Wertschöpfung – Eine 2,5 % Chance für mehr Nachhaltigkeit
Nur 2,5 % ist der Anteil Deutschlands am weltweiten CO2 Ausstoß. Das ist das Totschlag-Argument der NVs, der Nachhaltigkeits-Verweigerer, um nachhaltiges Denken ins Lächerliche beziehungsweise in die Belanglosigkeit zu ziehen. Das einschlägige Argument ist, wir Deutschen könnten mit diesem geringen Anteil am C02 Gesamtvolumen ja eh nichts ändern und es somit gleich bleiben lassen. Lieber NV, das ist zu einsilbig gedacht. Ich möchte überhaupt nicht von unserer Vorreiterrolle oder Leuchtturmfunktion sprechen. Nein, es geht darum dass wir Einfluss haben. Einfluss auf unsere Wertschöpfung.
Warum 2,5 % so wichtig sind für unsere Welt
Unsere Wertschöpfung kauft meist global ein. Unsere Wirtschaft kauft Produkte und Dienstleistungen in China, Korea, Vietnam, Indien, Bangladesh, wo auch immer ein. Überall auf der Welt haben wir damit auf unsere Lieferkette >> Einfluss und unter anderem natürlich auch auf den C02-Ausstoß. Deshalb, weil das Endprodukt oft in Industrieländer an Endkunden verkauft wird. Industrienationen haben somit Einfluss. Mächtigen Einfluss. Wenn Unternehmen nachhaltige Lieferketten einfordern dann sind die 2,5 % auch für Deutschland sehr viel wert.
Ziel jedes Unternehmens muss es sein, die vorgelagerte Wertschöpfung wahrzunehmen und nachhaltige Lieferanten auszuwählen beziehungsweise sie entsprechend zu beeinflussen. Jedes Unternehmen kann sich aktiv mit Problemstellungen eingekaufter Produkte und Dienstleistungen auseinandersetzen und soziale und ökologische Folgewirkungen durch eigene Maßnahmen reduzieren. Warum dieser Artikel? Bei meinen Vorträgen kommt das genannte Argument oft. Deutschlands sei doch zu klein im globalen Vergleich und könnte nichts bewirkten. Es nervt und es ist falsch. In meinen Augen gibt es drei Impulsfragen, die wir diskutieren müssen. Welche wesentlichen Produkte und Dienstleistungen werden seitens des Unternehmens bezogen? Welche sozialen und ökologischen Risiken werden in der gesamten Lieferkette systematisch evaluiert? Welcher Anteil der Güter und Dienstleistungen erfolgt unter Berücksichtigung sozialer ökologischer Kriterien?
Bei uns findet allerdings nur das übliche Gequatsche auf Facebook statt. Letztens habe ich dort einfordert, dass man über das übliche Reiseverhalten – also per Flieger in den Urlaub – nachdenken sollte. Es kommt die typische Antwort: Und der Strom für den Zug erzeugt man CO2-neutral? Gerade in Deutschland mit seinen Kohlekraftwerken? Diese Reaktionen kenne ich.
Wertschöpfung und Lieferkette betrachten und bewerten
Lassen Sie uns Wirtschaftszweige betrachten. Produktionsunternehmen, Handel- und der Dienstleistungsbranche unterscheiden sich in Ihrer Lieferkette.
Produktionsunternehmen: Produktionsunternehmen sind oft durch eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten zur Beschaffung von Rohstoffe gekennzeichnet. Die Existenz von zertifizierten Produkten ist im Vergleich zum Endkonsumentenmarkt geringer und die Möglichkeiten zur Verbesserung je nach Rohstoff sehr unterschiedlich. Hier sind direkte Kooperationen bis hin zu Schulungen und Audits gefragt.
Handel- und Dienstleistungsbranche: Der Handel verfügt zumeist über ein breites Sortiment unterschiedlichster Produkte und bezieht diese meist von einer großen Anzahl an Lieferanten. Aufgrund dessen ist gerade für den Handel eine systematische Herangehensweise von sehr hoher Bedeutung. Oft kann bereits auf eine Vielzahl bestehender Zertifizierungsprozesse zurückgegriffen werden. Das typische Beschaffungswesen eines Dienstleistungsunternehmens und mögliche Orientierungspunkte sind Raumnutzung, Strom, Wärme, Reinigungs- und sonstige Personaldienstleistungen, IT-Services, Papierverbrauch und Fuhrpark. Hier ist meistens eine individuelle Herangehensweise zielführender.
Es geht nicht nur um den CO2-Ausstoß, es geht um Nachhaltigkeit mit allen Aspekten. Genau hier können nahezu alle Unternehmen über ihre Wertschöpfung viel tun. Auch für den CO2-Ausstoß. Die 2,5 % sind viel mehr Wert als und der eine oder andere uns glauben machen möchte.