Wie du deine Knie-OP gut meisterst: Erprobte Lifehacks
Fotos von Herz-Jesu Krankenhaus Wien, Unmittelbar vor und kurz nach meiner Knie-TEP-Operation

Wie du deine Knie-OP gut meisterst: Erprobte Lifehacks

Sobald der Termin für die Operation der neuen Knie-Teilprothese (TEP) feststeht, hat man als Patient*in viel zu tun. Damit du die Zeit gut einteilen kannst und nichts übersiehst, habe ich dir eine Checkliste mit den wichtigsten Aufgaben zusammengestellt. 

Warum ich das mache? 

Ich habe mich seit 2019 drei großen Operationen unterzogen: beide Hüftgelenke wurden ausgetauscht und zuletzt bekam ich eine neue Kniegelenks-Prothese. Ich habe also schon viel Erfahrung gesammelt, die ich gerne weitergebe. 

A) Organisation vor der OP: Deine Checkliste 

Schon im Vorfeld der Operation gibt es eine Menge Dinge zu beachten und zu organisieren, damit alles gut und entspannt abläuft.  

1. Unterlagen für das Krankenhaus 

Um den Aufnahme-Prozess möglichst kurz und effizient zu gestalten, fordern die meisten Kliniken von ihren Patient*innen, dass sie folgende Untersuchungsergebnisse mitbringen: 

  • Blutbild
  • EKG 

Die Untersuchungsergebnisse dürfen nicht älter als 14 Tage sein. Dafür wendet man sich am besten an den Hausarzt bzw. einen niedergelassene*n Ärztin/Arzt.  

2. Allergietest 

Die künstlichen Teilprothesen bestehen aus Keramik, speziellen Kunststoffen oder Metallverbindungen. Diese können auch Nickel enthalten. 

Sollte Verdacht auf eine Nickelunverträglichkeit bestehen, dann besprich das so schnell wie möglich mit dem behandelnden Arzt. Entsprechende Tests in spezialisierten Allergie-Ambulatorien können Klarheit bringen. Allerdings sind diese Allergieambulatorien oft sehr überlaufen. Du musst mit längeren Wartezeiten für die Abklärung rechnen. Auch dauert es mehrere Tage, bis du ein Ergebnis für die Tests bekommst. Daher Achtung: Rechne unbedingt mit längeren Wartezeiten für die Abklärung. Es dauert auch mehrere Tage, bis du ein Ergebnis für die Tests bekommst.  

3. Termine für die Physiotherapie 

Meist muss man einige Wochen warten, bis man Platz für die mehrwöchige Reha in einer Spezial-Einrichtung bekommt. Diese Zeit sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Physiotherapeut*innen oder spezielle Ordinationen für Physikalische Medizin sind nach dem Spitalsaufenthalt eine wichtige Stütze, um möglichst rasch zu genesen. Doch auch hier gilt: Termine sind heiß begehrt und man muss oft mit langen Wartezeiten rechnen.  

Gute Organisation ist hier die beste Vorbeugung. Such dir schon vor der Operation eine*n Expertin/Experten und nimm Kontakt auf. Gemeinsam könnt ihr auf diese Weise einen Therapieplan erstellen, der deine Therapie nach deinem Spitalsaufenthalt nahtlos weiterführt. 

4. Pediküre / Maniküre 

Während der Operation dürfen deiner Finger- und Zehennägel nicht lackiert sein. Gönn dir daher ein paar Tage vorher etwas Gutes und geh zum Profi. Das ist angenehmer als sich einfach nur die Farbe von den Nägeln runter zu rubbeln. Außerdem wird die Pflege der Zehennägel nach der OP ohnehin für einige Wochen schwierig bis unmöglich. Da es ist besser, sie sich vorher schön machen zu lassen. 

