Wenn Dein Kopf Dein Herz übertönt

Wenn Dein Kopf Dein Herz übertönt

Viele von Euch kennen sicher die Songs „Herz über Kopf“ von Joris und „Bauch und Kopf“ von Mark Forster; was beide Songs gemeinsam haben? Beide Songs erzählen davon, dass Herz bzw. Bauch und Kopf selten einer Meinung sind. Eine unangenehme Zwickmühle in der wir uns alle immer wieder mal befinden.

Herzlichen Dank @ Peter Weinberger – für folgende Fragestellung hier auf LinkedIn

"Warum ist der Begriff Mindset eigentlich so populär? Oder vielleicht sollte die Frage vielmehr lauten, warum der Begriff Heartset (noch) nicht zu ähnlichen Ehren gelangt ist."

Aus meiner heutigen Sicht ist ein Mindset unvollständig, wenn das Herz nicht mitredet. Manchmal allerdings - wenn wir uns in herausfordernden Situationen befinden - kooperieren beide nicht miteinander, stimmen sich nicht ab. Wir berufen uns dann auf unseren Verstand, unseren Intellekt. Auch bei mir gab es eine Zeit, in der genau diese Abstimmung zwischen Kopf & Herz nicht stattfand. Ich konzentrierte mich darauf, dass mein Wunsch nach einem Kind sich erfüllte, war felsenfest darauf fokussiert und entzog -vielleicht aus Selbstschutz - meinem Herzen das Mitspracherecht. Peter bezeichnet diesen Zustand als "Vollkopfig" -ein wirklich gelungene Bezeichnung.

Der Wunsch nach einem Kind war für mich und meinen Mann ein Herzenswunsch. Zu Beginn waren wir auch mit dem Herzen dabei, bis wir feststellten, dass ich trotz gut getimter Schäferstündchen nicht schwanger wurde. Ab dem Moment der diagnostischen Feststellung, dass meine Eileiter verschlossen waren, übernahm mein Kopf die Führung in einer Herzensangelegenheit. Ich folgte meinen Gedanken und rationalisierte meinen Wunsch, brach ihn geradezu herunter auf physische Vorgänge meines Körpers und war davon überzeugt, dass das medizinische Können meines Arztes ausreicht, um meinen Herzenswunsch zu erfüllen. Meinen Gefühlen ließ ich keine Chance und handelte, wie ich bereits oft in meinem Leben gehandelt hatte, getreu dem Motto: Annette da musst Du jetzt durch. Lediglich mein Verstand, mein Durchhaltevermögen und die Hoffnung waren die Pfeiler, die meinen Kinderwunsch erfüllen sollten.

Die ersten negativen Schwangerschaftstests nach den Behandlungen in der Kinderwunschklinik fanden unweigerlich den Weg in unser Leben und mit ihnen kam die Enttäuschung. Jeder negative Test attackierte die Hoffnung in mir, machte mich mürbe und verpasste meinem Durchhaltevermögen regelmäßig einen rechten Haken.

Irgendwann – ich lag sprichwörtlich am Boden - begann ich mich zu fragen, wie lange ich so weitermachen wollte. Ich fragte mich auch, was ich fühlte… und die Antwort war niederschmetternd: Ich fühlte mich unvollständig. Jetzt denkt ihr vielleicht… hey das ist doch klar, dass Du Dich unvollständig fühltest. Du hast Dir ein Kind gewünscht und wurdest nicht schwanger.

Aber das war es nicht! Ich fühlte mich mit mir unvollständig, mochte mich nicht mehr. Es gab so etwas wie eine unsichtbare Barriere zwischen meinem Kopf und meinem Herzen. Das positiv geladene Ping-Pong-Spiel zwischen meinem Kopf und meinem Herzen – der innere Dialog zwischen beiden, welcher mich zu der Frau macht, die ich bin – fand nicht mehr statt. Die Frau mit Ecken und Kanten, aber auch mit viel Empathie, die mit beiden Beinen im Leben steht – einfach weg. Aus heutiger Sicht wage ich zu behaupten, dass der Dialog nicht nur gestört war, vielmehr standen Kopf und Herz in einem Konflikt miteinander, weil sie für unterschiedliche Bedürfnisse stehen und ja, sogar ganz unterschiedliche Ziele verfolgen.

Ich fühlte keine Empathie mehr: nicht für mich und auch nicht für andere.

Wenn ich heute sage, dass ich einen Menschen emphatisch finde, dann liegt es daran, dass er mit seiner Mimik, Gestik und seinen Worten etwas transportiert, was aus seinem Herzen kommt und mich sehr direkt erreicht.

Für mich bedeutet Empathie nicht nur dass ich die Fähigkeit besitze mich in einen Menschen oder in seine Situation hineinzufühlen – für mich bedeutet Empathie auch, dass ich die Fähigkeit besitze, mich selbst aus einer anderen Perspektive zu betrachten und wahrzunehmen.

Die Erfüllung und im Besonderen die Missachtung unserer eigenen Werte nehmen wir als Gefühle wie Schmerz, Schuld oder Scham auf der Ebene des Herzens – also mit dem Herzen wahr, wir fühlen! Gleiches gilt für tiefe oder unbändige Lebensfreude, Dankbarkeit oder auch wenn wir etwas für andere tun und damit Freude bei anderen hervorrufen.

Würden wir bei KiWuCo Coaching nur auf der Kopf Ebene mit unseren Klienten arbeiten, würden unsere Klienten im Coaching wenig bis gar nichts erreichen. Tatsächlich finden sich die Zugänge und die Schlüssel für Wachstum und Entwicklungen vorwiegend auf der Herzebene - ebenso wie die Blockaden, Glaubenssätze und Ängste, die der eigenen Entwicklung im Wege stehen.

Diese miteinander im Dialog stehende Einheit von Kopf und Herz ist eine Grundvoraussetzung für viele tiefere und bedeutsamere Entwicklungen in unserem Leben, im Zusammenhang mit unserer Persönlichkeit und auch in der Weiterentwicklung unserer Identität.

Spielt diese Einheit auch eine tragende Rolle in der Kinderwunschzeit?

Ich freue mich über Kommentare, die auf eigenen Erfahrungen beruhen, als auch auf Meinungen aus dem ärztlichen Bereich zu dieser Thematik.

Ihnen allen einen sonnigen Tag

Annette Wiese






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