Weiche Faktoren: (In)direkt zu mehr Umsatz
Viele Top Manager messen den Erfolg eines Unternehmens an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn. Wenn die Zahlen stimmen, gilt das Unternehmen als erfolgreich. Wenn man aber ins Detail geht und diese harten Fakten genauer betrachtet, wird sichtbar, dass viele davon indirekt oder direkt von weichen Faktoren beeinflusst werden. Als weiche Faktoren werden all jede Aspekte bezeichnet, die nicht monetär sind, wie z.B. Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation, Engagement, Kommunikation oder Unternehmenskultur.
Das Wissen darüber, dass weiche Faktoren für Unternehmen von Bedeutung sind, ist bereits weit verbreitet. Vielen Managern und Führungskräften ist bewusst, dass diese weichen Faktoren Einfluss auf die Performance des gesamten Unternehmens haben und sich so auch auf den Gewinn auswirken.
Welchen Einfluss haben weiche Faktoren auf den Unternehmenserfolg?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn das Wissen über die Erfassung, Evaluation und Darstellung von weichen Faktoren ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichend. Erst wenn diese Daten messbar und somit für den Menschen greifbar sind, kann der Einfluss auf harte Fakten mit Zahlen belegt werden. Damit kann ein Unternehmen seine tatsächliche Position bezüglich weicher Faktoren einschätzen und nutzen.
Für mich stellt sich die Frage, inwieweit es notwendig ist, etwas in Zahlen auszudrücken, um es auch nutzen zu können. Bereits Albert Einstein sagte „Nicht alles, was man zählen kann, zählt; und nicht alles, was zählt, kann man zählen“. Müssen wir Dinge erst greifbar machen um sie zu verstehen und sie verändern zu können?
Ein weiteres Problem beim Versuch weiche Faktoren zu messen, ist die Zeit. Die Ermittlung der Performance in diesem Bereich wird häufig als zusätzliche Belastung angesehen und die Prioritäten liegen in anderen Gebieten. Auch wenn es bereits viel Verständnis für dieses Thema gibt, überwiegt immer noch in vielen Unternehmen die Skepsis.
Die Kultur der Führungskraft
Die stärkste Einflussgröße auf weiche Faktoren im Unternehmen haben sicherlich die Führungskräfte, durch die Unternehmenskultur, die sie vorleben. Eine Führungskraft kann die Mitarbeiterzufriedenheit, die Motivation, das Engagement, die Kommunikation, die Anerkennungskultur, die Feedbackkultur und vieles mehr beeinflussen. Sie wirkt indirekt auch auf die Fluktuation, auf die Attraktivität eines Unternehmens am Arbeitsmarkt und die Kundenzufriedenheit.
Es gibt einfach zu wenige Fachkräfte
Gute Führungskräfte zu finden ist gar nicht so einfach. Statistisch gesehen ist laut Gallup Institut nur einer von zehn Mitarbeitern mit dem Talent zum Führen gesegnet worden. Von zehn potentiellen Interessenten für eine freie Stelle mit Führungsverantwortung wäre demnach nur eine Person geeignet. Der Beginn guter Führung liegt also bereits in der Entscheidung der Beförderung oder Einstellung. Viele Unternehmen scheitern allerdings an dieser Entscheidung, bei 82% der vergebenen Stellen wird der falsche Kandidat ausgewählt.
Laut Gallup ist Talent in unterschiedlichen Formen die Grundlage für Exzellenz. Sind wir in einem Bereich überdurchschnittlich talentiert, macht uns die Arbeit mehr Spaß oder wird gar nicht als „arbeiten“ wahrgenommen. Fehlt dieses Talent ist es hingegen ein hartes Stück Arbeit auf das Niveau eines talentierten Mitarbeiters zu gelangen. Werden die richtigen Personen für Stellen besetzt, werden diese zu engagierten Teammitgliedern, Top Performern und halten eine hohe Produktivität auch bei den Mitarbeitern aufrecht.
Wenn Menschen ihre Talente nutzen, fällt es ihnen leichter sich in neue Rollen hineinzufinden und produzieren eine höhere Qualität. Des Weiteren wurden Zusammenhänge zwischen Top Talenten und wichtigen Geschäftsergebnissen in Bezug auf: höhere Produktivität, mehr Umsatz und Profitabilität, sowie niedrigere Fluktuation und weniger Fehlzeiten gefunden. Wenn Unternehmen mehr Führungskräfte einstellen, die dafür auch geeignet sind, kann der ganze Betrieb davon profitieren. Es kann eine abteilungsübergreifende Steigerung des Engagements stattfinden und so ein höheres Level an Performance erreicht werden. In der Führung steckt also großes Potential.