5. Zahnarzt 

Vor einer geplanten Knieprothesen-Operation solltest du zum Zahnarzt gehen. Damit stellst du sicher, dass du keine beherdeten bzw. entzündete Zähne hast. Etwaige Entzündungen müssen vor der Operation unbedingt behandelt werden, damit keine Bakterien in die Blutbahn gelangen. 

Das würde einerseits das Immunsystem und den Körper schwächen. Andererseits können sich die Bakterien nach der Operation im künstlichen Kniegelenk ablagern und sich dort vermehren. Das wiederum könnte eine Infektion im neuen künstlichen Kniegelenk auslösen.  

6. Mundhygiene 

Viele Patientinnen und Patienten bekommen nach einer Operation Fieberblasen oder Aphten, weil das Immunsystem geschwächt ist. Die besten Prohylaxe ist eine besonders genaue Mundhygiene vor und nach der Operation. Regelmäßige Spülungen mit einer desinfizierenden Lösung (z.B. Chlorhexamed ®) reduzieren deutlich die Keimzahl im Mund und damit das Infektionsrisiko.  

7. Organisation des Alltags 

Nach einer Knie-TEP ist man zwar relativ schnell wieder auf den Beinen – man ist aber noch lange nicht voll leistungsfähig und vor allem noch länger unsicher auf den Beinen. Am besten organisierst du schon vor der OP, deinen Alltag: 

# Wie ist dein Bad ausgestattet? Wenn du zum Duschen nur eine Badewanne zu Hause hast, brauchst du Unterstützung. Es wird schwierig und ist vor allem gefährlich, mit dem operierten Bein in die Badewanne zu steigen. Hier schafft ein sogenanntes Duschbrett Abhilfe. Du bekommst das bei Bandagisten. Auch eine rutschfeste Badematte solltest du dir organisieren

# Wer unterstützt dich bei den täglichen Dingen? Socken oder gar den Stützstrumpf anziehen, ist in den ersten Wochen alleine nicht möglich. Kochen wird zur Herausforderung und ist für das wackelige Knie auch nicht ungefährlich. Organisiere vor der Operation, wer dich bei diesen alltäglichen Dingen unterstützt. 

# Besorge dir schon vor der Operation deine Lieblingsbücher. Alles was du immer schon lesen willst: die Zeit nach der Operation bietet dir die Gelegenheit dazu.

# Viele hilfreiche Tipps für die Vorbereitung deiner Wohnung und eine  übersichtliche Checkliste der Dinge, die du für deinen Klinik-Aufenthalt einpacken solltest, findest du in einer Broschüre des Wiener Herz-Jesu Krankenhauses:

In diesem Video erzähle ich, wie ich die Operation für meine neue Knie-Prothese erlebt habe:


B) Tipps für die Zeit nach der Operation 

In den ersten Wochen nach der Operation erscheinen vielen Patientinnen und Patienten die Übungen der Physiotherapie als sehr banal. Bitte lass dich davon nicht täuschen. Ja, die Übungen sind banal. Aber sie sind wirksam, wenn man sie wirklich regelmäßig und konsequent macht.  

# Daher: Bleib dran. Konsequenz macht sich bezahlt.  

Genauso wie einen Termin beim Arzt oder wie berufliche Termine habe ich mir nach den Operationen zwei bis drei Mal pro Tag einen Therapie-Termin eingeplant. Die Übungen dauern nur ein paar Minuten, belohnen dich aber jeden Tag mit schönen Fortschritten.

Für die Ehrgeizigen unter euch: ein paar Wochen nach der Operation folgen neue Übungen, die durchaus anstrengend sind. Wichtig ist, sie unter Anleitung von Profis zu machen.

# Echte Heldinnen und Helden kennen ihre Grenzen 

Die moderne Medizin macht es möglich, dass man sich nach einer Knie- oder Hüft-Operation sehr schnell wieder fit fühlt. Der Nachteil dabei ist, dass manche sich und ihrem Körper zu früh zu viel zumuten. 

