Weihnachtsgrüße international: Denken Sie an die Empfänger
Tipps für Ihre internationale Weihnachts-/Feiertagspost
Viele Unternehmen feilen schon sorgfältig an den Formulierungen der Weihnachts- oder Neujahrsgrüße. Je kürzer die Texte sind, desto mehr muss jedes einzelne Wort zur Gesamtwirkung beitragen.
Die weihnachtliche Grußformel darf hierbei nicht fehlen. Diese Grußformeln sind so ritualisiert, dass wir nicht mehr die Bedeutung der einzelnen Wörter wahrnehmen – bis es zur Übersetzung kommt.
Der allseits so beliebte Wunsch nach „besinnlichen Feiertagen“ ist eine häufige Stolperfalle. Wer denkt, dass man einfach die bekannten Grußformen in die Fremdsprache überträgt und dann gelungene Weihnachtsgrüße für internationale Geschäftpartner hat, irrt leider. In jedem Land sieht die Advents- und Weihnachtszeit anders aus. Dadurch unterscheiden sich auch die üblichen Feiertagswünsche.
Weihnachtsgrüße in Deutschland
In Deutschland bieten die (christlichen) Feiertage traditionell die Möglichkeit zur Besinnung auf höhere Werte und auf die Familie. Wer diesen prägenden Aspekt der deutschen Weihnachten nicht kennt, wird den Wunsch nach „besinnlichen Feiertagen“ nicht verstehen – auch nicht wenn er im allerschönsten Englisch formuliert ist. Es kann nicht gelingen, „besinnliche Festtage“ wörtlich so zu übersetzen, dass sie jemand ohne deutschen Hintergrund versteht.
Oft sehe ich tapfere Versuche wie „We wish you relaxing holidays.“ Die einzigen, die das richtig begreifen, sind Deutsche, die ein bisschen Englisch beherrschen.
Weihnachtsgrüße im angelsächsischen Raum
Im englischsprachigen Raum gibt es kein Gegenstück zu den in Deutschland so beliebten besinnlichen Festtagen. Die Menschen feiern anders und setzen darum einen anderen Schwerpunkt bei ihren Festtagsgrüßen. Hier begnügt man sich mit einem „Merry Christmas“ oder der neutraleren Formulierung „Happy Holidays“. (Die zweite Variante ist inklusiver für Nicht-Christen, da sie auch Hanukkah, Kwanzaa und Neujahr umfasst.)
Man merke sich: Es ist besser, Sie lassen zu, dass ein paar Passagen nicht den Weg in die Übersetzung finden, als dass Sie die kulturellen Gepflogenheiten Ihrer nicht-deutschsprachigen Zielgruppe übergehen. Es gilt „when in Rome, do as the Romans do“ (sinngemäß: „andere Länder, andere Sitten“) und das trifft ganz sicherlich für Ihre internationale Weihnachtspost zu. Gestatten Sie also Ihren Übersetzer*innen kulturell unpassende Textteile in der Übersetzung zu übergehen: das freut Ihre Empfänger.
Warum ist das überhaupt ein Thema?
Autor*innen hängen oft an jedem Wort ihrer Werke. Und darum schmerzt es, wenn in der Übersetzung einige Wörter oder sogar komplette Sätze fehlen oder abgeändert wurden. Ein Qualitätskritierum für Übersetzung ist schließlich, dass sie die Inhalte des ursprünglichen Textes wiedergibt (die sogenannte Texttreue).
Warum entferne ich dann trotzdem in manchen Fällen in meiner englischen Übersetzung Aussagen des deutschen Textes? (Natürlich immer in Absprache mit Kund*innen)
Schauen Sie genah hin und Sie werden sehen, dass die nicht übersetzten Stellen keine wichtige Fakten beinhalten. Stattdessen bestehen sie aus Formulierungen, die auf eine deutsche Leserschaft zugeschnitten sind. Sie enthalten also für eine nicht-deutsche Leserschaft keine zwingend notwendigen Informationen oder keinen kommunikativen Mehrwert.
Solche Passagen in eine Übersetzung zu übernehmen geht sogar gegen den Sinn einer Übersetzung. Schließlich offenbart sie der Zielgruppe, dass der vorliegende Text gar nicht für sie geschrieben wurde und sie nur sekundär berücksichtigt wurden. Niemand kommt gerne an zweiter Stelle.
Welche Textstellen werden bei Übersetzungen ggf. ersetzt oder entfernt?
– Grußformeln oder Höflichkeitsfloskeln, die außerhalb des deutschen Sprachraums ungebräuchlich sind
– Beispiele, die nur Leser aus dem deutschsprachigen Kulturraum verstehen können
– Sprachspiele oder Witze: Manche lassen sich schlecht ins Englische übertragen und manche treffen nicht den Humor eines internationalen Publikums. Witze, die flach fallen, sind der Untergang eines jeden Marketingtextes.
– Hinweise auf Gesetze, technische Normen, akademische oder berufsbildende Abschlüsse: Solche Angaben betrachte ich aus den Augen der nicht-deutschen Leser und frage, ob sie in deren Verständnis a) relevant und b) aussagekräftig sind. Ist dies nicht der Fall, dann setze ich den digitalen Tintenkiller an.
– Redundante Formulierungen oder Wiederholungen: Dies ist weniger ein kulturspezifisches Problem als eine Straffung des ursprünglichen Wortlautes.
PS Der Wunsch nach einem „guten Rutsch“ ist genauso eine spezifische deutsche Angelegenheit. Vermeiden Sie bitte alle Behelfsformulierungen, die das englische Verb „slide“ enthalten – außer Sie wollen sich selbst aufs Korn nehmen. Mit einem „Happy New Year“ sind Sie im Englischen auf der sicheren Seite.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in leicht anderer Form auf dem Gucklock Blog.