Wie Self-Sovereign Identity helfen kann das Internet für unsere Kinder sicherer zu machen
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Wie Self-Sovereign Identity helfen kann das Internet für unsere Kinder sicherer zu machen

Das Internet ist zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden und verbindet uns mit einer Fülle von Informationen und Ressourcen. Diese Bequemlichkeit bringt jedoch auch die Verantwortung mit sich, unsere Kinder online zu schützen. Das Schweizer Parlament hat kürzlich ein neues Gesetz verabschiedet, das sicherstellen soll, dass Jugendliche besser vor Glücksspiel, Sex und Gewalt im Internet geschützt sind (Radiobeitrag SRF anhören). Das Gesetz sieht vor, dass Anbieter von Websites und Apps das Alter ihrer Nutzerinnen und Nutzer überprüfen müssen, um zu verhindern, dass Minderjährige auf ungeeignete Inhalte zugreifen. Der Widerstand gegen das vorgeschlagene Gesetz wächst, denn es gibt Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Möglichkeit, dass grosse Technologieunternehmen das System zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen. Dies wirft eine wichtige Frage auf: Wie können Anbieter das Alter ihrer Kunden überprüfen, ohne den Datenschutz zu gefährden?

Eine Lösung, die ich für diesen Fall für geeignet halte, ist die Verwendung der Self-Sovereign Identity (SSI). In diesem Blog-Beitrag werde ich die derzeitige Lösung der Altersüberprüfung im Internet untersuchen und darlegen, wie SSI als Lösung zum Schutz von Kindern bei gleichzeitiger Wahrung ihrer Privatsphäre eingesetzt werden könnte.

Zuverlässig, vertrauenswürdig und andere Anforderungen an eine Online-Lösung zur Altersverifizierung

Es ist wichtig, die Anforderungen zu berücksichtigen, die jede Lösung für den Online-Kinderschutz erfüllen muss. In erster Linie muss jede Lösung dem neuen Schweizer Gesetz zum Schutz von Kindern im Internet entsprechen. Das bedeutet, dass jede Lösung unter Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen entwickelt werden muss, um sicherzustellen, dass sie die relevanten Standards für den Kinderschutz erfüllt. Darüber hinaus muss jede Lösung zuverlässig und vertrauenswürdig sein und eine genaue und sichere Altersverifizierung bieten, um zu verhindern, dass Minderjährige auf ungeeignete Inhalte zugreifen. Auch der Schutz der Privatsphäre der Nutzer ist ein wichtiger Aspekt. So möchten manche Nutzer ihre Ausweisdaten nicht an Websites für Erwachseneninhalt weitergeben, die ihre Daten möglicherweise speichern oder ihre Anmeldedaten an andere Verifizierungsdienste weitergeben. Daher muss jede Lösung die Privatsphäre der Nutzer respektieren. Und schliesslich muss jede Lösung in Echtzeit funktionieren, um sicherzustellen, dass es keine Verzögerungen im Verifizierungsprozess gibt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ideale Lösung für den Online-Kinderschutz mit dem neuen Schweizer Gesetz übereinstimmen, zuverlässig und vertrauenswürdig sein, die Privatsphäre der Benutzer respektieren und synchron in Echtzeit funktionieren sollte.

Die aktuelle Lösung für Altersverifikation und Kinderschutz

Der Schutz von Minderjährigen im Internet ist ein komplexes Thema, bei dem verschiedene Strategien eingesetzt werden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Altersüberprüfung, elterliche Kontrolle, Inhaltsfilter und Identitätsüberprüfung sind nur einige Beispiele für die verwendeten Lösungen. Jede dieser Strategien hat jedoch ihre eigenen Grenzen und Nachteile. Schauen wir uns die einzelnen Lösungen genauer an und bewerten wir ihre Wirksamkeit.