Da gibt es solche, die meinen, dass sie nur zwei Wochen nach der OP schon wieder den Rasen mähen können. Andere sehen kein Problem darin, kurz nach der OP wieder Auto zu fahren. Das ist nicht gut. Die Implantation einer Knieprothese ist ein großer Eingriff. Dein Körper muss für den Heilprozess auf Hochtouren arbeiten!

Ein neues Auto soll man auf den ersten 1000 Kilometern auch besonders schonend fahren. Das gleiche gilt für eine neue Prothese. Auch wenn sie keine großen Schmerzen verursacht, muss man dem Körper Zeit geben, dass alles gut verwächst und heilt.  Mutet man sich zu früh zu viel zu, dann hilft auch die modernste Medizin nicht. Man riskiert nur Probleme mit der Prothese. Die Folge können Komplikationen sein, die lange und mühsam kuriert werden müssen.  

# Implantatausweis oder Implantatpass

Nach Implantation einer Knie- oder Hüftprothese bekommt man einen Implantatausweis bzw. Implantatpass. Das dient deiner Sicherheit, denn darin sind die entscheidenden Informationen wie etwa Art des Implantats, Hersteller, etc. beschrieben. Ärzt*innen brauchen diese Infos, um zum Beispiel bei nötigen MRT-Untersuchungen die entsprechenden Vorkehrungen treffen zu können. Außerdem solltest du bei Flugreisen den Ausweis immer dabei haben, denn die Metalldetektoren der Sicherheitskontrolle könnten auf dein Implantat reagieren. Da ist es gut, wenn du den Sicherheitsbeamt*innen nachweisen kannst, dass du ein Implantat hast.

Praktisch: In Österreich und in der Schweiz können medizinische Implantate im Reisepass eingetragen werden. Für Deutschland konnte ich keine entsprechenden Hinweise finden.

Sich rechtzeitig vor der Operation mit dem Thema ausführlich zu beschäftigen, zahlt sich auf jeden Fall aus.

  1. Man stellt sich geistig auf den Eingriff ein - das ist schon ein erster Beitrag zur Angst-Bewältigung.
  2. Wenn man die Zeit nutzt, um alles für die OP und die erste Zeit danach zu organisieren, erspart man sich viel Zeit, viele Nerven und ist schneller wieder auf den Beinen.

Ich habe in diesem Beitrag meine Erfahrungen aus den vergangenen drei Operationen gesammelt und weiter gegeben. Mein Ziel ist es, dass ihr euch damit so manche meiner Aufregungen ersparen könnt.

Was hat dir nach einer Operation besonders geholfen? Fehlen hier noch Tipps, die ich ergänzen kann?

Lass es mich wissen, damit wir gemeinsam die Vorbereitungsliste für alle, die eine Operation noch vor sich haben, verbessern können.

Hier findet du noch weitere hilfreiche Informationen über die Organisation bei dir zu Hause und die wichtigsten Übungen nach einer Knie-TEP-Operation:


Allgemeine Fragen rund um die Knie-Endoprothesen-Operation beantwortet Dr. Conrad Anderl vom Ordensklinikum Linz


Claudia Schanza

Als Journalistin, Moderatorin und Medientrainerin mag ich die Abwechslung. Stets auf der Suche nach jungen Talenten für die Medienakademie an der Universität Liechtenstein.

2 Jahre

Sehr wertvolle Tipps, die dringend verbreitet werden sollten!

Anna Koschinski

Erfolgreich bloggen | kreativ und strukturiert schreiben | Leser gezielt ansprechen

2 Jahre

Ich hatte ja noch nie so eine OP, aber es ist wirklich spannend, woran man so denken muss oder kann, um es sich leichter zu machen. Super Zusammenstellung, liebe Annemarie! Erinnert mich ein bisschen an die Checkliste für die Geburt, die man so abarbeitet, um nicht blöd dazustehen. Sehr hilfreich :)

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