Wie die Digitalisierung der Medizin die Behandlung verbessert
Ärztemangel, bürokratischer Aufwand und Überalterung der Gesellschaft führen dazu, dass den Medizinern immer weniger Zeit bleibt, um sich mit dem Patienten selbst auseinanderzusetzen. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag, wie die Digitalisierung der Medizin alleine schon durch die Online-Buchung von Terminen die Servicequalität entscheidend verbessern kann.
Eine relativ häufige Erkrankung, wie etwa eine Verkühlung, ärztlich behandeln zu lassen, bedeutet für den Patienten einen großen Aufwand. Der beginnt schon beim Organisieren eines Termins. Telefonisch sind die Arztpraxen in der Regel nur zu den Ordinationszeiten erreichbar. Gerade dann bleibt dem Personal aber oft kaum Zeit zu telefonieren, weil das Wartezimmer voll ist und die Patienten schon bei der Anmeldung Schlange stehen. Personen, die ob ihrer Konstitution oft einen Arzt aufsuchen, müssen sich mit diesem langwierigen Prozess ständig auseinander setzen.
Die in vielen anderen Branchen, wie etwa im Tourismus oder auch im Kulturbereich, seit Jahren übliche Online-Buchung kann gerade im Gesundheitswesen nicht nur zu einem besseren Kunden-, pardon Patientenerlebnis führen, sondern auch interne Prozesse der Arztpraxen selbst verkürzen. Diese Ersparnis würde dem Mediziner jedoch vor allem eines bringen: Mehr Zeit für seine Patienten.
Zentrale Buchungssysteme bieten 10 Vorteile
Bereits eine individuelle webbasierte Lösung einer Praxis hat sowohl für Patienten und Arztpraxen eine Reihe von Vorteile. Noch mehr Vorzüge bieten allerdings zentrale Online-Buchungssysteme, auf denen der User unter vielen verschiedenen Ärzten suchen kann:
- Die Patienten müssen sich zur Terminvereinbarung nicht an die Ordinationszeiten halten, sondern können diese rund um die Uhr vornehmen.
- Mit einem Reminderservice können die Patienten an ihre Termine per Mail oder SMS kurz zuvor erinnert werden. Eine solche Funktion ist besonders bei wiederkehrenden Kontroll-, Vorsorge oder auch Impfterminen praktisch, die nur einmal oder zweimal pro Jahr zu absolvieren sind
- Wenn Termine kurzfristig frei werden, können diese an Patienten, die sich online auf eine Warteliste eingetragen haben, neu vergeben werden.
- Wenn die Wartezeiten aufgrund von Notfällen länger als vorausgesehen ausfallen, können die Patienten via SMS verständigt werden. Notfalls lassen sich so auch Termine verschieben.
- Der Patient kann via Smartphone einen Arzttermin vereinbaren. Besonders praktisch ist diese Funktion dann, wenn sich der User nicht in seiner gewohnten Umgebung aufhält und keine Ahnung vom hiesigen Ärzteangebot hat. Etwa während eines Urlaubs oder einer Geschäftsreise.
- Ein Online-Kalender auf der Website einer Praxis zeigt dem Patienten die freien Termine, ohne dass dieser mit dem Personal in Kontakt treten muss.
- Ein solcher Kalender ist vom gesamten Personal einer Arztpraxis mobil und damit von überall aus einseh- und auch administrierbar.
- Noch während des Gesprächs mit dem Patienten kann der Arzt eine Überweisung an einen Facharztkollegen online buchen.
- Bei der Buchung des Termins kann der Patient bereits die Gründe für seinen Arztbesuch angeben. Diese Informationen können auch strukturiert - etwa mittels Fragebogen, abgefragt werden. Durch diese Vorabinformation kann der Arzt Zeit sparen und die Dauer des Termins im Vornherein abschätzen.
- Der Patient muss auf der Suche nach einem Termin nicht mehrere Arztpraxen telefonisch abklappern, sondern sieht, welcher Arzt in seiner Nähe Zeit für ihn hat.
