Wieviel Gegenwind erträgst du?
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Wieviel Gegenwind erträgst du?

Stefan Göttlinger

Dieses Jahr wollte ich mir gemeinsam mit meiner Frau einen ganz besonderen Urlaub gönnen… nach langer Coronapause wollten wir ein Abenteuer wagen und uns aus unserer Komfortzone raus bewegen. Also packten wir unsere Koffer und machten uns auf Richtung Kroatien. Für mich persönlich begann eine Reise, die mich immer wieder herausforderte und deutliche Parallelen zu meinem Alltag im Geschäftsleben aufwies. Und das mitten im Urlaub!

Es begann schon bei der Vorbereitung. Wie bei einem klassischen Projektstart musste ich flexibel sein und meine Planungen anpassen.  

Mir wurde nur ein für 2 Personen eigentlich zu großes und somit schwieriger zu führendes Schiff an einem anderen Ausgangspunkt angeboten. So saß ich da und überlegte, was ich tun soll. Soll ich wirklich meine Komfortzone verlassen und mir den Stress die nächsten zwei Wochen geben, ein größeres Schiff zu navigieren? Soll ich alles absagen und zwei entspannte Wochen am Strand erleben?

Nein! Als Leader, muss man auch unter erschwerten Bedingungen, das Abenteuer wagen und den Navigationsprozess zur Veränderung starten. Also würde ich es ja wohl auch packen die Herausforderung anzunehmen und dieses große Schiff vom neuen Startpunkt aus steuern können.

Mit den neuen Voraussetzungen setzte ich mir ein an die neuen Bedingungen angepasstes Ziel, das ich mit einer passenden Route erreichen wollte. Ist es im Geschäftsleben nicht auch so? 

Man will ein Projekt starten, das Team führen, ein Leader sein und navigieren. Dann stellt man fest, dass die Grundvoraussetzungen sich schon wieder verändert haben!?

Soll man das Projekt, die Veränderung, das Abenteuer wirklich wagen und auch den Frust, den Anpassung mit sich bringt, aushalten?Ich sehe viele Parallelen bei der Navigation eines Schiffs zum Geschäftsleben. Nur am Schiff geht alles viel schneller. 

Mit dem Auslaufen werden trotz stärkerem Wind und Wellen alle Segel gesetzt, um das Material am ersten Tag zu testen. Mein „Point of Change“ in diesem Urlaub war erfolgreich. Wie auch im Business ist nach den üblichen Anlaufschwierigkeiten der erste kleine Erfolg beim Segeln wichtig. Genau das gab mir den nötigen Auftrieb für die bevorstehenden Wochen auf See. Und den habe ich auch gebraucht, denn immer wieder gab es Herausforderungen, die wir auf der Segelyacht zu meistern hatten.

Wettervorhersagen sind toll. Und unzuverlässig. Das ist ein Problem, wenn man mit vorausgesagtem Wind rechnet und der nicht kommt oder umgekehrt - man beim Segeln tagsüber viel weiter vorankommt als geplant. Ich kann nicht zählen, wie oft wir unseren Nachtliegeplatz anpassen mussten…

Auch wenn keine Routenänderungen nötig ist, muss der Kurs und die Segelstellung konstant überwacht werden und passend zum Wind der optimale Kurs gesteckt werden. 

Es ist ständige Navigation erforderlich, um sich an die nicht beeinflussbaren Bedingungen anzupassen. Genau wie im Geschäftsleben – nicht alles ist planbar! Ich muss immer alle Bedingungen überwachen und das Beste daraus machen - ständige Navigation ohne den Fokus auf das gesetzte Ziel zu verlieren. 

Es gibt sowohl beim Segeln als auch in der Geschäftswelt immer wieder Umstände, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen und wir uns nur entscheiden können, wie wir darauf reagieren. Auf meiner Reise habe ich bisher von vielen Widerständen im Umfeld und bei den Bedingungen gesprochen. 

Alle waren überwindbar. Bisher. Aber wie sieht es mit der Technik aus? Sie hat einen enormen Einfluss und wir sind ihr doch oft „vollkommen ausgeliefert“. Auf einer Segelyacht gibt es viel Technik. Perfekt wäre, wenn man diese vor dem Auslaufen zu 100% prüfen würde. In der Realität ist dafür nicht genug Zeit und man muss dem Vercharterer vertrauen.

Und tja… was soll ich sagen? Natürlich hat uns die Technik einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mitten auf unserer Reise streikte die Frischwasserpumpe. Obwohl der Wassertank nicht ganz leer war, arbeitet die Pumpe nicht mehr richtig, was für uns bedeutete, dass es kaum noch Wasser zum Waschen und Duschen gab. Wassernachfüllen war eigentlich erst auf dem Rückweg geplant, aber die beschädigte Pumpe hatte das Potential, die Urlaubsstimmung kippen zu lassen. Dafür hatten wir bereits zu viel investiert und waren zu weit gereist. Eine Lösung muss her und mit etwas Wassersparen reichte es nur einen Tag früher als geplant in einem Hafen nahe der ursprünglichen Route Wasser aufzufüllen.

Die Planung wurde erneut durch die Technik maßgeblich beeinflusst und mein Entscheidungsraum eingeschränkt. 

Navigation muss das berücksichtigen und gangbare Lösungen ermöglichen!

Was für ein Hochgefühl es für mich war, dass es trotz der Bedenken und Widerstände immer weiterging und funktioniert hat. Ich hatte mit meiner Frau einen wunderschönen Urlaub, wurde herausgefordert und habe Widrigkeiten überwunden. Ich freue mich auf’s nächste Mal und habe tolle Impulse für meine nächste berufliche Phase mitgenommen. 

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