Wenn Null Risiko zum Risiko wird
Pflanzenschutzmittel gehören zu den global am strengsten regulierten Produkten überhaupt. Die Wahrnehmung der vermeintlichen Gefahr beziehungsweise des Risikos, das von ihnen ausgeht, ist allerdings viel emotionaler geprägt als etwa bei Haushaltschemikalien und anderen Alltagsprodukten. Semantisch ist die Sache eigentlich klar: Die Gefahr beschreibt das Potenzial einer Substanz, die Gesundheit oder die Umwelt zu schädigen, das Risiko dagegen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese Schädigung tatsächlich eintritt. Ob eine Gefahr tatsächlich mit einem Risiko verbunden ist, hängt vor allem von der Exposition ab – also davon, wie oft, wie lange und in welcher Dosis man einer Gefahr ausgesetzt ist. Hohe Dosen von Kochsalz im täglichen Konsum sind gesundheitsschädigend und sogar lebensgefährlich – trotzdem hält sich die Aufregung über den Salzstreuer auf dem Esstisch mit Recht in Grenzen.
Zum sehr subjektiven Empfinden von Gefahr und Risiko trägt auch bei, dass Zahlen zur vermeintlichen Gefährlichkeit einer Substanz oft ohne den entsprechenden Kontext kommuniziert werden. Ein Beispiel ist der Schweizer Grenzwert für Schadstoffe im Trinkwasser: Er ist extrem niedrig und wurde vor über 40 Jahren festgelegt – nicht auf der Basis von Gesundheitsdaten, sondern angelehnt an die niedrigsten Konzentrationen, die man damals messen konnte. Heute können noch viel geringere Konzentrationen analytisch erfasst werden, weshalb bei vielen Menschen der Eindruck entsteht, dass die Qualität des Wassers schlechter wird.
Diese Verunsicherung spiegelt sich auch in der rigiden Auslegung des sogenannten Vorsorgeprinzips in der Schweiz wider, nach dem alle durch die Einführung eines neuen Produkts denkbaren Belastungen oder Schäden im Voraus vermieden werden sollen. Dieses «Better Safe than Sorry» tönt zunächst gut, lässt aber ausser Acht, dass auch durch immer mehr und strengere Vorsichtsmassnahmen Null Risiko nicht erreichbar ist. Dies ist schon deshalb unmöglich, weil es die durch die Vorsorgemassnahmen selbst hervorgerufenen Risiken ignoriert, einschliesslich der Folgen der Nichtanwendung.
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Better safe than sorry - wirklich?
Auf Schweizer Rapsfeldern etwa zeigte sich das Dilemma des Null-Risiko-Ansatzes in dieser Saison deutlich. Da die meisten Wirkstoffe zur effektiven Bekämpfung von Rapsschädlingen derzeit keine Zulassung in der Schweiz haben, mussten die Bauern auf ältere, weniger effiziente Mittel zurückgreifen. Dies fördert die Resistenzentwicklung bei Schädlingen und hat Ernteeinbussen zur Folge - nach Schätzungen der Branchenorganisation Swiss Granum wird die Erntemenge 2023 unter dem Niveau des Vorjahres liegen.
Da die Herausforderungen für die Bauern in Bezug auf Schädlingsdruck und Wetterextreme immer schwieriger werden, ist es meiner Auffassung nach essentiell, dass die Schweiz das Vorsorgeprinzip wieder pragmatischer auf Basis einer Kosten-Nutzen-Analyse anwendet, wie andere Länder dies schon tun. Es braucht eine objektive Risikobewertung, und ob eine Technologie oder Produktkategorie politisch gerade en vogue ist oder nicht, darf dabei KEIN Entscheidungskriterium sein. In diesem Zusammenhang muss man sich auch klar vor Augen führen, dass mit der Einführung des Verbandsbeschwerderechtes die Einführung zukunftsweisender Technologien auf dem heimischen Markt grundsätzlich langsamer und schwieriger geworden ist. Pflanzenschutzmittel werden aus ideologischen Gründen pauschal an den Pranger gestellt, gleichzeitig werden neue Technologien wie das Genome Editing abgelehnt, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern könnten. Das ist nicht nur unglaubwürdig, sondern auch wissenschaftsfeindlich - es bremst die Innovation aus, die wir nicht nur in der Landwirtschaft so dringend benötigen.
Geduld bringt Rosen - oder vielfältige Lebensräume.
1 JahrUii, der Syngenta gehen die Möglichkeiten zum Geld verdienen aus… wir hatten eine schöne Ernte, weil wir viel später gepflanzt haben und es dann geregnet hat… (raus genommenhaben wir sie von Hand, für einen vollernter wärs zu nass gewesen); achja: biodynamischer Anbau😉
Expert Consultant
1 JahrC'est le cas pour les autres pays aussi Mais je pense que c'est une bonne chose De diminuer l'utilisation des pesticides . C'est une question de santé humaine.
Expert Consultant
1 JahrC'est le cas pour les autres pays aussi Mais je pense que c'est une bonne chose De diminuer l'utilisation des pesticides . C'est une question de santé humaine.
Nice one Till. Thanks for sharing!