Die Studie dazu: Only One in 10 People Possess the Talent to Manage
Gutes Management führt zu hervorragender Lebensqualität
Ein Management, das auf den eigenen Stärken basiert, zahlt sich im Unternehmen aus. Das Gallup Institut hat herausgefunden, dass Menschen, die Ihre Stärken jeden Tag nutzen, eine dreimal bessere Lebensqualität haben, sechsmal so engagiert in der Arbeit sind, um 8 % produktiver und um 15 % weniger dazu geneigt sind, ihren Job zu kündigen.
Um ein auf Stärken basiertes Management etablieren zu können braucht man Führungskräfte, die offen für ihre eigenen Stärken sind, Schwächen zugeben können und in diesen Bereichen um Unterstützung bitten. Es ist wichtig, dass Menschen sich eingestehen nicht perfekt zu sein, ansonsten vergeudet man unnötig viel Zeit damit, Schwächen zu verstecken. Sehr erfolgreiche Führungskräfte wissen ganz genau, wie wichtig es ist, seine eigenen Stärken einzusetzen, denn am Anfang ihrer Karriere war es besonders wichtig, die Dinge hervorzuheben, die man besonders gut kann.
Dies wirkt sich auch auf das Mitarbeiter-Engagement aus. Wenn Führungskräfte den Fokus auf die Stärken ihrer Mitarbeiter legen, fühlen sie sich stark und das Engagement kommt von selbst. Dieses, auf Stärken basierte Management, kann auch bei der Zusammenstellung von Teams hilfreich sein. Betrachtet man die individuellen Stärken jedes einzelnen kann ein Team gebildet werden, das sich perfekt ergänzt.
Die Studie dazu: Employees Who Use Their Strengths Outperform Those Who Don’t
Missachtung hat schwerwiegende Folgen
Weiche Faktoren können den Gewinn nicht nur erhöhen, sondern auch gefährden. Nämlich in dem Fall, wenn weiche Faktoren als unwichtig und überflüssig betrachtet werden. Wird im Unternehmen nicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingegangen, oder dem Wohlbefinden der Mitarbeiter zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, leidet der Unternehmenserfolg darunter. Die Mitarbeiter fühlen sich dadurch zunehmend gestresst und die nötige Unterstützung von Seiten der Führungskraft oder dem Unternehmen bleibt aus.
Nur 29 % aller Mitarbeiter in Deutschland haben das Gefühl, dass sich ihr Unternehmen um ihr Wohlbefinden kümmert. Wenn man bedenkt, dass Burnout durch die sinkende Produktivität, deutschen Unternehmen jährlich Rund 9 Milliarden Euro kostet, sollte hier gegengesteuert werden.
Wie sich Mitarbeiter fühlen:
31 % haben sich gestern gestresst gefühlt…
24 % haben sich gestern müde oder ausgebrannt gefühlt…
22 % haben sich an 3 oder mehr Tagen auf Grund von Stress schlecht gegenüber ihrer Familie verhalten…
12 % litten in den letzten 12 Monaten an Burnout, Depression oder Angststörungen…
Dies sind alarmierende Zahlen, die man nicht einfach ignorieren sollte. Nicht nur aufgrund der Kosten, die durch Ausfälle und sinkende Produktivität entstehen, sondern um die Gesundheit der Menschen nicht zu gefährden.
Die Studie dazu: The High Cost of Worker Burnout in Germany
Weiche Faktoren sind sehr vielfältig und auch schwer zu erfassen, dennoch sind sie der wichtigste Antrieb im Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung und erfolgreiches Wachstum. Dieser Einfluss wird viel zu oft von der Unternehmensführung unterschätzt.
Es stellt für die Mitarbeiter und für das Unternehmen ein Risiko dar, weiche Faktoren zu ignorieren oder zu vernachlässigen.
Was sind für Sie die wichtigsten weichen Faktoren im Unternehmen? Denken Sie, dass sich der Unternehmenserfolg durch weiche Faktoren erhöhen lässt? Wir freuen uns mit Ihnen zu diskutieren!
Gute Stimmung ist noch kein Umsatz, aber Stimmung ist Voraussetzung für Umsatz
Von Hubertus Pellengahr