eine organisatorische Aufgabe und andererseits ist die Entlohnung differenziert zu betrachten. Wird das reguläre Entgelt auch während der Zeit des Praktikums fortgezahlt?
Wird der Fokus generell auf den finanziellen Aspekt gelegt ist es oft ein großer Einschnitt in das Budget der jeweiligen Personen. Einige meiner Studienkolleginnen und Studienkollegen gehen Vollzeit arbeiten, da die finanzielle Unterstützung seitens des Staats leider nicht ausreicht, um ihr Leben zu finanzieren. Manche gehen auch Vollzeit arbeiten, um den gewohnten Lebensstandard weiterhin aufrecht erhalten zu können, zu dieser Personengruppe zähle ich mich. Natürlich sind auch diese Personen bereit, für diese kurze Zeit einschnitte im Budget zu akzeptieren, auch wenn dieser Zustand nicht unbedingt motivierend ist. Dazu muss prinzipiell gesagt werden, dass deutlich vor Studienantritt kommuniziert wird, dass die Pflicht zu einem Praktikum besteht. Allerdings ändert dieser Fakt nicht viel an der Thematik an sich.
Ein Ersatz für ein Praktikum wäre auch eine fixe Position in der bereits facheinschlägig gearbeitet wird. Diese Junior Positionen sind am Markt leider sehr rar und besonders durch die aktuelle Corona Situation sehr selten zu finden. Die Option bereits während dem Studium facheinschlägig zu arbeiten wäre wahrscheinlich für alle oder zumindest für sehr viele Studierende das Ziel schlechthin.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es auf jeden Fall eine Menge Vorteile gibt ein Pflichtpraktikum zu absolvieren, weil es sehr viele spannende Einblicke in die Materie verschafft. (Vorausgesetzt das jeweilige Unternehmen lässt die Praktikantinnen und Praktikanten auch am Geschehen teilhaben und nicht nur scannen, ablegen and so on…) Es wäre sehr schön, wenn der Nutzen eines Praktikums, zumindest bei berufsbegleitenden Studierenden, noch einmal evaluiert wird und für die jeweiligen Studiengänge mit den Studierenden oder der Studiengangsvertretung offen diskutiert wird. Vielleicht würden sich generell spannende Perspektiven ergeben oder Alternativen für Studierende.