Wie sind deutsche Unternehmen beim Thema Diversität aufgestellt?

Diversität & Inklusion ist längst kein Trendthema mehr. Unternehmen erkennen immer mehr, dass Diversität in einer gelebten inklusiven Unternehmenskultur Zusammenhalt und Zugehörigkeit fördert, neue Mitarbeiter:innen leichter gefunden und bessere Geschäftsergebnisse erzielt werden.

Die Charta der Vielfalt e.V. bringt die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Diversity in der Arbeitswelt voran. Daher haben wir mit der Kommunikationsleiterin Juliane Schlei-Kreusch von der Charta der Vielfalt u. a. darüber gesprochen, wie gut deutsche Unternehmen aktuell beim Thema Diversität aufgestellt sind und welche Vorteile sie aus einem gezielten Diversitätsmanagement ziehen können.

Was bedeutet Diversität für Sie?

Diversität bedeutet, unsere vielfältige Gesellschaft als Realität zu akzeptieren und von den verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen zu lernen. Nur gemeinsam und mit vielfältigen Sichtweisen werden wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen können. Aber genau deshalb ist Diversität auch immer eine Haltungsfrage.

Wo sind deutsche Unternehmen beim Thema Diversität bereits gut aufgestellt und wo gibt es noch Nachholbedarf?

Diversity, Equity und Inclusion sind aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken: Unsere Studie Diversity Trends 2020 hat ergeben, dass sich gerade Unterzeichnende der Charta der Vielfalt deutlich aktiver mit Diversity Management auseinandersetzen als noch 2016. Viele von ihnen implementieren Diversity in die Unternehmensstrategie, fördern Mitarbeitenden-Netzwerke, setzen Diversity-Verantwortliche ein und führen Diversity Trainings durch. Auch das Bewusstsein ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen – so gaben selbst 63 Prozent der befragten Nichtunterzeichnenden an, dass Diversity immer relevanter wird. Doch das soll keinesfalls beschönigen, dass noch viel zu tun ist: Schauen wir uns das durchschnittliche Vorstandsmitglied an, dann ist es männlich (86 Prozent), deutsch (74 Prozent), 1968 geboren, mit Ausbildung in Westdeutschland (64 Prozent) oder im Ausland (34 Prozent). Das sind die Ergebnisse der letzten Studie der AllBright Stiftung. Vielfalt muss von den Führungsetagen noch stärker vorgelebt und unterstützt werden. Das heißt auch, Räume zu schaffen und weiterhin ein Bewusstsein für Vielfalt am Arbeitsplatz zu fördern, damit auch Mitarbeitende ein Verständnis entwickeln und sich mitgenommen fühlen.

Welche Tipps würden Sie einem Unternehmen geben, das erstmals Diversität in der Organisation verankern möchte?

Jedes Unternehmen, jede Institution hat ihre eigene Kultur. Was für die einen gut funktioniert, führt bei den anderen nicht zum gewünschten Erfolg. Deshalb gibt es leider keine Schablone, die wir vorgeben können. Allerdings erleben wir, dass die größte Wirkung dann erzielt wird, wenn Diversity Management in die Unternehmensstrategie eingebettet und ganzheitlich angegangen wird. Solche Prozesse brauchen viel Geduld und Resilienz: Diversity hat viele Facetten und greift in nahezu alle Strukturen. Dafür rate ich sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Führungskräften empfehle ich, gut zuzuhören. Dann lernen sie die Vielfalt ihrer Mitarbeitenden und Kund_innen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu nutzen.

Welche Vorteile können Unternehmen aus einem gelebten Diversitäts-Management ziehen?

Wenn Menschen sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, sein können, wer sie sind, schaffen wir ein Arbeitsklima, in dem sie kreativer und innovativer sein können. Wirtschaftlich betrachtet steigert das die Produktivität und damit den Umsatz. Gleichzeitig wird Vielfalt in der Gesellschaft immer wichtiger, gar gefordert: Vielfältige Belegschaften können sich besser auf unterschiedliche Zielgruppen einstellen und Organisationen, die auf Vielfalt setzen, haben weniger Fluktuation und gewinnen nachweisbar erfolgreicher Personal.