Welch einen Unterschied ein Jahr machen kann!
Liebe Kolleg*innen, liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
Es ist wieder „diese Zeit des Jahres“. Viele in der abendländischen Kultur sprechen von einer besinnlichen Zeit. In Bayern sagt man dazu „staade Zeit“. Es ist auch die Zeit, in der sich die Menschen „friedvolle Feiertage“ wünschen. Vor einem Jahr war Frieden in unseren Regionen noch etwas Normales, um nicht zu sagen Selbstverständliches. Man las höchstens von Krieg in fernen Ländern oder hatte vielleicht Unfrieden mit den Nachbarn, wenn die Feste dort etwas lauter gefeiert wurden, als man das als angemessen empfand. Auch ich hatte mir Frieden für 2022 gewünscht, ohne diesen Wunsch als besonders anspruchsvoll zu empfinden. Heute ist es anders. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der am 24. Februar begann, hat uns gezeigt, dass Sicherheit, Frieden und Freiheit nicht garantiert sind. Ein Krieg mitten in Europa, wir konnten oder wollten uns das nicht vorstellen!
Mit dem Ukraine-Krieg, den Covid-Beschränkungen in China, unterbrochenen Lieferketten, explodierenden Energiepreisen, Wetterextremen, hoher Inflation und vielen anderen Ereignissen war 2022 wieder kein „normales“ Jahr. Oder zumindest keines, wie wir es uns wünschen würden. Es hat den Anschein, als würden disruptive und oft kaum vorhersehbare Veränderungen, die alles auf den Kopf stellen, Teil unserer „neuen Normalität“ sein.
Wir werden uns daran gewöhnen müssen – obwohl wir uns nach den guten alten Zeiten sehnen. Gabor Steingart von „The Pioneer“ hat es kürzlich in einem seiner Business Briefings treffend beschrieben: Menschen wollten ihre eigene Normalität retten. Sie wollten kein Carsharing, wohl aber einen Bus, der hier und da vorbeikommt. Sie würden gerne zu ihrem Jugend-Idol Winnetou noch Indianer sagen dürfen, und nicht indigener Volksstamm flüstern müssen. Sie wollten, dass unsere Fußball-Nationalmannschaft erst das Tor und dann den richtigen Ton trifft. Sie wären gerne stolz auf das, was sie erreicht haben, und würden es ablehnen, über Identitätspolitik und disruptive Breakthrough-Innovationen belehrt zu werden. Sie hingen an Gewohnheiten und klebten nicht auf dem Flugfeld. Wir müssen diese Gefühle respektieren, wenn wir die Gesellschaft in eine neue, andere Zeit führen wollen, ja müssen.
Einigen Unternehmen – großen wie kleinen – gelingt es zum Teil ganz gut, ihre Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Beispielsweise wenn man sieht, wie Wissenschaftler*innen in Rekordzeit Impfstoffe gegen eine Jahrhundert-Pandemie wie Covid erfanden und immer wieder an neue Varianten anpassen. Oder sich Unternehmen durch Fokussierung und Innovation neu ausrichten. Es gibt viele Wege und Rezepte, erfolgreich zu sein – aber ohne die Menschen mitzunehmen und ihnen den Weg zu erklären, wird es nicht gehen. Der Grad und die Geschwindigkeit der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und ganzen Volkswirtschaften werden darüber entscheiden, ob wir als Gesellschaft erfolgreich sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir hier in vielen Feldern besser werden können und auch besser werden müssen. Führungsverantwortung und zeitgemäße Fachkompetenzen sind die Basis dafür. Respekt, Verständigung und Toleranz notwendige Zutaten für den Umsetzungserfolg.
Es gab 2022 aber auch Lichtblicke und Hoffnung: Covid flachte ab. Es gab wichtige Wahlen, die nicht Autokraten, sondern Demokraten gewannen. In denen die radikalen Ränder geschwächt wurden und die integrative Mitte wiedergefunden wurde. Ein Land in Europa wehrte sich heldenhaft – auch mit westlicher Unterstützung und Solidarität – gegen eine scheinbar übermächtige Invasionsarmee. Das verdient Respekt und Unterstützung.
Was mich angeht, so bin ich geehrt und dankbar, zwei Unternehmen als Chairman vorzustehen, die wichtige Dienste für die Gesellschaft verrichten. Unternehmen, die für die Weiterentwicklung der Gesellschaft relevant sind.
Empfohlen von LinkedIn
Für Siemens Energy war es ein Jahr mit schwierigen, aber auch erfreulichen Entwicklungen, das für mich zwei Dinge bewiesen hat. Erstens, harte Arbeit zahlt sich aus. So konnte das konventionelle Gas and Power-Geschäft zügig neu ausgerichtet und auf ein gutes Niveau gebracht werden. Bei Siemens Gamesa sollte es auch möglich sein, dass große Anstrengungen zu notwendigen Erfolgen führen. Die Maßnahmen dazu sind eingeleitet. Zweitens, Siemens Energy ist Teil der Lösung für den Kampf gegen den Klimawandel und für eine verlässliche, bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung weltweit. Der Überfall auf die Ukraine ist eine Schande. Aber die Auswirkungen zeigen auch, dass wir nicht Dinge und Verhältnisse als garantiert voraussetzen sollten. Dazu gehört auch die Energieversorgung. Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit. Das ist ein Kampf, den wir nicht verlieren dürfen! Auch hier hat dieser unselige Krieg die Weltgemeinschaft zurückgeworfen.
