Wieso Digitalisierung ohne vorausgegangener bzw. simultaner Prozessverbesserung mehr Frustration als Erfolg bietet

Wieso Digitalisierung ohne vorausgegangener bzw. simultaner Prozessverbesserung mehr Frustration als Erfolg bietet

Einleitung

Die Digitalisierung hat zweifelsohne das Potenzial, Unternehmen in nahezu allen Branchen zu revolutionieren und effizienter zu gestalten. Doch trotz der hohen Erwartungen und Investitionen enden viele digitale Transformationsprojekte in Frustration und Enttäuschung. Einer der Hauptgründe hierfür liegt in der Vernachlässigung oder Unkenntnis über die Bedeutung von gleichzeitigen oder vorherigen Prozessverbesserungen vor der Einführung digitaler Lösungen. In diesem Fachbeitrag werden wir untersuchen, warum die Digitalisierung ohne eine entsprechende Prozessoptimierung eher enttäuschende Ergebnisse liefert.

1. Die Illusion der Digitalisierung als Allheilmittel

Oftmals neigen Unternehmen dazu, die Digitalisierung als ultimative Lösung für ihre Probleme anzusehen. Die Annahme, dass die Einführung von High-Tech-Tools und -Systemen automatisch zu erhöhter Effizienz und Produktivität führt, ist jedoch eine gefährliche Fehleinschätzung. Ohne eine klare Vision und Strategie für die Digitalisierung sowie eine gleichzeitige Überarbeitung der bestehenden Prozesse, laufen Unternehmen Gefahr, ineffiziente Abläufe in teure digitale Lösungen zu übertragen.

2. Mühsame Anpassung digitaler Lösungen an ineffiziente Prozesse

Die Implementierung digitaler Lösungen erfordert oft Anpassungen und Integrationen in bestehende Geschäftsprozesse. Wenn diese Prozesse bereits ineffizient sind, können digitale Tools nicht ihr volles Potenzial entfalten. Stattdessen führen sie zu Frustration und Verwirrung, da Mitarbeiter versuchen, veraltete Abläufe mit neuen Technologien in Einklang zu bringen. Dies kann zu zeitraubenden Workarounds führen und die anfänglichen positiven Erwartungen zunichte machen.

3. Datenqualität und -verfügbarkeit

Digitalisierung basiert auf Daten. Wenn die Qualität der vorhandenen Daten zweifelhaft ist und wenn diese Daten nicht in kohärenter Weise genutzt werden, kann dies zu Fehlentscheidungen und Fehlfunktionen führen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Prozesse zur Datenerfassung, -verarbeitung und -verwaltung optimiert werden, bevor digitale Systeme eingeführt werden. Andernfalls riskiert man "digitale Insellösungen", bei denen verschiedene Abteilungen unterschiedliche Datensätze nutzen, ohne den vollen Nutzen aus den vorhandenen Informationen zu ziehen.

4. Widerstand gegen den Wandel

Mitarbeiter können bei der Einführung neuer Technologien und Prozesse Widerstand leisten, insbesondere wenn diese Veränderungen nicht gut kommuniziert oder vorbereitet werden. Wenn die Prozesse, in die digitale Lösungen integriert werden sollen, bereits ineffizient oder fehleranfällig sind, verstärkt dies oft die Ängste der Mitarbeiter vor Veränderungen. Dies kann die Akzeptanz der neuen Technologien erschweren und den Erfolg des Digitalisierungsprojekts gefährden.

Fazit

Die Digitalisierung bietet zweifellos große Chancen für Unternehmen, aber sie ist kein Allheilmittel für alle Probleme. Ohne eine vorherige oder gleichzeitige Optimierung der Prozesse können digitale Lösungen eher zu Frustration als zu Erfolg führen. Unternehmen sollten daher eine umfassende Bewertung ihrer aktuellen Abläufe durchführen, ineffiziente Prozesse überarbeiten und dann gezielt digitale Technologien einführen, um das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen. Eine ausgewogene Kombination von Prozessverbesserungen und Digitalisierung ist der Schlüssel, um Frustration zu vermeiden und nachhaltige Erfolge zu erzielen.

sehr gut geschrieben und sehr richtig. Danke.

Gertraud Rumpold

Kommunikationsexpertin ÖBB-Infrastruktur AG

1 Jahr

Ich beobachte, dass Digitalisierung vom Topmanagement als eines DER Unternehmensziele bzw. als DIE Innovationsstrategie kommuniziert wird - und zwar über Jahre hinweg. Meist bleiben Aussagen dazu aber sehr abstrakt, Mitarbeiter:innen verstehen oftmals nicht, welche konkreten Maßnahmen damit eigentlich gemeint sind.

SIMON STANIC

Gemeinsam zur digitalen Fabrik | Innovative Lösungen für eine digitalisierte, flexible und effiziente Produktion | CAQ - MES

1 Jahr

Interessant geschrieben Christoph!

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