Wie Elon Musk Twitter beerdigt
Mit der Uebernahme durch Elon Musk ist Twitter auf dem besten Wege seine toxische Kultur nicht nur zu verstaerken, sondern zum Mantra zu erklaeren. Ein emotionaler Rant
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Anmerkung: Den begleitenden Podcast, der viele weitere Statements beinhaltet, koennt ihr direkt im Browser, aber auch auf diversen Plattformen wie u.a.
Uebrigens koennt ihr die “Tonspur” dort bewerten und wenn ihr meine Monologe via Apple konsumiert, dann freue ich mich auch ueber ein persoenliches Feedback auf der Plattform. Danke!
Dieser Newsletter wurde bereits im April ausserhalb von LinkedIn veroeffentlicht. Inzwischen hat Elon Musk bekanntgegeben, dass der Deal geplatzt sei und das bedeutete auch fuer mich, dass ich mein Twitter-Konto wieder reaktiviert habe!
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Bye Twitter!
Das wird jetzt hier keine leichte Nummer fuer mich und duerfte die Schnittmenge zwischen einem emotionalen Farewell und einem fundamentalen Rant (ueber einen der groessten Bullys des Netzes) voellig neu definieren. Es wird polemisch, es wird persoenlich, aber letztendlich wird es vor allen Dingen ein Abgesang auf eine Idee und Vision, die nur Verlierer:innen hinterlaesst. Und genau das ist das Problem unserer Zeit und wie sich unser romantisch verklaerte Blick auf das Netz als ein best case scenario-Traum entpuppt, der von denen zerstoert wird, die all das hassen was wir lieben. Freie Netze, freier Zugriff auf Informationen, Mitgefuehl und Toleranz, demokratische Systeme und Strukturen, aber vor allen Dingen auch Respekt.
Mit der Veroeffentlichung dieses Newsletters und Podcasts werde ich nach auf den Monat genau 14 Jahren und ueber 123 000 Tweets (mein Gott ne, was ne Zahl) die Plattform verlassen, die mein wichtigster Distributions-, News-, Kontakt- und ganz klar auch Freund:innen-Kanal war… ne, auch immer bleiben wird. Nur ich kann dort einfach keine Inhalte mehr bereitstellen.
Das ist nicht nur irgendein Netzwerk fuer mich, sondern war lange Zeit auch eine Plattform auf der ich mein “Geek sein” ausleben konnte, da sie Anfangs natuerlich vor allen Dingen technikaffine User:innen anzog. Ich hatte eines der ersten verifizierten Accounts in Deutschland, mich mehrfach mit diversen Mitarbeiter:innen getroffen und ausgetauscht, Jack Dorsey in seinen Anfaengen auf der Le Web kennengelernt.. ker ich hab mir sogar Sessions auf der SXSW mit der Designerin des Twitter-Wals gegeben, falls den ueberhaupt noch jemand kennt!
Twitter war die erste und letzte App, die ich an einem ganz normalen Tag oeffnete, bespielte und ja, vielleicht ist das auch ehrlich gesagt dann genau der Moment wo du dir sagen musst: sag mal… ist noch alles ok mit dir?
Ja, ist es. Wahrscheinlich geht es mir inzwischen, trotz all der Frustration ueber die Tatsache, dass ein durchgeknallter Milliardaer die Plattform kauft, die er immer wieder dazu nutzte um andere User:innen zu beleidigen, diskreditieren und seiner Kultisten-Armee zum Frass vorzuwerfen, besser. Und damit kann ich die Emo-Klammer wirklich schon schliessen, denn der Traum von dem zuvor beschriebenen Netz der Empathie ist geplatzt und zwar mit dem groessten Knall, den man sich ueberhaupt vorstellen kann.
Elon Musk is evil
So, da ist es raus. Als wuerde man mir diese Position nicht schon seit vielen Jahren unterstellen koennen (und die meisten machen das ja auch), aber nie war es es offensichtlicher, dass Musk nicht nur irgendein exzentrischer Giga-Reicher ist, sondern einer der sich rechten Verschwoerungstheorien genuesslich entgegenwirft.
Was an dieser Konversation schlimm sein soll? Cernovich war einer der groessten Multiplikatoren von Pizzagate, also der Verschwoerungstheorie, dass Hillary Clinton unter einer Washingtoner Pizzeria Kinder schlachtet! Jau, die gleiche Story die nun der gute Xavier Naidoo so gar nicht mehr glauben moechte. Fuer Musk kein Problem!
Wer Musk kritisiert oder ihm im Wege steht, der hat ein Problem. Bodyshaming fuer Bill Gates, Lebensretter “Pedo” nennen, vom bereits erfolgten Ableben Bernie Sanders ausgehen, Twitter Mitarbeiter:innen seinen Mob auf den Hals hetzen, Justin Trudeau mit Hitler vergleichen, darauf besteht kritische Anwaelte zu feuern und immer mal wieder gerne Frauen ihre Kompetenz absprechen! Alleine ueber seine A*******-Moves koennte ich ein ganzes Buch schreiben. Da muss ich nicht erst erklaeren, dass er den groessten Security Fraud in der Geschichte der USA begangen hat und dafuer Twitter als Plattform nutzte. Auch die Art und Weise wie er die Twitter-Anteile uebernahm zeigt, dass fuer ihn Regeln und Gesetze nicht gelten… aber das habe ich ja bereits vor einigen Wochen ausfuehrlicher beschrieben.