  1. Altersüberprüfung: Eine gängige Strategie, die aber leicht umgangen werden kann Eine Strategie, die von Schweizer Website-Betreibern angewandt wird, ist die Altersverifizierung, bei der die Benutzer ihr Geburtsdatum oder andere persönliche Daten eingeben müssen, um ihr Alter zu verifizieren, bevor sie auf die Website zugreifen können. Diese Methode kann jedoch leicht von Kindern mit gefälschten Informationen umgangen werden. Die Altersüberprüfung mag zwar eine einfache und weit verbreitete Strategie sein, aber sie stellt kein zuverlässiges Mittel zur Altersüberprüfung dar. Dies wirft Bedenken hinsichtlich der Einhaltung des neuen Schweizer Gesetzes zum Schutz von Kindern im Internet auf.
  2. Kreditkartenverifizierung: Unpopulär und unverhältnismässig Während einige Schweizer Website-Betreiber die Methode anwenden, von den Besuchern die Eingabe einer gültigen Kreditkartennummer als Mittel zur Altersverifizierung zu verlangen, hat diese Lösung ihre Nachteile. Obwohl sie theoretisch funktioniert, ist sie aus zwei offensichtlichen Gründen nicht sehr beliebt. Erstens zögern die Nutzer oft, ihre Kreditkartendaten anzugeben, nur um Zugang zu einer Website zu erhalten, da dies unverhältnismässig erscheint und Bedenken hinsichtlich der Verwendung ihrer Daten durch die Website-Betreiber aufkommen lässt. Ausserdem äussern Nutzer im Website ihren Frust, das längst nicht alle Kreditkarten akzeptiert werden. Zweitens könnten Kinder leicht Zugang zu den Kreditkarten ihrer Eltern erhalten, so dass diese Methode unwirksam ist, wenn es darum geht, Minderjährige am Zugriff auf altersbeschränkte Inhalte zu hindern.
  3. Identitätsüberprüfung: Eine sichere, aber in die Privatsphäre eingreifende Massnahme Die Abfrage der Reisepass- oder Personalausweisnummer eines Nutzers zur Überprüfung seines Alters ist zwar sehr zuverlässig, kann aber als Eingriff in die Privatsphäre angesehen werden. Die Nutzer fühlen sich möglicherweise unwohl, wenn sie solche sensiblen Informationen an Websites weitergeben, die eine Altersverifizierung verlangen, was Bedenken hinsichtlich eines möglichen Missbrauchs ihrer Daten weckt. Darüber hinaus erfordert diese Methode strenge Sicherheitsmassnahmen seitens des Website-Betreibers, um zu gewährleisten, dass die Nutzerdaten vor möglichen Datenschutzverletzungen oder anderen Sicherheitslücken geschützt sind.

Self-Sovereign Identity: Eine vielversprechende Lösung

Was ist SSI?

Self-Sovereign Identity (SSI) ist eine Technologie, die es Einzelpersonen ermöglicht, ihre eigene digitale Identität zu kontrollieren. Um eine digitale Identität zu erstellen, muss der Einzelne in der Regel seine persönlichen Daten wie Name und Geburtsdatum verifizieren oder seinen Personalausweis einscannen, und zwar durch eine vertrauenswürdige Drittpartei. In der Schweiz wird eine Regierungsbehörde voraussichtlich eine digitale Identitätskarte, die sogenannte e-ID, ausstellen. Diese Informationen, die als Verifiable Credentitals (VCs) bezeichnet werden, werden dann in einer sicheren digitalen Brieftasche (”Wallet” genannt), einer Smartphone-App, gespeichert, die von der Person kontrolliert wird. Die Wallet dient als Container für die e-ID der Person, die damit auf Websites und Anwendungen zugreifen kann, die eine Altersverifizierung erfordern.

Schutz der Privatsphäre bei der Online-Identitätsüberprüfung

Wenn eine Person ihr Alter auf einer Website verifizieren muss, kann sie einfach ihre e-ID verwenden, die sich in ihrer Wallet befindet, um ihre Identität zu beweisen. Die Website kann dann das Alter der Person überprüfen, ohne zunächst private Informationen wie den Namen oder das Geburtsdatum speichern zu müssen und ohne das Geburtsdatum zu kennen. Alles, was die Website weiss, ist, ob der Besucher älter als 18 Jahre ist. Dies wird als Zero Knowledge Proof (ZKP) bezeichnet und trägt dazu bei, die Privatsphäre des Einzelnen zu schützen, da seine persönlichen Daten nur auf einer Need-to-know-Basis weitergegeben werden.