Viele Anbieter rittern um Ärzte und Patienten
Anbieter solcher zentralen Terminplattformen gibt es bereits einige. Mednanny, ein Unternehmen, das seine Transaktionsplattform gemeinsam mit der Universität Wien und der FH Technikum Wien entwickelt hat, gilt in Österreich als Marktführer. Die Sozialversicherung der Selbständigen (SVA) nutzt etwa die Technologie von Mednanny, um ihren Versicherten und Vertragspartnern ein Online-Terminsverice anzubieten. Erst im November 2017 wurde Mednanny von der 2013 gegründeten Doctena aus Luxembourg übernommen. Über diese Plattform sind über 10.000 Ärzte in ganz Europa buchbar. Das Unternehmen bietet sein Leistungsspektrum in der gesamten D-A-CH-Region, sowie in Belgien, den Niederlanden und natürlich Luxemburg an. Das Doctena-Team weitet das Angebot dabei ständig aus. Kürzlich wurde etwa eine Funktion „digitales Wartezimmer“ in die Lösung integriert. Dabei kann das Praxisteam die Aufenthaltszeit und -dauer jedes einzelnen Patienten in Echtzeit vom Empfang bis zum Verlassen der Ordination nachverfolgen. Diese Daten dienen als Grundlage dafür, die Abläufe noch effizienter bzw. patientenfreundlicher zu gestalten.
Plattformökonomie: The winner takes it all
Ein ständiges Weiterentwickeln des Serviceangebots ist wohl auch nötig, um am Markt erfolgreich zu sein. Denn dieser ist bereits hart umkämpft und funktioniert nach der wichtigsten Regel der Plattformökonomie: The winner takes it all. Um die User stärker an sich zu binden, gehen nun einige dieser Buchungsplattformen dazu über, User personalisierte Dienste anzubieten, wenn sich diese registrieren. Bei Mednanny können registrierte User Services wie einen Impfpass, eine Familiengesundheitsmappe und einen Menstruationskalender nützen.
Ein weiterer großer Akteur ist etwa die französische Plattform Doctolib, die im vergangenen Jahr nach Deutschland expandierte. Das System von Doctolib verbindet die Online-Buchungsplattform mit einem Kalender-Tool für Ärzte. Die damit mögliche Disposition von Terminen in Echtzeit, die übrigens auch Mednanny bietet, hat das Unternehmen in Frankreich stark wachsen lassen. Ziel von Doctolib ist es jedenfalls, in Europa Marktführer zu werden. Derzeit sind über 30.000 Ärzten und Therapeuten auf Doctolib buchbar. Als Marktführer in Deutschland gilt wiederum Jameda. Auf dem Suchportal, übrigens ein Tochterunternehmen des Burda Verlages, sind 275.000 Ärzte eingetragen. Bei Jameda ist zwar auch eine Möglichkeit zur Online-Buchung vorhanden. Im Vordergrund stehen aber die Bewertungen der Ärzte durch die Patienten.
Starke Vorbehalte gegen Online-Sprechstunden
Bei der Digitalisierung der Medizin ist die Termindisposition oder auch die Bewertung von Ärzten freilich ein wichtiger, aber doch nur ein von vielen Aspekten. Die Möglichkeiten aber auch die Ängste und Gefahren steigen rapide an, wenn es um die Diagnosen geht. Das offenbart sich am Beispiel von DrEd. Die Patienten können sich dabei ihre Anliegen über Video, Telefon oder mittels Fragebogen an die Ärzte der Online-Praxis mit Sitz in London übermitteln. Die Mediziner entscheiden dann, ob eine Beratung, die Fortführung einer bestehenden Behandlung oder der Beginn einer neuen Behandlung medizinisch indiziert und telemedizinisch durchführbar ist. Wenn dies möglich ist, dann erhalten Patienten Behandlungshinweise in einem für sie eingerichteten Patientenkonto. Wenn ein Rezept ausgestellt wird, kann DrEd auf Wunsch des Patienten das Rezept direkt an eine Versandapotheke senden. Der Patient bezahlt die Sprechstunde und erhält eine Rechnung. DrEd will den Zugang zu einer medizinischen Versorgung erleichtern und die Versorgungslücken am Land schließen. In Österreich warnen Gesundheitsxperten jedenfalls vor der Nutzung solcher digitalen Sprechstunden.
Fazit: Wie die Digitalisierung der Medizin die Behandlung verbessert
Um einen Arzttermin zu bekommen, ist in Österreich nach wie vor ein Telefon und manchmal viel Geduld notwendig. Digitale Tools, die beim Anbieten und Organisieren von Terminen helfen, würden sowohl dem Patienten als auch den Ärzten viel Mühen und Plagen sparen. Letztendlich würde sich die Qualität der Behandlung auch schon allein dadurch erhöhen, dass sich der Mediziner durch die Zeitersparnis stärker dem Patienten und seinen Leiden widmen kann. Es gibt bereits zahlreiche webbasierte Lösungen, die ein Online-Buchung von Ärzten erlauben. Sie in den Praxisalltag zu integrieren, stellt für Ärzte keine allzu große Schwierigkeit dar. Gleichzeitig ist sie ein niederschwelliger Schritt, die eigene digitale Transformation zu beginnen.
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