It’s a match
Eigentlich muessen wir uns eingestehen, dass Musk perfekt zu Twitter passt! Twitter hat ein fundamentales Problem mit Desinformation und Fake-News. Von Werbekampagnen der Klimaleugner:innen bis hin zu den diversen Covid-Positionen und Schwurbeleien. Zu letzteren passt Musk ja perfekt:Da kann man sich auch mal den Titel der Space Karen abholen, den er sich durch eine Wissenschaftlerin eingefangen hat, die es einfach leid war seine Covid-Verschwoerungstheorien zu ertragen!
Twitter hat aber auch ein Rassismus-Problem… wie Tesla! Ist dadurch Musk automatisch ein Rassist? Gott bewahre… das will ich nicht einmal ansatzweise behaupten. Aber wer extreme Trumpisten feiert, die versuchen ein gesamtes Land in Schockstarre zu versetzen, der spielt zumindest nicht nur mit den Zuendhoelzern:
und jetzt mag man sich langsam gar nicht mehr ausmalen wollen wie der Mann Twitter veraendern moechte, der persoenlich so ziemlich das duennhaeutigste Individuum auf dieser Plattform ist… also wenn es um freie Meiungsaeusserung geht:
Empfohlen von LinkedIn
Twitter braucht nicht weniger, sondern mehr Kontrolle innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen… die bisherigen Versuche sind eher “geht so erfolgreich” und das fiel nicht nur Amnesty International auf.
So what?
Jetzt koennen wir doch einfach sagen… ja und? Lass ihn doch machen! Nein, Musk ist einfach nur der Posterboy dieses Wahnsinns. Wir haben diese Entwicklungen zugelassen und ein Internet geschaffen, welches von Milliardaeren und Tech-Bros kontrolliert wird! Mehr noch… wir fuettern es tagtaeglich und prostituieren uns bereitwillig, um die kostenlosen Services nutzen zu koennen!
Twitter, Facebook und Co haben unsere Gesellschaft radikalisiert und verdammt noch einmal… Twitter hat dabei (wie Musk) eine Historie des Wahnsinns!
Und jetzt kommt da ein Elon Musk um die Ecke, der den “Honeypot for Assholes” zum ueberlaufen bringen moechte… als “Free Speech Absolutist”, der in der Uiguren-Region Chinas einen Tesla-Store eroeffnen laesst! Also genau dort, wo Menschen fuer ihre Sprache in Umerziehungslagern landen.
Photo by Hello I'm Nik on Unsplash
Feingedrucktes
Quetscho Gonzales… nach dieser emotionalen Twitter-Story heisst es erstmal wieder runterkommen. Ob die Tatsache, dass die groesste Kryptoboerse der Welt mal eben ein Hakenkreuz Emoji auf Twitter postete dabei hilft… ich bin mir da noch nicht so sicher. Angenehmer ist es da schon zu erfahren, dass Barack Obama sich fuer den Kampf gegen Desinformationen einsetzt, um dann gleich auch noch bekanntzugeben, dass der Podcast mit seiner Frau doch nun Spotify verlaesst. Warum? It’s all about the Benjamins, stupid!
Wobei manchmal koennen das ja Affen sein, die inzwischen von den Affen gestohlen werden die glauben, dass Affen richtig wertvoll sind. Wenn wir mal davon ausgehen, dass ein Weiterverkauf schwerlich moeglich ist, haben sie letztendlich damit den ganzen NFT-Wahnsinn perfekt erklaert: die bleiben jetzt einfach in der Wallet der Scammer, bis diese dann selbst Opfer eines derartigen Scams werden!
“Kreislauf weissu” wobei… es gibt ja nun auch Musik-NFTs und die duerften wohl so ziemlich die bescheuertste Idee seit der Erfindung von DAT-Tapes sein! Ker kauft euch ne CD oder Vinyl! Da geht in dieser Woche ja fast unter, dass nun ein Tausendfuessler nach Taylor Swift benannt wurde und Victoria Secrets ein maennliches Model im Portfolio der Catwalk-Schoenheiten auffaehrt, oder?
Bleibt final die Frage, warum die ultimative Aussteiger:innen-Community der “Van Lifer” offensichtlich doch nicht den Stein der Weisen darstellt und wieso Saudis einfach nicht arbeiten muessen?
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Und sonst so…?
Ihr habt es gemerkt… es ist eine besondere Ausgabe von MeTacheles. Lang, weniger divers, dafuer aber persoenlicher. Aber es muss ja raus, denn schliesslich markiert das hier eine Zeitenwende in meinem digitalen Leben!
Passt auf euch auf und bleibt gesund!
Chief Financial Officer Mercedes-Benz UK
2 JahreAuf den Punkt gebracht. Danke, Sascha.
C-Level | Entrepreneur | Interim
2 JahreElon Musk hat Twitter genutzt wie Donald Trump und es damit einfach auch missbraucht. Zur Manipulation, zur Bereicherung und für die Herrschaft über das eigene Narrativ.
Unternehmer, Gründer und CEO der mpcg | Leadership | Organisationsentwicklung | Prozess- & Vertriebsoptimierung
2 JahreNail. On. Head. Sehr Sympathisch Sascha Pallenberg 潘賞世, Endlich mal ein differenziertes Bild über EM hier auf LI, das ich absolut teile.
Expertin für KI-Lernen & Transformation | Senior Managerin @ Axel Springer Academy | Führungskräfte und Teams für die Zukunft befähigen
2 JahreDeine Argumente zeigen, dass Twitter schon vor Musk eine toxische Keimzelle war. Warum jetzt erst der Plattform den Rücken kehren? Und: geht das überhaubt, wirst du nicht spätestens beruflich immer wieder zurückkehren?