Swiss Digital Identity Law: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Das abgelehnte e-ID-Gesetz von 2021

Im Jahr 2021 wurde in der Schweiz ein Gesetz vorgeschlagen, das die Einführung einer eidgenössisch anerkannten elektronischen Identität (e-ID) für Schweizer Bürger vorsah. Das Gesetz wurde jedoch von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern mit rund 64% Nein-Stimmen abgelehnt, wie in einem SRF-Beitrag berichtet wird. Die e-ID hätte es den Bürgern ermöglicht, auf Online-Dienste zuzugreifen, wie z.B. die Eröffnung eines Bankkontos, die Unterzeichnung von Verträgen oder den Zugang zu Behördendiensten, und wäre von privaten, von der Regierung genehmigten Unternehmen ausgestellt und verwaltet worden.

Der neue Vorschlag für eine staatlich ausgestellte digitale Identität

Vor kurzem ging ein neues Gesetz im Jahr 2022 in die Vernehmlassung, und die erste Analyse hat gezeigt, dass die vorgeschlagene Rollenteilung, bei der der Staat anstelle von Privatunternehmen die e-ID ausstellt und die SSI-Infrastruktur betreibt, auf breite Zustimmung stösst. Mit weiteren Informationen ist im Sommer 2023 zu rechnen, eine Abstimmung wird frühestens 2025 erwartet. Es ist also zu hoffen, dass die Bürgerinnen und Bürger bald eine e-ID ausstellen können und die Betreiber von Websites eine SSI-basierte Altersüberprüfung nutzen können, um ihrer Pflicht zum Schutz von Kindern unter Wahrung ihrer Privatsphäre nachzukommen.

Grundprinzipien für eine starke Schweizer e-ID

Es gibt wichtige Merkmale, die ein neuer Ansatz für die digitale Identität in der Schweiz aufweisen sollte: Die Sicherheit sollte im Vordergrund stehen, mit Massnahmen, die persönliche Daten vor unberechtigtem Zugriff oder Missbrauch schützen. Auch die Privatsphäre sollte respektiert werden, indem nur notwendige und verhältnismässige Personendaten gesammelt und verwendet werden. Interoperabilität ist wichtig, damit die e-ID nahtlos über verschiedene Dienste, Plattformen und Länder hinweg verwendet werden kann. Die Nutzerkontrolle sollte ebenfalls im Vordergrund stehen, damit die Nutzer ihre eigenen Daten verwalten und kontrollieren können, wie sie weitergegeben und verwendet werden. Und schliesslich ist die Inklusivität von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass das Ökosystem für jeden zugänglich ist, unabhängig von sozioökonomischem Status, Alter, Geschlecht oder anderen Faktoren.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Schutz von Kindern im Internet nach wie vor eine Herausforderung darstellt, da sich die Technologie und das Internet ständig weiterentwickeln, der Zugang zu ungeeigneten Inhalten leicht möglich ist und das Internet anonym ist. Zwar sind Altersüberprüfung, Kreditkartecheck und ID-Check gängige Strategien, die von Schweizer Website-Betreibern eingesetzt werden, doch haben sie ihre Grenzen und können umgangen werden. Self-Sovereign Identity (SSI) bietet eine vielversprechende Lösung, indem sie Kindern und Jugendlichen mehr Kontrolle über ihre eigene Online-Identität gibt und gleichzeitig den Website-Betreibern eine zuverlässige Möglichkeit bietet, das Alter der Benutzer sofort zu überprüfen. Daher empfehle ich der Regierung und den Bundesräten, SSI als eine praktikable Lösung in ihren Bemühungen um den Schutz von Kindern im Internet in Betracht zu ziehen.

Dario Garrapa

.NET Software Developer / Eidg. Dipl. Web Project Manager

1 Jahr

Eindrücklich, dass wir in der Schweiz immer noch nicht so weit sind, aber wenn die e-ID vom Staat ausgestellt wird, bin ich zuversichtlich, dass die Akzeptanz breit sein wird. Italien hat’s auch schon geschafft, siehe https://www.spid.gov.it/de/was-ist-spid/

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