Daimler Truck hat ein beeindruckend starkes erstes Jahr als börsennotiertes Unternehmen hingelegt. Die Firma ist selbständig, profitabel und innovativ – und hat alle Möglichkeiten, auch das neue Zeitalter der Mobilität maßgeblich mitzugestalten. Dennoch liegt hier die große Transformation noch vor uns: in der Technologie, in der strukturellen und unternehmenskulturellen Anpassung an die großen Aufgaben der kommenden Jahre. Die Lastenmobilität auf der Straße emittiert 7% der globalen CO2-Emissionen. Es lohnt sich, diesen so wichtigen Versorgungssektor mit innovativen und nachhaltigen Ideen und Konzepten in die neue Welt zu führen. Daimler Truck ist gut unterwegs – eine überlegte und konzeptionell ausgereifte Emissionspolitik der EU könnte zu noch besseren und effizienteren Klimalösungen beitragen.
Beide Teams bei Siemens Energy und Daimler Truck haben zurückblickend Großartiges geleistet. Auf beide kommen gewaltige Transformationsleistungen zu. Siemens Energy ist mittendrin – Daimler Truck bereitet sich darauf vor. Es ist eine Freude und ein Ansporn, für diese beiden großartigen Unternehmen Beiträge zu leisten. Es gibt nicht so viele Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen für die Gesellschaft wichtig sind, die eine Bestimmung – oder Purpose, wie man im Englischen sagt – haben.
Mein Wunsch für 2023 ist einfach formuliert: Ich wünsche mir, dass das kommende Jahr friedlicher verläuft und für unsere Gesellschaft weniger Stresstests bereithält. Ich wünsche mir, dass wir bei den großen Aufgaben der Menschheit, die man unter den „3 C‘s“ zusammenfassen kann – „Conflict, Climate, Covid“ – noch besser vorankommen. Wenn wir mehr Miteinander als Gegeneinander wagen, wir miteinander und nicht nur übereinander reden, dann bin ich überzeugt, dass uns das gelingt. Unser Planet hat seit diesem Jahr erstmals 8 Milliarden Bewohner*innen. Ein friedliches, nachhaltiges und menschenwürdiges Leben für diese 8 Milliarden Menschen, das geht uns Alle an. Einen Beitrag dafür zu leisten ist unsere Aufgabe. Für 2023 und darüber hinaus. Ich sehe auch, dass es für Viele gerade nicht leicht ist, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Aber die Nacht ist immer vor dem Morgengrauen am dunkelsten. Es wird einen neuen Tag und neue Chancen geben.
Von Herzen wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben friedliche, besinnliche, und erholsame Festtage! Bleiben Sie gesund!
Joe Kaeser
Wirtschaftsbuchhalter
2 JahreIhnen auch, Herr kaeser, ein schönes Fest. Für 2023 alles Gute und viel Erfolg in Ihren gremien.
Service Manager at Innomotics GmbH - Customer services for Large Drive Solutions
2 JahreSehr geehrter Herr Kaeser. Ich lese mehrfach Ihren Beitrag, nicht zuletzt weil ich Sie und Ihre Einstellung meist nachvollziehen und schätzen konnte. Dabei gehen mir folgende Fragen durch den Kopf: 1) Sie schreiben: "... verdient unseren allergrößten Respekt, unsere Solidarität und unsere Unterstützung." Warum verdienen ausgerechnet jene unsere Solidarität, die aufgrund von Fehlentscheidungen, Übermut und Misswirtschaft in Not geraten? Sollte man nicht eher Weitsicht und Einsicht fordern, als ohne jedwede Kritik zu unterstützen? 2) Woraus leitet sich die heute bei Großunternehmen übliche Erwartungshaltung ab, unabhängig von konjunkturellen und politischen Gegebenheiten konsequent hohe, zumeist 2-stellige Gewinnsteigerungen machen zu müssen. Während das einfache Volk in schwierigen Zeiten Einkommenseinbußen hinnehmen soll, fordert die Wirtschaft regelmäßig steuerfinanzierte Rettungspakete und Unterstützung, um die unverschämten Ziele zu erfüllen. Das früher oft zitierte unternehmerische Risiko gilt heute nur noch, aber dafür umso mehr für Kleinunternehmen und Mittelstand. Denken Sie bitte im Neuen Jahr über kluge Antworten oder Veränderungen nach. Bleiben Sie auch 2023 gesund und tun Sie weiterhin Gutes - möglichst für alle!
Service Manager at Innomotics GmbH - Customer services for Large Drive Solutions
2 JahreSie haben vergessen: Dank höherer Preise konnten die Profite in 2022 gesteigert werden, während die meisten Angestellten erst mit 1,5 Jahren Verspätung eine Lohnerhöhung erwarten dürfen, die die gestiegenen Preise nur zum Teil ausgleichen wird. Vielleicht ist 2022 das Jahr der Offenbarung, wie sehr die kleinen Leute von Regierungen und denm Mächtigen hinters Licht geführt und ausgenutzt werden. Da helfen auch Benzin-Rabatt oder Gaspreisdeckel nichts. Diese Massnahmen sind eher ein Beweis dafür, dass das Volk zu Gunsten der Mächtigen betrogen wird, und versucht wird, den Unmut der Wähler und eine Revolution von unten zu verhindern. In Bezug auf 2023 freue ich mich darauf, dass viele Produkte verramscht werden müssen, weil es dank Digitalisierung immer noch günstiger ist, sie zum Selbstkostenpreis zu verschenken als auf deren Produktion zu verzichten. Ich hoffe nur, dass nicht versucht wird, dieses Dilemma durch einen dritten Weltkrieg zu vertuschen. Trotz dieser Skandale wünsche ich allen in Zukunft Vernunft und Weisheit, die Wahrheit zu erkennen und zwischen Wohltaten und Beruhigungsmitteln zu unterscheiden. Und lasst Euch nicht in Angst und Schrecken versetzten. nur um von den wirklichen Gefahren abgelenkt zu werden.